Hoher Besuch Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu Gast bei Berger Gruppe in Wuppertal

Wuppertal · Die Politikerin informiert sich in Wuppertal über ein von der Berger Gruppe entwickeltes KI-gesteuertes Hochwasserwarnsystem.

Anke Rehlinger (links) mit Ingo Schäfer, Andreas Groß und Stephan A. Vogelskamp beim Werksbesuch der Berger Gruppe.

Foto: Andreas Fischer

Auch wenn die Entfernung zwischen Saarland und Bergischem Land recht groß ist, die deutlich weitere Strecke hatte anlässlich des Besuchs der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger bei der Berger Gruppe „Hausherr“ Andreas Groß zurückzulegen. Der geschäftsführende Gesellschafter musste mitten in der Nacht aufstehen und mit Gattin aus dem österreichischen Arlberg anreisen, um am Samstagmittag rechtzeitig zur Stippvisite von Rehlinger in der Kohlfurth zu sein. Man hat schließlich nicht jeden Tag Besuch von einer Ministerpräsidentin, die noch dazu aktuell Präsidentin des Bundesrates und stellvertretende Bundesparteivorsitzende der SPD ist.

Andreas Groß traf Anke Rehlinger zum wechselseitigen Austausch und Nutzen. Der Unternehmer präsentierte der Ministerpräsidentin, die über den Kontakt zu dem SPD-Bundestagsabgeordneten Ingo Schäfer auf die Firma aufmerksam gemacht worden war, zum einen das Hochwasserwarnsystem 4.0, das von einem Konsortium unter Beteiligung der Berger Gruppe entwickelt wird und künftig frühzeitig besser vor Hochwasser schützen soll. Zum anderen konnte er der Ministerpräsidentin, die in ihrem Bundesland auch schon einmal Wirtschaftsministerin war, von den Sorgen und Problemen der Unternehmerschaft berichten. Wobei Andreas Groß nicht nur als Verantwortlicher der Berger Gruppe sprach, sondern auch als Vizepräsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) den Finger in die Wunde legte.

Wie wichtig das Thema „Hochwasserschutz“ für die Berger Gruppe ist, machte Groß gleich zu Beginn deutlich. „Wir hätten unsere Firma fast verloren“, sagte er, als er Aufnahmen aus dem Juli 2021 vorführte. 98 Prozent der Firma seien damals überschwemmt gewesen, der Schaden lag bei rund drei Millionen Euro, das Unternehmen hatte keine Elementarschadenversicherung. Damals habe er gedacht: „Damit ist die Firma hin!“ Doch so erfreulich die Tatsache auch ist, dass es dem Unternehmen gelang, wieder (trockenen) Boden unter die Füße zu bekommen: Die Lage der Firma gleich an der Wupper lässt in Zeiten des Klimawandels erwarten, dass ein solcher Notfall „wieder passieren“ wird, betonte Groß.

Sensoren und Künstliche Intelligenz sorgen für verlässliche Daten

Deshalb präsentierte der Firmenchef der Ministerpräsidentin das Hochwasserwarnsystem, das mit Hilfe von Sensoren und Künstlicher Intelligenz (KI) mit einer Vorlaufzeit von bis zu sechs Stunden „verlässlich datenbasierte“ Prognosen zu den Pegelständen der Wupper geben kann. Bei Rehlinger stieß das Thema auch deshalb auf Interesse, weil es zu Pfingsten 2024 schwere Überschwemmungen in Saarbrücken – ebenfalls eine Stadt, die nah am Wasser gebaut ist – sowie dem übrigen Saarland gegeben hatte.

Nach einer zügigen Führung durch die erst vor etwa sechs Wochen eröffnete neue Produktionshalle kam Andreas Groß dann auf ein Thema zu sprechen, das Anke Rehlinger vermutlich schon häufiger vernommen hat: die Kritik der Wirtschaft an der Politik. Als Vorschläge für den Weg aus der Misere hatte der Firmenchef einige „wirtschaftspolitische Vorschläge zur Existenzsicherung und Innovationsförderung“ von kleinen und mittelständischen Unternehmen dabei. So sollten kleine und mittelständische Firmen, die ihren Gewinn in das Unternehmen reinvestieren, eine Reduzierung der Steuerlast erhalten. Subventionen für große Unternehmen sollten hingegen reduziert werden, gebe es doch etwa in der Automobilindustrie viele Beispiele für schlechtes Management. Groß plädierte deshalb für eine Neuausrichtung der deutschen Wirtschaftspolitik „unabhängig von der Automobillobby“. Diese solle sich stärker an der mittelständischen Industrie orientieren, denn dort fände Innovation statt. Auch der Bürokratieabbau müsse endlich forciert werden.

Ministerpräsidentin Rehlinger zeigte sich offen für die Vorschläge und versprach, auf der Rückfahrt gen Westen die Empfehlungen zu studieren: „Ich lese es auf jeden Fall. Ich will ja, dass es besser wird!“ Mit Blick auf die Neuausrichtung der deutschen Wirtschaftspolitik räumte sie ein: „Das wird nicht von heute auf morgen gehen.“ In Sachen Bürokratie gestand die gelernte Juristin, dass der Wust an Vorschriften und Verordnungen mittlerweile Bürger und Verwaltung gleichermaßen überfordere. Um in dieser Hinsicht Forschritte zu erzielen, sei es notwendig, dass die Politik „von oben“ reinsteuere und die bürokratischen Prozesse in „allen Bereichen“ auf den Prüfstand stelle.