Bernini — ein Meisterarchitekt mit Macken
Kunsthistoriker Arne Karsten stellt im Rahmen der Vortragsreihe das „letzte große italienische Universalgenie“ vor.
Wuppertal. Päpste kommen und gehen, der Petersplatz bleibt, und zwar so, wie Gianlorenzo Bernini ihn vor fast 400 Jahren plante. Allerdings dürften von den 20 000 Menschen, die sich auf dem Platz versammeln können, nur wenige mit Namen und Lebensweg des Architekten Bernini (1598—1680) vertraut sein. In der Vortragsreihe UniTal wird der Kunsthistoriker Arne Karsten am 24. Februar in der CityKirche Elberfeld über den Mann referieren, der das Gesicht Roms prägte.
„Bernini war das letzte der großen italienischen Universalgenies, im Hinblick auf Qualität und Quantität seiner Produktion allenfalls mit Michelangelo zu vergleichen“, sagt Karsten, der bereits mehrere Bücher über das barocke Rom verfasst hat.
Die Idee vom Universalgenie erlebte ihren Höhepunkt in der Renaissance und entsprach zur Barockzeit nur noch teilweise den gesellschaftlichen Idealen. Als Architekt ebenso begabt wie als Bildhauer, Maler, Theaterautor, Dramaturg und Schauspieler, spiegelte Bernini also einen aussterbenden Typus. Acht Päpste schätzten seine Arbeit und überschütteten ihn mit Aufträgen.
Arne Karsten wird es aber nicht dabei belassen, den Künstler im ungetrübten Glanz seiner Verdienste vorzustellen. Denn Bernini sei „cholerisch, egozentrisch, gelegentlich gewalttätig — alles andere als ein blasser Karrierist“ gewesen. Insofern eigne er sich vortrefflich, um mit den Lebensumständen im barocken Rom vertraut zu machen.
„Der geistreiche Witz konnte unversehens in blanke Boshaftigkeit umschlagen, oft brillant, doch bitter für das Opfer, das, willentlich oder unabsichtlich, Berninis Reizbarkeit herausgefordert hatte.“ So schreibt Arne Karsten in einem Buch, das er 2006 dem „Schöpfer des barocken Rom“ widmete.
Als profunder Kenner wird der Kunsthistoriker Karsten also auch von Berninis Wutausbrüchen, Intrigen und Exzessen berichten und damit anschaulich machen, wie dieses Genie die Mächtigen in den Bann zog — so sehr, dass sie ihn den „Michelangelo seiner Zeit“ nannten.