Ronsdorf. Beim Liefersack zeigt sich die ganze Vielfalt in Ronsdorf
Ronsdorf. · Vereine und Institutionen präsentierten sich auf dem Bandwirkerplatz. Für die Besucher gab es einiges zu entdecken.
Ein wenig wirkten sie versteckt: Der metallene Bandwirker und seine Braut waren verdeckt vom Technikzelt, das beim „Ronsdorfer Liefersack“ das Bühnenprogramm regelte. Doch der Schein trog: Das Fest stand wie immer im Zeichen der Tradition, und das rund um den Bandwirkerplatz keineswegs nur im Namen.
„Liefersack“ – die Bezeichnung ist auch ein Bekenntnis: Den Titel zu Ronsdorfs beliebtem Fest gibt ja ein historisches Handwerk oder doch ein Utensil dazu. Im Sack wurden einst die Garne vom Wupper-Tal mühsam auf die Höhen transportiert, in den großen Zeiten der hiesigen Textilverarbeitung. Dass sich Bewohner höherer Ortsteile gern nur möglichst kurz ins Tal begeben, soll ja generell vorkommen. Beim Garnträger freilich war es weniger Dünkel als Praxis, was ihn schnell wieder auf die vertrauten Höhen trieb: Die Bandwirkereien warteten aufs textile Rohmaterial.
Es gibt nicht so viele Stadtteilfeste dieser Art in Wuppertals Feierkalender: Auf einem zentralen Platz statt verteilt, neben Bühne und Bratwurststand auch voll Infoständen mit lokalhistorischem Bezug. Das Musikprogramm freilich war international: Posaunenchor Ronsdorf und Bergische Musikschule etwa boten Hits aus Musical (von „Cats“ bis „Phantom der Oper“) und Kino (wie „Fluch der Karibik“). Und mit der „German Zhen Chung Kung Fu Association“ wurde es sogar exotisch: Ein typisch chinesischer „Drachentanz“ mit einer bizarren Kreatur strahlte auf seine Art ebenso Würde und Harmonie aus wie auch zwei Frauen beim Tai Chi.
Förderverein Bandwirker-Bad
als eine tragende Säule
Gar so lange ist die Zeit der pendelnden Bandwirker noch gar nicht her: Josua Halbach vom Bandwirkermuseum zeigte sich nicht nur bestens vertraut mit der Maschine, die „Kette“ und „Schuss“ (zwei Fadenbahnen waage- beziehungsweise senkrecht) zu feinen weißen Bändern verknüpfte. Bandwirker in der Familie kannten ihm zufolge noch den langen Weg aus dem Tal: „Mein Vater hat den Bus genommen, aber mein Großvater ist zu Fuß hochgegangen.“
Stände von Vereinen und Initiativen waren Teil des Bildes und setzten Akzente. Neben dem Sozialverband VdK oder auch dem Reservistenverband gab es auch Hingucker wie den Jägerstand: Präparierte Tiere lockten mit einer Mischung aus Faszination und vielleicht ein bisschen Grusel. Ein Dachs war ebenso zu sehen wie Fasan und Rebhühner; kleine Fellproben luden zum Raten ein, von welchem Tier sie stammten. Kinder blieben stehen und waren unsicher über den oder jenen Vogel, Jäger Bernd Berenbeck sprach sie an und klärte auf. Dass Jäger wichtige Arbeit für einen funktionierenden Wald leisten, erklärte er Interessierten gern. Der Fachmann, war zu lernen, schießt dabei in einer Wildschweinrotte nicht den Garanten für Struktur in der Fortpflanzung, nämlich die Leitbache: „Dann explodiert der Bestand.“
Für die Jüngsten gab es noch viel mehr zu tun: Eine Hüpfburg lockte inmitten des Geschehens, vorm Lokal „Bergischer Hof“ hatten Mädchen auf dem Karussell der Sparkasse ihren Spaß, die sichtlich vom Kinderschminken am nahen Stand von St. Joseph kamen: Biene, Hund und Schmetterling drehten ihre Runden.
Zumindest im Wort mit Handwerksbezug dann wieder ein Vereinsstand: Der Förderverein Bandwirker-Bad gab Auskunft über Geschichte und Gegenwart der Ronsdorfer Badeanstalt. Mit diesem Namen privat betrieben wird es noch keine zehn Jahre: 2010 hatte die Stadt noch die Schließung geplant; der Verein, in Reaktion darauf gegründet, initiierte eine Betreibergesellschaft und ist nun eine der Säulen, um den schon seit 1885 gepflegten Badespaß noch zu ermöglichen. Nicht nur mit Infos widmeten sich die Damen vom Verein heute dem nassen Element – mit Sekt und Aperol schenkten sie den Besuchern auch feine Getränke aus.