Traditionsveranstaltung Beim Bleicherfest lautet das Motto Lieber gucken statt kaufen

Wuppertal · Der Bürgerverein freut sich über viele Besucher, die Händler wünschen sich mehr Umsatz.

Ein bekanntes Bild beim Bleicherfest: Tausende Besucher schlängeln sich über die Trödelmeile.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Garnbleicher? Die meisten Passanten zucken mit den Schultern. Was die namensgebenden Handwerker früher getan haben und dass die Langerfelder Garnbleicher-Gruppe auch dieses Jahr die alte Kunst auf dem Bleicherfest zeigt, bleibt den meisten Besuchern des Flohmarktes verschlossen. Sie sind entweder auf der Suche nach günstiger Kleidung und Haushaltswaren oder schätzen einfach die Abwechslung. Nur die wenigsten Besucher tragen Tüten oder Stoffbeutel mit neuen Errungenschaften; viele wollen offenbar mehr gucken als kaufen. „Leute, ihr müsst auch mal den Geldbeutel aufmachen“, ruft ein professioneller Händler leicht genervt.

Die eigentlichen Schnäppchenjäger sind da schon lange weg. Sie kommen früh morgens auf der Suche nach Silberbesteck, Handys oder hochwertigen Spielsachen wie Kinderfahrrädern und Rollern. Birgitt Zöllner steht schon seit 3 Uhr an ihrem Stand und findet: „Diesmal war nachts nicht so viel los wie sonst.“

Trotzdem ist sie guter Dinge, das meiste zu verkaufen: „Ich freue mich immer, wenn ich jemandem für zwei Euro oder so eine Freude machen kann.“ Deshalb geht sie im Zweifel mit dem Preis herunter. So wie bei dem Teddy mit Sonnenbrille und Strohhut: Den bekommt die Käuferin nach kurzem Handeln für 2,50 Euro statt für vier. Nebenan geht der Gilden-Kölsch-Krug für vier statt fünf Euro weg.

Svenja Wiethoff hatte für das Bleicherfest zahlreiche alte Schätzchen mitgebracht – darunter Lampen, Spiegel und Spielzeug.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Eine bunte Mischung
von Käufern und Verkäufern

Ähnlich sieht es auch Svenja Wiethoff: „Bevor ich es in den Müll werfe, gebe ich es halt für kleines Geld weg.“ Aber auch ihr fällt auf, dass die Heckinghauser diesmal besonders wenig Geld investieren wollen. Das gleiche Problem haben die Puppen mit den selbst gehäkelten Kleidern, der Rosenweihrauch oder die eigenhändig gesammelten Halbedelsteine: Alle bewundern die Stücke, aber niemand möchte das Geld dafür auf den Tisch legen. Nur am Stand eines Schneidegeräts winken die Menschen in Scharen mit 20-Euro-Scheinen, um das Küchengerät mitzunehmen. Und Bratwürste gehen immer.

Eine bunte Mischung von Verkäufern säumt beim Bleichermarkt die Straßen: Professionelle Händler haben Küchenzubehör, Batterien oder Holzwaren ausgebreitet. Erfahrene Privatverkäufer sitzen gemütlich unter einem Pavillon vor ordentlich sortiertem Hausrat. Neulinge bieten Unterschiedlichstes auf Decken an, manchmal in wildem Durcheinander.

Ebenso bunt wirkt die Masse, die sich an den Ständen entlangschiebt: Eltern mit Kinderwagen, Senioren im Plausch mit Freunden, ein junger Mann hält zwei Paar Turnschuhe in der Hand. Eine elegante Dame trägt Kleid und Frisur der 60er Jahre, ein älterer Herr in türkischer Hose lässt die Gebetskette durch die Finger gleiten, während er gleichzeitig am Handy telefoniert. „Der Besuch ist schon sehr gut“, freut sich Jürgen Nasemann, Vorsitzender des Bezirksvereins Heckinghausen. 320 Stände sind dieses Jahr aufgebaut, ähnlich viele wie in den vergangenen Jahren. Kulinarisch ist eine breite Palette vertreten. Neu sind diesmal zwei Bands der Bergischen Musikschule, die auf der Bühne für Stimmung sorgen. Und die Garnbleicher in ihren weißen Schürzen und mit ihren hölzernen Güten versuchen ein weiteres Mal, den Heckinghausern die alte Tradition des Garnbleichens näher zu bringen.