Offener Brief Bildungsgewerkschaft GEW in Wuppertal kritisiert Sozialkürzung an Schulen

Die Bildungsgewerkschaft fordert eine Lösung von der Stadt zur Bezahlung der Dolmetscher.

Die GEW sieht durch die Kürzungen im Sozialbereich unter anderem die Chancengleichheit an den Schulen gefährdet.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In einem Offenen Brief hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Wuppertal (GEW) nun an die Verantwortlichen der Stadt gewandt, weil die Finanzierung von Übersetzungsleistungen für neu zugewanderte Familien, die ihre Kinder in den Schulen anmelden, gefährdet ist. „Denn ab dem kommenden Schuljahr sollen diese Leistungen nicht mehr übernommen werden“, mahnt die GEW in einer Pressemitteilung.

Die Stadt fordere die Schulen auf, sich bezüglich der Übersetzungskosten neu zu orientieren und Lösungen zu entwickeln, berichten die Gewerkschafter. Hintergrund sei die überraschende Mittelkürzung im Umfang von 50 Prozent für das Kommunale Integrationszentrum, über die in der WZ bereits berichtet wurde.

Zeitaufwendige Gespräche
mit den Eltern der Schulkinder

„Wir stehen mit großem Unverständnis vor dieser Ankündigung. Wir sind fassungslos, weil diese unverantwortliche Mittelkürzung im Haushalt für die Stadt Wuppertal beschlossen wurde, fassungslos aber auch, wie einfach eine kommunale Aufgabe den Schulen mit einem Federstrich in die Schuhe geschoben werden soll und man sie mit dem Auftrag versieht: Finden Sie eine Lösung bis zum Sommer“, so die Wuppertaler GEW. Seitens der Bildungsgewerkschaft ist man der Meinung: „Nicht die Schulen müssen eine Lösung finden, die Stadt ist gefragt.“

Künftig wolle die Stadt die Eltern bitten, für die Schulanmeldung eine übersetzende Person mitzubringen. „Das ist überhaupt kein gangbarer Weg“, sagt Richard Voß von der GEW Wuppertal. „Wie soll die Schule erkennen, ob die Qualifikation dieser Personen ausreicht, wie soll die Schule sicher sein, ob alles korrekt übermittelt wird? Und im Übrigen, was ist mit denen, die keine solche Person haben?“ Bei neu zugewanderten Familien seien Gespräche mit Eltern häufig sehr zeitaufwendig. Voß: „Es fehlt das gemeinsame Vokabular, um über kompliziertere Sachverhalte reden zu können. Für pädagogische Gespräche benötigt man erweiterte sprachliche Kenntnisse. Und dafür brauchen Schulen weiterhin qualifizierte Dolmetscherhilfe, immer dann, wenn sich herausstellt, ohne geht es nicht.“

Die Schulen müssen ihm zufolge in diesem Zusammenhang eine immens wichtige Beratungsleistung übernehmen, die für den weiteren Bildungsweg der Kinder wichtig ist, so der Gewerkschafter weiter. Ohne diese Beratungsleistung werde Chancengleichheit noch einmal minimiert. „Die Schulen haben weder einen Etat, noch die Personalkapazitäten, diese Aufgabe zusätzlich zu lösen. Schulen mit besonderen sozialen Problemlagen wären durch diese Maßnahme besonders betroffen.“ Die GEW fordere deshalb die Stadt nachdrücklich auf, eine neue Lösung zu präsentieren.

Richard Voß ist empört über die Mittelkürzung für das Kommunale Integrationszentrum. „Es wird in den Gremien der Stadt viel darüber geredet, man müsse etwas gegen die besorgniserregende Kinderarmut in Wuppertal unternehmen. Das Kommunale Integrationszentrum ist vor allem für Kinder und Jugendliche zuständig. Jede Mittelkürzung dort wird genau diese Kinderarmut verstärken, die auch Bildungsarmut nach sich zieht. „Jede noch so kleine Maßnahme, die gestrichen wird, ist der falsche Weg und wird sich langfristig rächen, weil die Folgekosten umso höher sein werden“, mahnt Voß.