Bildung: Wuppertals Jungpolitiker beziehen Stellung (mit Video)

Die WZ diskutierte mit den Jugendorganisationen von vier Parteien über die Bildungspolitik und die Schulsozialarbeit.

Wuppertal. Am 22. September wählt Deutschland eine neue — oder alte — Regierung. Grund genug, auch den politischen Nachwuchs zu Wort kommen zu lassen. Mehr als eine Stunde lang diskutierten die Vertreter der Jusos, der Jungen Union, der JuLis und der Grünen Jugend über Bildungspolitik. Die Linksjugend konnte aus zeitlichen Gründen nicht teilnehmen.

Beim Thema G8-Abitur scheiden sich die Geister. „Man kann nicht denselben Lehrplan wie bisher in acht Jahre stopfen“, meint Alexander Hobusch von den Jusos. Matej Peulic von der Jungen Union gehört zum ersten G8-Jahrgang und sieht sich nicht benachteiligt. Sein Jahrgang habe nicht schlechter abgeschlossen als der parallele letzte G9-Jahrgang. Auch die Julis halten G8 für richtig: „Jugendliche, die früher ihren Abschluss machen, haben bessere Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt.“ Auch sie halten aber an einigen Stellen Nachbesserungen für nötig. In einem sind sich alle einig: Man könne nicht alle fünf Jahre ein neues Bildungssystem einführen, daher solle G8 nicht wieder abgeschafft werden.

Heiß her geht es in puncto Chancengleichheit. Sascha Schäfner von den Grünen findet es unmöglich, dass der Bund die Förderung von 1400 Schulsozialarbeitsstellen in NRW nach zwei Jahren einstellt: „Das ist in allererster Linie gegenüber den Kindern nicht gerecht.“ Peulic verteidigt die Linie der Bundesregierung: „Während der zwei Jahre hätte das Land nach weiteren Finanzierungsquellen suchen müssen.“ Insgesamt relativiert er die Bedeutung der Schulsozialarbeit für die Chancengleichheit. Da sei der Ausbau des Ganztagsprogramms viel wichtiger. Handlungsbedarf gebe es auf jeden Fall: NRW sei im Hinblick auf Chancengleichheit eines der Schlusslichter im Bundesvergleich, sagt er.

Ein bundesweites Problem seien hingegen die strengeren Zugangsvoraussetzungen für zahlreiche Studienfächer. „Eine Freundin hat mit einem Schnitt von 1,0 keinen Platz für ein Medizinstudium bekommen“, ärgert sich Peulic. Julis und Junge Union planen, finanzielle Anreize für alternative Auswahlverfahren durch die Hochschulen zu schaffen. Es sei zudem sinnvoll, bei den Schulabschlüssen mehr auf Einzelnoten in studiennahen Fächern zu achten als auf den Schnitt. Die Jusos wollen auch durch die Schaffung neuer Studienplätze den Ansturm auf die Hochschulen bewältigen.

Die Jugendorganisationen hinterfragen ihre Mutterparteien durchaus auch kritisch. Auf Parteitagen könne es da auch schon mal laut werden, waren sich die Diskutanten einig.