Bessere Bus-Taktung senkt Zahl der Autos
Das Projekt BMM Hoch Drei untersucht die Mobilität der Mitarbeiter in Unternehmen der Region — unter anderem auch an der Uni.
Studenten und Beschäftigte der Uni fahren von zu Hause mit dem Rad zum Bahnhof und steigen am Wuppertaler Hauptbahnhof vom Zug wieder aufs Rad, um einen der drei Unistandorte zu erreichen. Das ist nur eine von vielen Ideen, wie die Mobilität an der Bergischen Uni verändert werden könnte. Das ist nämlich das Ziel des Projektes BMM Hoch Drei, einem durch EU- und Landesmittel geförderten Forschungsprojekt. Hinter der Abkürzung verbirgt sich „Betriebliches Mobilitätsmanagement im bergischen Städtedreieck“. Unternehmen aus Wuppertal, Solingen und Remscheid können an dem Projekt teilnehmen. Eines der Unternehmen ist die Uni Wuppertal.
In Zusammenarbeit mit der Uni Wuppertal und den Unternehmen Neue Effizienz und Eco Libro erarbeitet das Wuppertal Institut Konzepte für Unternehmen, die ihre Mobilität verändern wollen. „Wir haben gerade Halbzeit“, sagt Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter vom Wuppertal Institut. Er hat als Konsortialführer im Projekt den Hut auf. Konkrete Vorschläge, welche Maßnahmen die Uni ergreifen müsste, um die Mobilität der Beschäftigten und Studierenden zu verändern, gibt es noch nicht.
Anfang März wurden dem Kanzler der Bergischen Uni, Dr. Roland Kischkel, die Ergebnisse der Mobilitätsanalyse an der Uni vorgestellt. „Die Uni ist mit 22 000 Studierenden und 3200 Beschäftigten ein großer Arbeitgeber“, sagt Prof. Dr.-Ing. Ulrike Reutter, die auf der Seite der Uni an dem Projekt mitarbeitet. Ihr Lehr- und Forschungsgebiet sind Öffentliche Verkehrssysteme und Mobilitätsmanagement. „Die Uni zieht morgens als Magnet Massen von Menschen an und stößt sie abends wieder ab“, sagt Ulrike Reutter. Hinzu komme die Pendelei zwischen den einzelnen Unistandorten, vor allem zwischen dem Campus Grifflenberg und dem Campus Freudenberg. Auch vom Campus Haspel müssen Studenten zum Grifflenberg pendeln, um die Vorlesungen im Fach Wirtschaftswissenschaften zu hören.
„Mobilitätsmanagement hat das Ziel, dass Beschäftigte und Studierende nicht allein im Pkw sitzen, sondern auf andere Verkehrsmittel umsteigen“, sagt Ulrike Reutter. Das könne auch ein Mix aus öffentlichem Nahverkehr und dem Fahrrad sein. Das sei deckungsgleich mit den Interessen der Unternehmen. Die Mobilitätsanalyse an der Bergischen Uni hat ergeben, dass die Zufriedenheit je nach Standort gar nicht mal so schlecht ist. „Am Haspel waren die meisten zufrieden mit der Mobilität, am Campus Freudenberg herrschte die größte Unzufriedenheit“, berichtet Ulrike Reutter.
Die Analyse der Wohnorte ergab, dass mehr als die Hälfte der Studierenden und Beschäftigten aus einem Umkreis von zehn Kilometern kommen. „Das ist keine Entfernung für ein Rad, für ein Pedelec aber schon“, sagt Ulrike Reutter. Die Idee ist, mehrere Verkehrsmittel wie Pedelec und den ÖPNV auf einer Wegstrecke zu nutzen. „Das Zauberwort heißt Intermodalität“, sagt Oscar Reutter. Das nehme zu und die Mobilität verändere sich bereits in den Köpfen.
Mehr als zwei Drittel der Studierenden nutzen den öffentlichen Nahverkehr, was die beiden Wissenschaftler auf das günstige Semesterticket zurückführen. Etwa die Hälfte der Beschäftigten kommt mit dem Auto. „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Uni Wuppertal keine Autofahrer-Uni ist“, sagt Oscar Reutter.
Um die Mobilität zu verbessern, können sich die Forscher von BMM Hoch Drei folgende Maßnahmen vorstellen: Die Takte des ÖPNV müssten verbessert werden, so dass es bessere Busverbindungen zwischen den Unistandorten gibt. „Man muss schauen, wie sich das entwickelt, wenn der Busbahnhof fertiggestellt ist“, sagt Oscar Reutter. Der Radverkehr kann verbessert werden, indem die Infrastruktur auf den Straßen geschaffen werde. „Viele Studierende gaben an, Radfahren in Wuppertal sei zu unsicher“, sagt Ulrike Reutter. Auf dem Unigelände bräuchte es regen- und diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten für Räder und Pedelecs.
Um den Autoverkehr einzuschränken, müssten andere Verkehrsmittel attraktiver werden. „Mit dem Parken müsste man begrenzender umgehen“, sagt Oscar Reutter und weist darauf hin, dass die Analyse zwar abgeschlossen ist, es aber noch kein Konzept gebe. Damit mehr Menschen zu Fuß gehen, muss man den Verkehr beruhigen, vor allem am Campus Haspel, der direkt an der B7 liegt. Auf den Fußwegen müsse man schauen, ob die Wege geräumt und beleuchtet sind. „Im Bereich der Fußgänger ist es häufig so viel kleinklein“, sagt Oscar Reutter, aber diese Maßnahmen helfen, um Menschen zu animieren, zu Fuß zu gehen. Weitere Maßnahmen sind gute Informationen, wie man zu den Unistandorten kommt.
„Unser Projekt sendet einen Impuls“, sagt Oscar Reutter. Jetzt gehe es darum, unterschiedliche Akteure wie die Uni, die Stadt Wuppertal und die WSW zusammenzubringen, um Lösungen zu suchen. „Die Analyse zeigt, dass wir eine gute Ausgangssituation haben, um alternative Fahrzeuge voranzubringen“, sagt Ulrike Reutter. Das ist ein längerer Prozess, weiß Oscar Reutter: „Aber in den nächsten zehn Jahren soll etwas geschehen.“