Wuppertal Befristete Verträge: Verdi greift Wuppertaler Call-Center-Betreiber an
Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Unternehmen Convergys vor, es beschneide die Rechte des Betriebsrates und verstoße gegen Gesetze.
Wuppertal. Vor knapp zwei Jahren eröffnete die buw-Unternehmensgruppe einen Standort in Wuppertal und belebte für ihr Call-Center 2400 Quadratmeter Büroflächen in den Friedrichsarkaden nahe der Rathaus-Galerie in Elberfeld neu. Das Versprechen damals: Bis Ende 2016 sollen 500 neue Jobs geschaffen werden. Seit Juli 2016 gehört buw zum US-amerikanischen Unternehmen Convergys. Kritik gibt es jetzt von Verdi.
Convergys, so ein Vorwurf, beschneide die Rechte des Betriebsrates und habe zudem gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstoßen. Der Betriebsrat, so Gewerkschaftssekretär Özay Tarim, hatte kürzlich unbefristete Neueinstellungen abgelehnt. Grund: Durch diese Neueinstellungen wären 44 noch befristete Kollegen benachteiligt worden.
„Der Betriebsrat hatte bereits seit Anfang des Jahres 160 unbefristeten Neueinstellungen zugestimmt. Allerdings war der Betriebsrat zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend geschult worden“, erklärt Tarim. Der Paragraf 99 im Betriebsverfassungsgesetz gebe nämlich dem Betriebsrat die Möglichkeit, dass es durch Neueinstellungen keinerlei Benachteiligungen der derzeit befristet beschäftigten Kollegen gibt. Zudem, so Tarim, habe Convergys (damals noch buw) die mögliche Schulung der Betriebsräte erschwert.
Ein kurzer Rückblick: Von Anfang an hatte buw (später Convergys) Mitarbeiter befristet eingestellt, mit Verträgen über 18 Monate. Das habe auch mit der hohen Fluktuation in dieser Branche zu tun, heißt es vonseiten der Firma. Verdi bestätigt das, prangert aber auch die Arbeitsbedingungen an. Der Job sei stressig und gerade mit dem Mindestlohn bezahlt. „Im Vergleich zu dem, was vom Arbeitnehmer erwartet wird, ist das ein Witz“, so Tarim.
Die Gewerkschaft drängte auf eine Entfristung der Verträge, Ende 2016 habe das Unternehmen zugestimmt. Mittlerweile arbeiten in Wuppertal 330 Mitarbeiter, davon noch etwa 40 mit befristeten Verträgen, so ein Convergys-Sprecher. Einige dieser Verträge liefen nur noch bis Ende August/Ende September, so Tarim. Verdi hat die Sorge, dass das Unternehmen einen Großteil der befristeten Verträge einfach auslaufen lässt. Dieses Schicksal hätte auch schon Mitglieder des Betriebsrates getroffen. Aktuell ist ein Fall vor dem Arbeitsgericht gelandet, in Kürze soll in Wuppertal verhandelt werden. Dem Mitarbeiter, so Tarim, sei vorgeworfen worden, dessen Produktivität stimme nicht. Konkret sei Convergys aber nicht geworden. Tarim vermutet allerdings, dass dem Unternehmen die Betriebsratstätigkeit des Arbeitnehmers ein Dorn im Auge war.
In anderen Mitarbeitergesprächen sei vonseiten Convergys’ mehrfach von einer Krankheitsquote von zehn Prozent gesprochen worden, beziehungsweise diese als Kritikpunkt an Mitarbeitern angeführt worden. „Auf unsere Frage, was sich denn überhaupt genau hinter dieser Quote verbirgt, haben wir aber nie eine schlüssige Antwort bekommen“, ärgert sich Tarim.
Ein weiterer Vorwurf: Convergys habe kürzlich sechs Mitarbeiter neu in den Betrieb integriert — obwohl der Betriebsrat aufgrund des Konflikts bezüglich Be- und Entfristung dem noch gar nicht zugestimmt hatte. „Also ein klarer Verstoß gegen die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates“, sagt Tarim.
Ein Sprecher des Unternehmens bestätigt das, spricht aber von einem Ausnahmefall. „Wir sind ein agiles Unternehmen in einer Branche, die Flexibilität und Schnelligkeit erfordert.“ Der Betriebsrat habe nachträglich seine Zustimmung erteilt. „Wir sind und waren aber immer bestrebt, den bei uns vorgesehenen Prozess einzuhalten.“
Auch zu anderen Kritikpunkten von Verdi nimmt das Unternehmen Stellung. Eine sogenannte Krankheitsquote oder ähnliches gebe es nicht. Zudem werde über dem Mindestlohn gezahlt. Aktuell werde ein neues Vergütungssystem eingeführt. „Es basiert auf zwei Säulen: einen Stundenlohn von mindestens 9 Euro sowie einer zusätzlichen leistungsorientierten Vergütung“, so der Sprecher. Davon profitierten in Wuppertal derzeit 249 Mitarbeiter. Alle weiteren Mitarbeiter sollen folgen.
Wie viele der 40, zum Teil ja schon in einigen Wochen, auslaufenden Verträge verlängert werden, dazu wollte sich Convergys allerdings nicht äußern. Jeder Fall werde individuell und unabhängig vom Befristungsdatum betrachtet. Tarim befürchtet, dass sich Convergys auf diesem Weg unliebsamer Mitarbeiter entledigen wird.