Kultur in Wuppertal Bei diesem Theater ist die Bühne ganz nah

Wuppertal · Die Gruppe Filidonia tritt am 6. April erstmals in Wuppertal auf.

Mariam Bathe und Kai Philipp Mücke.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Wenn die Theatergruppe Filidonia spielt, gibt es keine Trennung zwischen Publikum und Bühne. Ganz nah sind die Zuschauer den jungen Performern, die Schauspiel mit Musik, Tanz und Kunst verbinden. Bisher bespielte Filidonia, deren Mitglieder von Kunst- und Musikhochschulen aus ganz NRW kommen, ein leerstehenden Wohnhaus in Remscheid. In diesem Jahr tritt die Gruppe erstmalig in Wuppertal auf. Nach der Remscheider Premiere im Kultshock am 23. Februar wird das Stück „Das andere Gesicht – die Scham der Gesellschaft“ am 6. April im Loch gezeigt.

„Es ist immer mein Traum gewesen, in Wuppertal zu spielen“, sagt Miriam Bathe mit Vorfreude in der Stimme. Für die 29-jährige Initiatorin von Filidonia ist es ein Heimspiel – und der Auftritt im Loch nur folgerichtig. „Wuppertal ist für mich die Stadt der improvisierten Musik und des Tanztheaters.“ Ihre Spontaneität konnte die Geigerin, die an der hiesigen Musikhochschule studiert hat, zuletzt bei Gunda Gottschalks Impro-Stück „Die 10 Gebote des Clowns“ unter Beweis stellen.

Bei „Das andere Gesicht“ widmet sich das zwölfköpfige Filidonia-Ensemble Tabus wie Sexualität, Tod und Religion. Gesellschaftskritik ist jedoch nicht die Sache der Akteure. Stattdessen gehen sie die Tabu-Themen spielerisch an, verwandeln ihre Assoziationen in Worte, Klänge, Bewegungen und Bilder. Hinzu kommt ein vorproduzierter Videofilm. „Wir wollen nicht bewerten, sondern auf Dinge hinweisen“, erklärt Filidonier Kai Philipp Mücke (25). „Jeder geht von sich und seinen persönlichen Erfahrungen aus.“ Der in Köln lebende Schauspieler legt sich für seinen Monolog nur wenige Sätze zurecht. Alles andere ergibt sich aus dem Moment.

Die Spielorte Kultshock und Loch bestimmen die Form des Stücks. Konnte Filidonia sonst gleichzeitig mehrere Räume nutzen, wird sich „Das andere Gesicht“ in einem großen Raum abspielen. Je nachdem, welcher Performer aktiv ist, steuert das Publikum die eine oder andere Station an. „Ich habe eine feste Reihenfolge erstellt“, berichtet Regisseurin Bathe. „Wie lange die Teile dauern, steht noch nicht fest.“ Denn während der Aufführung hängt die Dauer einer Szene davon ab, wie lange die Zuschauer verweilen.

Kai Philipp Mücke hofft auf „ein offenes, unvoreingenommenes Publikum“. Welchen Eindruck die Performances von Filidonia machen, erfährt Miriam Bathe regelmäßig. „Nach jeder Aufführung melden sich Leute, die unbedingt mitmachen wollen.“