Bewährung für Schleuser aus Wuppertal
Sri-Lanka-Urlauber muss ab sofort alle Reisen dem Bewährungshelfer melden.
Wuppertal. Hans B. (Name von der Redaktion geändert) reist viel und gerne. Bevorzugtes Ziel: Sri Lanka. Gut möglich, dass der 55-Jährige auch demnächst wieder auf die Insel fliegt. Den Trip muss er allerdings vorher mit seinem Bewährungshelfer absprechen. Denn die Sri-Lanka-Connection hat dem Wuppertaler eine Verurteilung wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern und wegen Betrugs (siehe Kasten) eingebracht.
Laut Anklage hat Hans B.Frauen aus Sri Lanka, die er nur zum Schein geheiratet hatte, die illegale Einreise nach Europa ermöglicht. Ein Jahr und sechs Monate Haft auf Bewährung lautet das Urteil. Hans B. muss also nicht ins Gefängnis - wenn er sich fünf Jahre straffrei führt.
Im Gefängnis war er schon. Nicht in Deutschland, sondern in Sri Lanka. Auf dem Flughafen der Hauptstadt Colombo war er mit falschen Papieren erwischt worden. Ein knappes Dreivierteljahr saß B. deswegen im Knast. Seine Mithäftlinge sollen ihn für einen Ex-GSG-9-Mann gehalten haben. Auf jeden Fall stand er im Ruf, ein schwerer Junge zu sein. Ein Fahnder sagt, der Wuppertaler habe im Sri-Lanka-Knast "ordentlich auf den Putz gehauen".
Womöglich hat er deswegen die Zeit hinter Gittern zumindest augenscheinlich ohne Blessuren überstanden. Für die deutschen Fahnder ist der Wuppertaler ohnehin eines von vielen kleinen Rädchen im großen Schleuser-Getriebe. Einer der Hintermänner - er wird in Colombo vermutet - konnte noch immer nicht gefasst werden.
Ein anderer aus der Bande packte gegenüber der Deutschen Botschaft aus. Zwischenzeitlich soll sogar ein Gesandter des Auswärtigen Amtes ins Visier der Bundespolizei geraten sein. Der Verdacht habe sich mittlerweile zerschlagen, hieß es gestern.
Vor dem Wuppertaler Amtsgericht trat Hans B. die Flucht nach vorne an, legte ein Geständnis ab. Verteidiger Oliver Doelfs verlas eine entsprechende Erklärung.
Quintessenz: Sein Mandant habe sich zwar auf Sri Lanka einer Schleuserbande angeschlossen, aber trotz gegenteiliger Versprechen nie Geld - pro Schleusung sollen mehrere hundert Euro versprochen worden sein - kassiert.
Betrug Hans B. aus Wuppertal wurde auch wegen Betrugs verurteilt. Mehrere Monate bezog er Geld von der Arge, obwohl er gar nicht in Deutschland war - insgesamt mehr als 4000Euro. Den Betrag muss er in 50-Euro-Raten zurückzahlen. Kurios: In der Zeit, in der er das Arge-Geld bekam, soll er in Sri Lanka in Haft gewesen sein.
Frauen Die eingeschleusten Frauen aus Sri Lanka sollen für ihre illegale Einreise an die Bandenchefs bezahlt haben. Bevorzugtes Land: Italien. Dort gibt es in der Tourismus-Industrie viele Jobs. Mittelsmänner wie Hans B. aus Wuppertal verdienen mit ihrer Komplizenschaft laut Bundespolizei "keine Reichtümer", können sich so aber auf Sri Lanka ein angenehmes Leben leisten.