Benefizkonzerte: 350 Musiker — ein großes Ziel
Wuppertal. Die Wuppertaler Musik-Szene will mit zwei Konzerten die Flutopfer unterstützen. Die WZ traf die Veranstalter, die auf viele Besucher hoffen, zum Interview.
Herr Ufermann, Herr Mageney, Sie werben gemeinsam für zwei Benefiz-Konzerte zugunsten der Flutopfer. Wäre es nicht möglich gewesen, die Hilfsbereitschaft der Wuppertaler mit einem einzigen, gemeinsamen Konzert zu aktivieren?
Erhard Ufermann: Das war in der Kürze der Zeit leider nicht mehr zu machen. Am Montag vergangener Woche war ich nach einem Gespräch mit Dietrich Modersohn, dem Leiter der Kurrende — er kommt ja aus Ostdeutschland —, darauf gekommen, ein Benefiz-Konzert zu machen. Darauf habe ich angefangen, zu planen und Künstler einzuladen. Und am Donnerstag habe ich dann mit Stefan telefoniert.
Stefan Mageney: Wobei wir festgestellt haben, dass wir beide zur gleichen Zeit die gleiche Idee hatten. Denn wir von Wuppertal Hilft waren da schon mitten in den Planungen für ein Konzert bei Hako. Beide Aktionen da noch zusammenzubringen, war nicht mehr möglich.
Und jetzt machen Sie eben Werbung für das Konzert des jeweils anderen.
Ufermann: Ja. Wobei wir natürlich unterschiedliche Zielgruppen ansprechen — ich eher das klassische bürgerliche Konzertpublikum, das Konzert von Wuppertal Hilft den Rock- und Pop-Bereich.
Nächste Woche schon stehen die beiden Konzerte auf dem Programm. Wie weit sind Sie mit den Planungen?
Mageney: Das ist ja das Schöne an der Stadt — man hat kurze Wege und eine unglaublich breite, engagierte Szene. Ich habe nach einem einzigen Post bei Facebook auf einen Schlag genug Bewerbungen von Künstlern gehabt, um zwei Konzerte bestreiten zu können.
Ufermann: Insgesamt haben wir jetzt 350 Mitwirkende bei beiden Konzerten — und das 14 Tage nach der Geburt der Idee! Mehr könnte man gar nicht in einen Konzert-Abend unterbringen, gerade unter der Woche. Wir haben in der kommenden Woche in der Stadthalle alle evangelischen Chöre Wuppertals auf ein- und derselben Bühne! Das ist meines Wissens das erste Mal, dass das überhaupt der Fall ist. Für mich ist das ein schönes Zeichen dafür, wie wichtig es den Musikern in dieser Stadt ist, für dieses Projekt zusammenzustehen.
Herr Ufermann, gerade das Konzert des Kirchenkreises hat einen eher ungünstigen Termin — an einem Dienstagabend. Trotzdem gehen Sie in den großen Saal der Stadthalle. Ein Risiko?
Ufermann: Wir hoffen natürlich schon, dass wir den Saal mit etwa 800 bis 1000 Zuhörern gefüllt bekommen. Der Termin am 25. Juni war auf Wochen der einzige, an dem die Stadthalle frei war, und wir haben günstige Konditionen bekommen. Zudem sind wir noch in Gesprächen mit Sponsoren, um unsere Unkosten für das Konzert so klein wie möglich zu halten — damit umso mehr Geld an die Flutopfer gehen kann.
Nur um das nochmal zu betonen: Keiner der Künstler bekommt Gage?
Mageney: Nein! Wie bei den Wuppertal-Hilft-Festivals sonst auch verzichten alle Künstler auf Entgelt für ihren Auftritt, und der gesamte Erlös bei beiden Konzerten geht an die Katastrophenhilfe der Diakonie.
Warum haben Sie diesen Empfänger ausgewählt?
Ufermann: Nun, zunächst einmal ist Diakonie-Katastrophenhilfe vor Ort wie alle anderen deutschen Organisationen auch, die arbeiten ja vor Ort zusammen. Was den Ausschlag für uns gegeben hat, die Diakonie-Katastrophenhilfe auszuwählen, war die Tatsache, dass die einen besonderen Schwerpunkt auf von der Flut betroffene soziale Einrichtungen legt — etwa Alten- oder Kinderheime, die jetzt vor dem Nichts stehen. Das fanden wir besonders positiv.
Sie hatten wenig Vorbereitungszeit, haben nun zwei Konzert-Termine — und nun geht das Hochwasser auch noch wieder zurück, die Bilder in den Nachrichten sind nicht mehr so dramatisch. Glauben Sie dennoch an einen Erfolg der Aktion?
Mageney: Ja, ganz klar! Als ich gehört und gelesen habe, wie gering die Spendenbereitschaft für die Flutopfer im Vergleich zum Jahr 2002 ist, war für mich klar: Wir müssen was tun! Und kaum waren die ersten Berichte und Meldungen zum Benefiz-Konzert erschienen, haben wir schon von Unternehmen und Privatpersonen Zusagen bekommen, dass die ebenfalls Spenden sammeln und in unseren Topf geben wollen. Dieser Geist der Hilfsbereitschaft, der in Wuppertal jetzt wieder zu spüren ist, der hat auch Wuppertal Hilft seit der Vereinsgründung 2006 — übrigens ebenfalls wegen einer Flutkatastrophe — immer wieder zu einem Erfolg gemacht.
Ufermann: Man muss ja auch dazu sagen: Die Leute helfen mit einem Konzertbesuch nicht nur, sie tun sich selbst auch was Gutes — mit hochkarätiger Musik.
Abschlussfrage: Besuchen Sie sich denn auch gegenseitig?
Ufermann: Ich denke schon. Mageney: Also, ich bin in der Stadthalle auf jeden Fall dabei. Ich komme ja aus der Klassik, und meine Mutter war mit mehr als 50 aktiven Chor-Jahren lange Zeit eines der dienstältesten Mitglieder in der Kantorei Barmen-Gemarke. Ehrensache, dass ich mir das Konzert am Dienstag anhöre!