Bahnsperrung: Kurzes Fazit nach den ersten Stunden

Für die Pendler gibt es Studentenfutter und zahlreiche Infos. Servicemitarbeiter bezeichnen die Atmosphäre als "entspannt".

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Wuppertal ohne Züge — eine Großstadt im angekündigten Ausnahmezustand. Seit gestern fahren Busse statt Bahnen — zum zweiten Mal nach den Osterferien und diesmal für sechs Wochen. "Weitgehend gut angelaufen": So lautet das Fazit zum Schienenersatzverkehr nach den ersten Stunden Bahnsperrung. Man habe diesmal deutlich nachgesteuert und die Anzahl der Abfahrten verdoppelt, sagt Bahnsprecherin Kirsten Verbeek: "Die Busse sind überwiegend pünktlich gestartet - natürlich sind auch einige Ausreißer dabei." Doch insgesamt sei man zufrieden, so die Bahnsprecherin am Montagmorgen am Bahnhof Oberbarmen — für die nächsten sechs Wochen sozusagen der „Ersatzhauptbahnhof“.

Aufgrund des Dauerstaus auf der A46 habe man zudem bei Fahrzeit und Taktung nachgebessert, "doch leider ist diese Situation nicht berechenbar, man kann Stau nicht in den Fahrplan einpreisen." Insgesamt 230 Busfahrer und 90 Gelenkbusse sind laut Bahn im Einsatz, rund 30 000 Fahrten sind während der kommenden sechs Wochen geplant. Stündlich gebe es bis zu 20 Abfahrten mit mehr als 50 Bussen vom Wuppertaler Hauptbahnhof. Die Busfahrer seien geschult worden und hätten die Strecken vor ihrem Einsatz mehrfach abfahren müssen, sagt Buskoordinator Uwe Sonnenschein zum Ersatzverkehr.

Zu Ostern wirkten einige Busfahrer teils ortsunkundig, das soll diesmal besser sein. Sonnenschein: "Die Fahrer kommen aus ganz NRW." Aufgestockt worden seien auch die Servicekräfte vor Ort, so Bahnsprecherin Verbeek, "vor allem in den Hauptverkehrszeiten zwischen 6 und 10 sowie 15 und 19 Uhr". Zu ihnen zählen Fahrgastkoordinatoren, Servicemitarbeiter und sogenannte Reisenden-Lenker, die an an den roten Jacken und Westen zu erkennen sind. Sie informieren und verteilen unter anderem Studentenfutter mit dem aufgedruckten Satz: "An unseren Bauarbeiten haben Sie ganz schön zu knabbern."

Einer der Servicemitarbeiter ist der Wuppertaler Andreas Zentler am Bahnhof Oberbarmen, er wirkte nach den ersten Stunden Bahnsperrung erleichtert: "Ich war überrascht, wie entspannt die Atmosphäre heute früh war", sagt er: "Die Leute sind gut informiert." Besser als noch zu Ostern - das bestätigen auch andere Mitarbeiter - und Reisende wie Alexandra Wöhle, die morgens aus Witten nach Wuppertal pendelt. "Doch, ich wusste Bescheid", sagt sie, und passt sich wie tausende anderer notgedrungen der Situation an. Andere sind weniger zufrieden. Judith Orf wollte gestern um 6.05 Uhr den SEV zum Düsseldorfer Hauptbahnhof nehmen, der so überfüllt gewesen sei, dass man aufgefordert worden sei, auf den angekündigten, unmittelbar folgenden Bus zu warten — der aber nicht kam. Nach diversen Fahrzeugen Richtung Velbert und Solingen sei dann erst um 6.30 Uhr wieder ein Düsseldorfer Bus gekommen, ebenfalls völlig überfüllt. „Wir standen also die gesamte Fahrt, die nicht, wie prognostiziert 35 Minuten, sondern 45 Minuten dauerte. Bedenkt man, dass dies nun für die nächsten sechs Wochen der ,Normalzustand’ sein könnte, hebt sich die Stimmung nicht wirklich.“