Wuppertal Bergischer Ausbildungsmarkt zeigt zwei Gesichter
Firmen bieten mehr Stellen an und schließen häufiger Verträge ab. Trotzdem steigt die Zahl der unversorgten jungen Menschen.
Wuppertal. Ein stimmiges Bild mag daraus nicht werden. Denn in diesem Herbst bietet der Ausbildungsmarkt in Wuppertal und im Bergischen Land ebenso viel Anlass zur Freude wie zur Sorge. Über die Höhen und Tiefen im abgelaufenen Lehrjahr informierten Mittwoch die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Kreishandwerkerschaft beim Jahrespressegespräch im Haus Müngsten.
Demnach sind bis Ende September 3070 Lehrstellen im Städtedreieck gemeldet worden, was ein Plus von zwei Prozent bedeutet. „Die Bereitschaft auszubilden, ist gestiegen“, sagt Carmen Bartl-Zorn von der IHK. 2330 Verträge seien abgeschlossen worden (+2,6 Prozent). Der jahrelange Abwärtstrend sei gestoppt. Und auch die Kreishandwerkerschaft meldet im zweiten Jahr in Folge ein Plus mit 883 Verträgen (+3,6 Prozent). Das ist die gute Nachricht. Aber sie besitzt eben auch eine Kehrseite.
Denn gleichzeitig sind in den drei Städten Wuppertal, Solingen und Remscheid 332 Bewerber unversorgt geblieben. Das sind 40 mehr als im Vorjahr. Diese Zunahme in Höhe von 13,7 Prozent trübt die Bilanz. Und trotzdem haben Firmen Probleme, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. 252 blieben frei, 26 mehr als vor zwölf Monaten (+11,5 Prozent).
„Zunehmend suchen junge Menschen vergeblich nach ihrer Wunschausbildung, obwohl Lehrstellen unbesetzt bleiben. Die Passungsprobleme nehmen zu“, stellt Martin Klebe fest. Er ist Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Insgesamt haben sich knapp 5000 Bewerber aus dem Städtedreieck bei der Berufsberatung gemeldet.
Das wertet Klebe mit Blick auf sinkende Schülerzahlen als positives Zeichen. Während in Solingen (-18) und in Remscheid (-58) weniger Stellen gemeldet wurden, hebt Wuppertal mit einem satten Zuwachs (+136) den Schnitt. Bei den gemeldeten Bewerbern liegt Remscheid (+17) vor Wuppertal (-6) und Solingen (-16). Der Markt in der Klingenstadt sei besonders schwierig, erklärt Martin Klebe, weil hier der Anteil sozialversicherungspflichtiger Jobs am geringsten sei. „Wo es weniger Beschäftigung gibt, wird auch weniger ausgebildet.“
Dazu passt, dass die Bewerber-Stellen-Relation in Solingen am schwächsten ausfällt. Der Markt in Remscheid ist am günstigsten.
An Beliebtheit gewonnen haben kaufmännische Berufe. Hier verzeichnet die Agentur für Arbeit mit Abstand die meisten Bewerber (372) und zugleich auch die größte Zahl an gemeldeten Stellen. Ganz vorne rangieren die Industriekaufleute, gefolgt von Einzelhandels- und Bürokaufleuten. Die Nachfrage nach kaufmännischen Ausbildungen ist um 4,9 Prozent gestiegen, teilt Carmen Bartl-Zorn (IHK) mit. Doch das färbt nicht positiv auf die Banken ab.
Denn im Kreditgewerbe sinkt die Zahl der Vertragsabschlüsse spürbar. Es sind 20 weniger als 2015. „Das hat mit dem Personalabbau in der Branche zu tun“, sagt Carmen Bartl-Zorn. „Aber der Beruf hat auch an Attraktivität verloren. Sparkassen und Banken hatten Probleme, ihre Stellen zu besetzen oder besetzt zu halten.“ 21 Plätze blieben bis Ende September frei. Die Zahl der Bewerber sei um rund zehn Prozent gesunken“, sagt Klebe.
Und auch die Branche Papier, Druck und Medien kämpft mit starken Einbrüchen. Obwohl sich das Handwerk über mehr Lehrverträge freut, sind laut Sascha Bomann von der Kreishandwerkerschaft noch mehr als 100 Ausbildungsplätze frei.