Kultur Benefiz-Konzert für Flut-Opfer füllt den Stadthallengarten
Die Veranstaltung von „Wuppertal hilft!“ war schnell ausverkauft. Auf solch ein Event hatten offenbar viele gewartet.
Ein Benefizfestival unter Corona-Bedingungen? Das konnte sich Stefan Mageney, Musiker und Vereinsvorsitzender von „Wuppertal hilft“, lange nicht vorstellen. Doch als die Flut Mitte Juli auch über seine Stadt hereinbrach, war ihm klar, dass „Wuppertal hilft!“ dringender denn je gebraucht wird: „Jetzt müssen wir was tun, jetzt müssen wir helfen. Wenn nicht wir, wer denn?“ Schließlich hat sein Verein bereits ein Dutzend Konzerte für den guten Zweck organisiert. Dadurch wurden seit 2005 über 420 000 Euro erwirtschaftet, die unter anderem an die Wuppertaler Tafel gingen.
Angesichts der Katastrophe dachte Mageney an ein Open-Air-Konzert – eine Idee, die er knapp sechs Wochen später mit zahlreichen Partnern umsetzen konnte. Für das Benefizfestival „Wuppertaler Fluthilfe 2021“ stellte die Stadthalle GmbH ihre Location zur Verfügung, die Sparkasse ihre Bühne im Stadthallengarten.
Auf solch ein Event hatten offenbar viele gewartet. Nicht nur die acht Bands und Einzelkünstler, die sich auf einen Aufruf von „Wuppertal hilft“ gemeldet hatten und sichtlich froh waren, endlich mal wieder live zu spielen. Da waren vor allem an die 350 Besucher, die am Samstagabend Liegestühle, Bierbänke und Strandkörbe vor der Bühne belegten. „Diese Veranstaltung war rucki, zucki ausverkauft“, sagte Mageney im Gespräch mit Moderator Michael Brockordt. Nun sei es wichtig, dass der Erlös aus den Zehn-Euro-Tickets „hundertprozentig“ an die Flutopfer geht.
Der Verein WIN
verteilt die Einnahmen
Um die Verteilung der Einnahmen wird sich deshalb der Verein „Wuppertaler in Not“ (WIN) kümmern. Das gilt auch für Sponsorengelder und das Geld, das man auf dem Festivalgelände in die Spendenbox werfen konnte. Für WIN sprach Georg Rose (Radio Wuppertal). Der Verein werde aktiv, betonte er, sobald er Hinweise auf Hilfsbedürftige bekomme. Das sei nötig in einer Stadt, in der es immer wieder Fälle extremer Armut gebe. Stellverstretend für OB Schneidewind dankte Bürgermeister Heiner Fragemann „Bürgerinnen und Bürgern“ für ihr Engagement. „Das Festival hat einen besonderen Platz in dieser Geschichte.“
Mit Tim Oelbermann vom Technischen Hilfswerk und Bruder Dirk Wasserfuhr gab der Veranstalter denen eine Bühne, die in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli Nothilfe geleistet hatten. Ob Gebäude mit Sandsäcken sichern oder Keller auspumpen – das THW sei bis zum frühen Morgen im Einsatz gewesen, berichtete Oelbermann. Wobei das erst der Anfang gewesen sei. Die Zahl der offenen Einsätze belaufe sich auf über tausend. „Das wird Wochen und Monate dauern, bis alles abgearbeitet ist.“
Großen Applaus bekam auch der Mönch, der die Gefahr für Beyenburg früh erkannt und in der Flutnacht Sturm geläutet hatte. Die Glocke, so Bruder Dirk, hätte zum Glück nicht nur die Anwohner geweckt, sondern auch viele Helfer herbeigerufen. „Die Hilfsbereitschaft war ganz enorm.“ Von daher habe die Katastrophe – allem Leid zum Trotz – auch Positives zum Vorschein gebracht. Zwischen Opfern und Helfern seien echte Freundschaften entstanden.
Auf ihre Art bedankten sich auch die Musiker bei den Fluthelfern. So hatten die Alten Schweden kurzerhand David Bowies „Helden“ umgetextet. „Und ihr seid dann Helden an diesem Tag“, sang Bandleader Wolfgang Sengotta. Ebenso machte er aus „Come Together“ (Kommt zusammen) von den Beatles ein Dankeschön-Lied. Wolfgangs Bruder Dirk saß am Schlagzeug, als die Tribute-Band Ballroom Blitz ein musikalisches Feuerwerk abbrannte. Die stilechten Interpretationen von „The Sweet“-Hits rissen die Zuhörer von ihren Sitzen.
Für einen weiteren Höhepunkt des Konzerts sorgte Stefan Mageney, der gegen Ende die Veranstalter-Rolle hinter sich ließ und zum Mikrofon griff. Unterstützt vom Duo Inka und Kai Auhagen, stimmte er Elton Johns „Can You Feel The Love Tonight“ an – und widmete den Song seiner kürzlich verstorbenen Mutter.