Entdeckungstour durch Barmer Anlagen Besonderheiten in Barmen entdecken
Barmen · WZ-Reporter Martin Juhre begibt sich auf eine Entdeckungstour durch die Barmer Anlagen
. Ich tauche in den Wald beim Ehrenfriedhof ein. Hier ist der Boden gefroren, die Schritte knirschen. Ein Specht hämmert. „Vielfältige Eindrücke in Anlagen und Wald“ heißt die Entdeckungstour, die der Barmer Verschönerungsverein für Januar auf seine Seite gestellt hat. Die leichte Sorge, weil die eingestellte Karte nur etwa zwei Drittel der Route abdeckt, erweist sich als unbegründet. Der Begleittext nimmt einen sicher an die Hand.
Gestartet bin ich an der Bushaltestelle „Barmer Anlagen“ an der Unteren Lichtenplatzer Straße. Das Ringeltal hoch, vorbei an der Dicke-Ibach-Treppe, dem Ringeldenkmal und dem Denkmal für Friedrich Wilhelm Dörpfeld. Statt eines Stadtführers versorgt mich in diesen Corona-Zeiten der Text mit Stadtgeschichte, macht mich auf besondere Bäume aufmerksam, besonders schöne Ausblicke.
Die Anlagen sind weder überlaufen, noch bin ich alleine unterwegs. Vor dem Dörpfeld-Denkmal treffe ich zwei Frauen, die wegen derselben Tour gekommen sind. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen“, sagt die eine. „Meine Freundin und ich wollen sie aber nur so allgemein gehen.“ Tatsächlich gehen sie andersherum, im Murmelbachtal treffe ich sie ein zweites Mal.
Nicht mehr viel zu entdecken scheint es für ein Ehepaar zu geben. „Wir kennen hier jeden Strauch“, sagt sie. „Wir lieben die Anlagen. Ich habe lange im Schwarzwald gewohnt. Ohne die Anlagen wäre ich gar nicht nach Wuppertal zurückgekommen.“ Auf dem Höhenweg begegnet mir eine Mutter mit zwei Kindern. Sie kommen aus Gevelsberg, eine Wander-App hat sie nach Wuppertal gebracht.
Dann bin ich wieder eine ganze Weile alleine. Ein Buchfink beäugt mich kritisch, lässt mich ganz nah herankommen, ehe er das Weite sucht. Meisen toben vorbei, zwei Amseln untersuchen den Waldweg. Den Murmelbach höre ich, bevor ich ihn sehe. Er führt ganz ordentlich Wasser. „Wir kommen zum Bunten Stein“, erklärt mir mein Textführer. Früher habe er Fuhrleuten als Trittstein gedient, um dort eine Furt zu queren. Heute hätten sie gut daran getan, zusätzlich hohe Fuhrmanns-Stiefel zu tragen, so viel Wasser fließt der Wupper entgegen. Mir reichen meine Wanderstiefel, heutzutage steht dort eine Brücke.
Hinter dem Pilgerheim, den Bach zu meiner Linken, bricht die ganze Vogelwelt plötzlich in aufgeregte Alarmrufe aus. Aber sie gelten gar nicht mir. Ein mächtiger Bussard segelt elegant über die Erlen am Bach, über die Wiese, baumt schließlich auf einer Birke am Wegrand auf. Von dort äugt er auf einen Nordic Walker herab, der gleich darauf abbiegt und den Hang hinaufzieht. Am Übergang zum Vorwerkpark steht eine Frau mit Rucksack und Wanderschuhen, sie studiert die Tafel mit dem Wegeplan. Sie ist ebenfalls auf Entdeckertour, wenn auch nicht auf der des Verschönerungsvereins. „Ich bin erst vor kurzem nach Barmen gezogen. Jetzt erkunde ich die Gegend. Hier war ich noch nicht.“ Im Rucksack sei heißer Tee für die Winterwanderung. Und von woher ist sie zugezogen? „Aus Elberfeld.“
Ein mittelsteiler Anstieg, dann vorbei am Toelleturm und weiter, zurück in den Parkteil der Anlagen. Am Emil-Röhrig-Platz hielt einmal die Bergbahn. „Talblick“ hieß die Station. Warum, wird sofort klar. Der Blick über die Stadt ist einfach toll. Ein paar Spaziergänger weisen sich auf markante Punkte hin, diskutieren, welche Straße das da ist und welche darüber liegt. Und was wollen die Fotografen dahinten unter der Ibach-Treppe? Tatsächlich ist es gar kein Schneehügel, den sie ablichten. Vielmehr eine Braut in einem unglaublich ausladenden Brautkleid, bankbreit ausgestellt und mit Schleppe. Ob sie ohne Hilfe darin gehen kann?
Und dann ist der Rundweg zu Ende. Knapp zwei Stunden habe ich gebraucht. Mein Fazit: Es lohnt, ihn sich zu merken.