Einsparungen im Bundeshaushaltsentwurf 2025 Wuppertal: Hilfe für suchtkranke Arbeitslose wird eingestellt
Wuppertal · Fallmanagement läuft Ende März aus – bis zu 350 Menschen werden betreut.
Seit knapp 20 Jahren organisieren die Suchthilfe Wuppertal und der Caritasverband Wuppertal/Solingen das Fallmanagement für langzeitarbeitslose Menschen, die Suchtprobleme haben oder an psychischen Erkrankungen leiden. Aufgrund der Einsparungen im Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 und massiven Kürzungen in den Jobcentern steht diese unterstützende Tätigkeit vor dem Aus. Am 31. März endet das Fallmanagement, über das in der Spitze bis zu 350 Menschen betreut werden. Das Betreuungsangebot wurde bislang im Rahmen der Leistungen des Sozialgesetzbuches (SGB) II finanziert.
Betreuten Menschen fehlt
künftig ein Ansprechpartner
Fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Caritas und Suchthilfe sind beim Fallmanagement beschäftigt und von der Einstellung betroffen; alle finden bei ihren Arbeitgebern neue Einsatzfelder. Für die bisherigen - und auch künftigen - Klienten wird das Angebot ersatzlos gestrichen. „Für viele tut sich jetzt ein Loch auf“, befürchtet die Koordinatorin für das Fallmanagement bei der Suchthilfe Wuppertal, Karin Proft. Den Betroffenen werde ein Beratungs- und Betreuungsangebot fehlen, das für Struktur in ihrem Alltag sorgen könne.
Das suchtspezifische Fallmanagement wird eigentlich vom Jobcenter Wuppertal finanziert und soll Menschen mit Sucht- oder psychischen Problemen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern. Die Klienten des Fallmanagements werden den Mitarbeitern von Caritas und Suchthilfe von den Integrationsfachkräften des Jobcenters zugewiesen, wenn bei den zu betreuenden Menschen „Vermittlungshemmnisse“ in den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt bestehen. Das Fallmanagement hat seinen Sitz an der Hünfeldstraße 10a. Unterstützt wird das Angebot vom Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe.
Die Betreuung durch die Mitarbeiter, die im suchtspezifischen Fallmanagement tätig sind, läuft über mindestens sechs Monate und maximal zwei Jahre. Die Fallmanager erarbeiten mit ihren Klienten Ziele und Möglichkeiten für deren berufliche Zukunft, pro Monat sollte man sich mindestens einmal treffen. Besteht in speziellen Fällen wie etwa Wohnungslosigkeit oder Schulden Bedarf an einer intensiveren Betreuung leiten die Fachkräfte die Betroffenen an die jeweiligen Stellen weiter, die sich mit den Problemen auskennen und helfen können. Das betrifft auch Menschen, die eine intensivere Unterstützung zur Bekämpfung ihrer Drogensucht benötigen.
Jannef Hecht, Abteilungsleiter Suchthilfe beim Caritasverband Wuppertal/Solingen, sieht in der Unterstützung durch das Fallmanagement für die Klienten einen wichtigen „Kontakt zum Hilfssystem“, der durch den Wegfall des Angebots nun verloren gehe. Immerhin etwa 30 Prozent der betreuten Personen hätten durch die Betreuung des Fallmanagers in den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Diese Unterstützungsleistung falle nun weg.
Der Direktor des Caritasverbands Wuppertal/Solingen, Christoph Humburg, sieht in dem Ende des externen Fallmanagements einen weiteren Schritt zum „offenen Sozialabbau in unserem Land“. Bereits jetzt gebe es „viele Menschen ohne Perspektive“ in Wuppertal, diese Zahl könne sich durch das Wegbrechen von solchen sozialen Angeboten weiter erhöhen. Es sei „brandgefährlich“, wenn aufgrund der Einsparungen im Sozialbereich die Unzufriedenheit in der Bevölkerung weitersteige, sagt Humburg, der auch als „sachkundiger Einwohner“ Mitglied im Sozialausschuss der Stadt ist.
Gelder für Eingliederungstitel
beim Jobcenter wurden halbiert
Als Grund für die Einstellung des Fallmanagements verweist Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt und Kommunikation beim Jobcenter Wuppertal, auf die massiven Einschnitte bei den Eingliederungstiteln für die Jobcenter. Allein beim Jobcenter Wuppertal seien die Gelder des Bundes in diesem Bereich zwischen 2022 und 2025 um etwa die Hälfte auf 25 Millionen Euro gekappt worden. Angesichts der knapper werdenden Mittel müsse man „an allen Stellschrauben drehen“, um finanziell über die Runden zu kommen.
Als Teil des Aktionsbündnisses „Sozial im Tal“ hatte der Jobcenter bereits im vergangenen September vor einem „Kahlschlag“ auf dem sozialen Arbeitsmarkt gewarnt. Die Mitglieder des Bündnisses kritisieren, dass damit ausgerechnet jene Menschen, die Hilfe benötigten, „im Stich gelassen“ werden.