Mehr Stickoxid in Wuppertals Luft

Die Belastung ist wieder leicht gestiegen. Der Luftreinhalteplan soll fortgeschrieben werden. Stadt sieht auch Bund in Pflicht.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Diesel und die von ihm verursachte Luftverschmutzung sind derzeit wieder ständiges Thema: Die Abgase aus Dieselmotoren enthalten Feinstaub und Stickoxide, beide sind schädlich für die Gesundheit. Wie gut die Luft in Wuppertal ist, dokumentiert ein jährlicher Messbericht. Die Zahlen für 2015 und vorläufige Entwicklungen für 2016 wurden jetzt im Umweltausschuss vorgestellt. Danach steht Wuppertal in Sachen Feinstaub gut da, aber die Stickoxide bereiten Sorgen: Noch immer liegt deren Vorkommen in der Luft oberhalb der Grenzwerte, er stieg zuletzt sogar leicht.

Foto: Andreas Fischer

An 24 Standorten misst die Stadt den Stickoxid-Gehalt. Der sank über Jahren. Doch 2015 blieb er auf Vorjahresniveau. Das bedeutet, dass noch immer mehr Stickoxide in der Luft sind, als europaweit erlaubt ist. Für das Jahresmittel liegt der Grenzwert bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Marke wurde an der Hälfte der Messpunkte überschritten. Die gab es an der Briller Straße mit 66 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel.

Im Jahr 2016, das noch nicht vollständig ausgewertet ist, hat es sogar einen Anstieg der Werte gegeben: An neun Stationen lag der Jahresmittelwert höher als 2015.

Ansgar Toennes, Leiter des Ressorts Umweltschutz, führt diese Entwicklung einerseits auf meteorologische Effekte, andererseits auf die B7-Sperrung zurück: „Wir wissen auch nicht, wie sich jetzt die Wiedereröffnung der B7 auswirkt.“ Doch grundsätzlich seien die Werte zu hoch.

Deshalb wird Luftreinhalteplan für die Stadt fortgeschrieben. Dieser Plan wurde unter Federführung der Bezirksregierung 2008 erstmals aufgestellt und 2013 aktualisiert. Er führt zahlreiche Maßnahmen zur Luftverbesserung auf: von der Einrichtung eines Parkleitsystems über die abgastechnische Optimierung der Busse bis hin zur Einrichtung der Umweltzonen. Vieles davon ist bereits umgesetzt: „Wir haben schon alles Mögliche zusammengekratzt“, formuliert es Toennes.

Ein großer Schritt könnte der Einsatz von wasserstoffgetriebenen Bussen sein, den die Stadtwerke planen. Der Wasserstoff soll an der Müllverbrennungsanlage produziert werden. „Das ist sehr innovativ“, so Toennes.

Hilfreich seien auch die jetzt von Regierung und Autoherstellern beschlossenen Software-Updates für Dieselautos. Sie sollen den Ausstoß von Stickoxiden um bis zu 30 Prozent reduzieren. Nach Toennes’ Einschätzung wird das dazu führen, dass die Gerichte die Wirkung prüfen und noch keine Fahrverbote verhängen.

Ob die Software-Updates ausreichen, damit in Wuppertal die Grenzwerte eingehalten werden, „ist schwer einzuschätzen“, so Toennes. Besser wäre es, wenn nicht nur die Software, sondern auch die Hardware, also die Motoren, nachgerüstet würde — das würde die Stickoxide um 95 Prozent reduzieren: „Eigentlich ist der Bund am Zug.“

Bettina Brücher, Grüne und Vorsitzende des Umweltausschusses, fordert für Wuppertal eine noch konsequentere Förderung von Radverkehr und ÖPNV, um die Luftqualität zu verbessern. Auch sie sieht den Bund in der Pflicht. Und sie ist enttäuscht, dass der Wuppertaler Verkehrsausschuss nicht einem Grünen-Antrag folgte, in einem Appell die Bundesregierung aufzufordern, Elektroautos, ÖPNV und Radverkehr stärker zu fördern. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, bedauert sie.