Bessere Hilfe für Schwerkranke

Mitarbeiter der evangelischen Altenpflege-Einrichtungen werden für den Umgang mit Kranken und Sterbenden geschult.

Wuppertal. Hermine Pinas ist 87 Jahre alt, zeitweise verwirrt und desorientiert. Nicht immer lässt sich auf den ersten Blick erkennen, wie es ihr gerade geht, und das stellt ihre Pfleger mitunter vor Herausforderungen.

Hermine Pinas gibt es in der Realität nicht — doch die fiktive Altenheim-Bewohnerin steht beispielhaft für viele pflegebedürftige und schwer kranke alte Menschen, von denen immer mehr unter Demenz leiden.

Was brauchen sie? Wie können sie in Würde und vor allem ohne Schmerzen leben? Um diese und andere Fragen bei der Begleitung von Menschen auf ihrem letzten Weg geht es im ersten Kurs der neuen Mitarbeiter-Fortbildung „Palliative Praxis“ von Diakonie Wuppertal und Diakonie Akademie Wuppertal/Bildungszentrum Bergisch Land.

Seit Donnerstag werden in der Vohwinkeler Tagespflege Am Sonnengarten Mitarbeiter von Einrichtungen des evangelischen Altenhilfeverbundes im Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden geschult. Anhand typischer Fälle aus der Praxis — dazu wurde von den Kursteilnehmern das Profil der fiktiven Demenz-Patientin Hermine Pinas erstellt — gibt es von den Dozentinnen Tabea Luhmann und Dr. Ursula Becker fachliche Unterweisung zu palliativer Versorgung und Sterbebegleitung.

Das Besondere an der Fortbildung, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert und zertifiziert wird: „Nicht nur Pflegekräfte nehmen daran teil, sondern Mitarbeiter aus der Hauswirtschaft genauso wie aus der Geschäftsführung“, sagt Evelyn Adams vom Bildungszentrum Bergisch Land. „Es geht darum, allen Beteiligten eine gemeinsame Sprache für den jeweiligen pflegebedürftigen Menschen mitzugeben.“ Sensibilisierung ist dabei das Stichwort: Die Mitarbeiter sollen beispielsweise anhand der Biographie des Kranken in die Lage versetzt werden, Signale zu erkennen. „Sterben beginnt oft schon vor dem eigentlichen Tod“, sagt Dieter Hanke, Geschäftsführer des Evangelischen Seniorenheims Vohwinkel. „Das ist ein Prozess, sein Beginn lässt sich erkennen — wenn man weiß wie.“ Dann richtig zu reagieren und unnötiges Leiden zu verhindern, gehöre zu guter Betreuung.

Für Diakoniedirektor Dr. Martin Hamburger ist Palliativbetreuung ein zentrales Thema. „Wir haben unseren Schwerpunkt auf diese besondere Betreuung gelegt und möchten in dem Bereich führend tätig sein.“

Die Zertifizierung soll den künftig einheitlichen Standard dokumentieren und ein Qualitätsmerkmal der unterschiedlichen Häuser des Altenhilfeverbundes werden. Die Fortbildung dient auch der Vernetzung. Martin Hamburger: „Wir wollen die Erfahrungen bündeln und in den Einrichtungen umsetzen.“ Damit gilt, was für Sabine Lade vom Bildungszentrum Bergisch Land entscheidend ist: „Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung.“