Arbeitswelt „Blauer Montag“ soll Fachkräfte bringen

Wupper Küchen hat montags geschlossen, um zwei freie Tage am Stück zu ermöglichen.

Ralf Bartsch sieht im freien Montag eine gelungene Aktion für seine Mitarbeiter.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Montags geschlossen“ heißt es seit Jahresbeginn an der Eingangstür von Wupper Küchen an der Uellendahler Straße in Elberfeld. Was in der Gastronomie und im Friseur-Gewerbe seit Jahrzehnten üblich ist, kommt im Einzelhandel einer Revolution gleich. Doch für Ralf Bartsch, den Geschäftsführer des 2006 gegründeten Familienunternehmens, ist es ein notwendiger Schritt.

„Wir haben überlegt, wie wir als Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter attraktiver werden können, denn gute Fachkräfte, vor allem im Verkauf, sind gesuchte Mangelware. Die Damen und Herren in Beratung und Verkauf arbeiten am Samstag, dem Tag der Woche mit der höchsten Publikums-Frequenz, bis 18 Uhr, und wenn es um ein umfangreiches Beratungsgespräch geht, oft noch länger. Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch ein Wochenende zu ermöglichen, bot sich der freie Montag an“, so Bartsch, der auch einräumt, dass der erste Werktag der Woche umsatzmäßig ein in der Regel „eher ruhiger Tag“ ist.

„Der freie Montag ist bei unseren rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, inklusive der eigenen Montage-Teams, sehr gut angekommen. Die können jetzt auch ein langes Wochenende planen, vielleicht sogar am Samstagabend noch wegfahren und bis zum Montagabend bleiben“, erklärt Ralf Bartsch und sieht auch für das Unternehmen Vorteile. „Unser Team ist also bis auf Krankheitsfälle oder Urlaub immer komplett, und wer unangemeldet ins Geschäft kommt, trifft den Berater, der ihm bekannt ist, auf jeden Fall an“ heißt es. Bartsch betont aber auch, dass vorwiegend mit festen Beratungsterminen gearbeitet wird.

Befürchtungen, dass durch diese mitarbeiterfreundliche Maßnahme eventuell Marktanteile verloren gehen, hegt Bartsch nicht. „Im Gegenteil: der Umsatz im Januar wurde sogar noch um zehn Prozent gesteigert. Und wir haben auch einen neuen Mitarbeiter hinzugewonnen“, zieht er ein zufriedenes Fazit.

Bei der Konkurrenz denkt man nicht über ähnliche Modelle nach

Auch seitens der Kundschaft gab es anlässlich des freien Montags keine ablehnenden Reaktionen. „Im Netz haben wir keine negativen Kommentare gelesen. Lediglich ein `Wenn Ihr Euch das leisten könnt` stand da neben positivem Feedback.“

Noch hat Wupper Küchen mit dem arbeitsfreien Montag ein Alleinstellungsmerkmal, doch Bartsch ist sich sicher, dass sein Küchen-Einrichtungshaus damit ein Trendsetter ist. „Unser Partner-Unternehmen in Remscheid, `Möbelwelt vom Stein` hat unser Modell auch übernommen“, berichtet der Geschäftsführer der Wupper Küchen.

Allerdings geben sich die Mitbewerber der Küchenbranche noch sehr zurückhaltend, wenn man sie auf die Maßnahme des Küchen-Anbieters an der Uellendahler Straße anspricht: Knut Wenzel, Filialleiter von „Alma-Küchen“ an der Stresemannstraße am Alten Markt beantwortete unsere Frage, ob seitens seines Arbeitgebers Ähnliches geplant sei, mit einem klaren „Nein“. Und auch Rainer Caspari von der Paul Sträter GmbH – Küchen und Hausgeräte – auf dem Barmer Werth sagt deutlich: „Wir bleiben bei unseren bisherigen Öffnungszeiten.“