Neue Nutzung Neue Wohnungen wecken Interesse

Barmen. · Kontorgebäude der Konsumgenossenschaft wurde für 2,5 Millionen Euro umgebaut.

 Im ehemaligen Kontorgebäude der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ an der Münzstraße sind barrierefreie Wohnungen entstanden.

Im ehemaligen Kontorgebäude der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ an der Münzstraße sind barrierefreie Wohnungen entstanden.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Oberhalb der Nordbahntrasse steht an der Münzstraße die ehemalige Konsumgenossenschaft Vorwärts. 1904 erbaut, verkörpert der denkmalgeschützte Komplex nicht nur Stadtgeschichte, sondern auch deutsche Geschichte. Und jetzt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Das Kontorgebäude wurde wieder hergerichtet und beherbergt 18 barrierefreie, altengerechte Wohnungen. Am Samstag konnten sich bei einem Tag der offenen Tür die ersten Interessenten ein Bild machen.

Drinnen riecht es noch nach frischer Farbe. Besucher, die auf den Aufzug verzichten und die Treppe nehmen, laufen noch über Malerfließ. 17 Wohnungen zwischen 40 und 76 Quadratmetern werden angeboten. Die Kaltmieten betragen zwischen 223 und 386 Euro plus Nebenkosten. Dazu kommt eine Gruppenwohnung mit einer Größe von 128 Quadratmetern. Wer einziehen will, braucht einen Wohnungsberechtigungsschein. Das Angebot richtet sich an Personen ab 60 Jahren.

„Jetzt geht es los“, sagt der Leiter des Gebäudemanagements (GMW), Hans-Uwe Flunkert. Denn fertig war das Kontorgebäude eigentlich schon 2015. 2,5 Millionen Euro hatten die Umbaukosten betragen. Knapp 1,5 Millionen Euro gab es an Fördermitteln. Die Umbauarbeiten erfolgten im Rahmen eines Modellprojekts, das öffentliche Beschäftigung und Qualifizierung von Zielgruppen sowie Wohnungsbauförderung verknüpfte. So wurde ein Großteil der Arbeiten durch die Gesellschaft- für berufliche Aus- und Weiterbildung (GBA) ausgeführt. Dann brauchte die Stadt das Gebäude aber erstmal, um unbegleitete Flüchtlinge unterzubringen. Nach deren Auszug Anfang 2018 wurde in Abstimmung mit dem Bauförderungsamt aufwendig renoviert.

„Wir wollen hier soziales Leben entwickeln“, sagt Flunkert. Wie hier preiswerter Wohnraum geschaffen wurde, das passe zu der Idee der Genossenschaftsbewegung von damals. Als die Konsumgenossenschaft 80 000 Mitglieder hatte, 20 000 Brote am Tag gebacken wurden, ein eigener Gleisanschluss in die Keller des damals hochmodernen Komplexes führte.

Interessenten können sich beim Gebäudemanagement melden

„Das ist kein Wohnen von der Stange“, sagt eine der Interessentinnen beim Tag der offenen Tür. „Ich hoffe auf eine tolle Hausgemeinschaft. Ich mag es nicht, wenn man sich nicht kennt und es nur einen Putzplan für die Treppe gibt.“ Auch eine andere Frau ist angetan: „Die Räume sind hell. Die Lage ist ruhig. Das ist schön gemacht. Schade nur, dass es keinen Balkon gibt. Aber wenn ich Nummer vier oder zehn bekommen könnte, würde ich sofort einziehen. Die haben große Wohnküchen, das wäre optimal.“ Und ein Besucher sagt: „Da ist aber mal mit öffentlichen Geldern etwas richtig Gutes entstanden.“

Dort, wo einmal eine Cafeteria einziehen soll, die an die Caritas oder eine ähnliche Institution vermietet werden soll, tragen sich die Interessenten in Listen ein. Wer es zum Besichtigungstag nicht geschafft hat, wendet sich ans GMW. Und wer mehr über die Geschichte wissen will: Am ersten Mittwoch und Sonntag eines Monats kann man eine Ausstellung des Fördervereins Konsumgesellschaft Vorwärts Münzstraße im hinteren Gebäude besichtigen.