Einzelhandel Küllenhahner retten ihren Blumenladen

Wuppertal · Gudrun Balewski ist seit 1990 eine Institution im Quartier. Doch die Geschäftslage ist seit Jahren schwierig.

Gudrun Balewski in ihrem Reich: Sie ist immer für ein Schwätzchen zu haben - würde aber darüber hinaus gerne mehr Blumen verkaufen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

 Vielen Dank für die Blumen. Der Bürgerverein Küllenhahn hat jetzt Gudrun Balewski, einem waschechten Original aus dem Stadtteil, mit tatkräftiger Unterstützung unter die Arme gegriffen – und damit bewiesen, wie wichtig den Menschen im Quartier noch „ihr“ Blumenladen vor Ort ist. Bürgervereinsvorsitzender Michael Ludwig sagt: „Die Familie Balewski ist für die Küllenhahner immer da gewesen. Und wenn man nur mal den Blumenladen auf ein Schwätzchen besucht, um dort seine Sorgen loszuwerden.“ Daher sei es für den Verein Ehrensache gewesen zu helfen, als Gudrun Balewski in eine kurzfristige finanzielle Schieflage geraten war: „Wir wollten einmal etwas zurückgeben.“

Und so sammelte der Verein Geld für „die Gudrun“ – fast 2000 Euro. Die Finanzspritze konnte Balewski gut gebrauchen, denn bei ihr sei durch ein unglückliches Zusammenspiel aus ausgebliebenen Zahlungen und drängenden Forderungen eine kurzzeitige Notlage entstanden. Der Bürgerverein konnte mit seiner Aktion schließlich dazu beitragen, dass der Laden auch heute noch seine Türen öffnet.

Gudrun Balewski steht am Mittwochmittag in ihrem Laden an der Küllenhahner Straße in einer charmanten Zusammenstellung aus Blumen, Deko-Artikeln und Krimskrams wie Schallplatten, Postkarten und Riesen-Teddybären. Seit einer Stunde kam kein Kunde mehr zur Tür hinein. Dass morgen Valentinstag ist, ändert an der Tatsache auch nichts. Diese stillen Stunden sind inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr, wie Balewski verrät. „Die Leute fahren mit dem Auto runter in die Steinbeck, da haben sie alles auf einmal“, sagt sie. Größere Auswahl, niedrigere Preise – mit den Discount-Angeboten der Konkurrenz könne sie nicht mithalten. Balewski zeigt einen herzförmigen Topf, liebevoll dekoriert mit frischen Rosen: „So etwas gibt es dafür nur bei mir.“ Doch die Vergangenheit habe gezeigt, dass viele lieber schnell und billig kaufen.

„Vor 20 Jahren lief noch alles gut“, blickt die 65-Jährige zurück. Der Name Balewski steht schon seit 1955 in Wuppertal für Blumen. Damals eröffnete ihre Mutter den Vorgängerladen in der Rutenbeck. „Mit sechs Jahren wollte ich schon Blumenbinderin oder Archäologin werden“, erinnert sich Balewski. 1990 übernahm sie mit ihrem Bruder Bernd den Laden, der seit mehr als 25 Jahren am jetzigen Standort an der Küllenhahner Straße zu finden ist. Irgendwann um die Jahrtausendwende habe dann der Siegeszug der Discount-Blumen begonnen. Und parallel dazu der Einbruch der Umsatzzahlen.

Wenn im Auto der Kunden die Blumen der Konkurrenz stehen

Ein Problem seien die treuen Stammkunden – denn von ihnen gebe es zu wenige. Balewski schätzt, dass gerade einmal jeder zehnte ihrer regelmäßigen Kunden exklusiv bei ihr kauft. „Früher war das anders. Da hat man sich noch geschämt, wenn man mit einer Gurke in der Tasche in den Obst- und Gemüseladen an der Ecke gegangen ist“, sagt Balewski. Heute gebe es diese feste Bindung immer seltener. Enttäuscht erinnert sie sich zurück, wie sie einmal einem Kunden die Blumenerde zum Auto getragen hat und dort die Blumen von der Konkurrenz vorfand.

Umso freudiger überrascht war Balewski von der Sammel-Aktion des Bürgervereins. Erst habe sie überlegt, ob sie das Geld überhaupt annehmen solle. Schließlich habe sie sich jedoch dazu durchgerungen, das Geschenk einfach anzunehmen. Seit dem Aufruf des Bürgervereins bekomme die Küllenhahnerin immer mal wieder kleine Geldgeschenke zugesteckt. Das finde sie sehr nett. Aber eigentlich würde ihr schon eines reichen: „Die Leute müssten nur mehr Blumen bei mir kaufen.“