Blitz-Marathon fast ohne Raser

Beim bundesweiten Blitz-Marathon gingen der Polizei in Wuppertal am Donnerstag nur wenige Verkehrssünder ins Netz.

Wuppertal. Um 9 Uhr steht Sebastian Birker an der Fuhlrottstraße in der Südstadt und sieht konzentriert durch die Zielvorrichtung seines Tempomessgeräts. Er ist einer von mehr als 50 Polizisten, die im Rahmen des Blitz-Marathons auf Wuppertals Straßen die Geschwindigkeit der Autofahrer kontrollieren.

An 8700 Stellen in Deutschland wurde seit Donnerstagmorgen, 6 Uhr, geblitzt — 24 Stunden lang. Die Aktion unter dem Motto „Brems dich — rette Leben“ soll auf die Unfallursache Rasen aufmerksam machen. Für Wuppertal — Stadt und Polizei blitzen an mehr als 60 Straßen — war es schon der fünfte Blitz-Marathon. Neu daran war nun, dass zum ersten Mal in ganz Deutschland zeitgleich geblitzt wurde. Vorherige Großeinsätze liefen immer NRW-weit.

An diesem Morgen ist an der Fuhlrottstraße nicht viel los. Dabei ist die Straße eigentlich ein so genannter „Wutpunkt“. Bürger können der Polizei Straßen melden, auf denen vermehrt mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird. Birker und seine Kollegen wundert es nicht, dass sie heute niemanden erwischen.

„Die meisten Leute wissen vom Marathon und fahren vorsichtig. Bei unangekündigten Messungen erwischen wir sehr viel mehr Leute“, sagt Polizist Thorsten Herrmann. Das „Erwischen“ sei aber auch nicht Ziel der Aktion. Es gehe viel mehr darum, ein Tempobewusstsein zu schaffen, denn viele Menschen bemerkten gar nicht, dass sie zu schnell unterwegs sind.

"Die neuen Autos sind oft so leise, dass Viele das Tempo nicht richtig einschätzen können“, sagt einer der Beamten am Blitzgerät. Natürlich gebe es aber auch andere Fälle, in denen Raser uneinsichtig seien und Ausreden von Zeitdruck bis langfristiger Fahrerfahrung vorbringen.

Dabei bringt die im Ernstfall nichts. „Beim Aufprall eines Autos mit 65 Stundenkilometern sterben acht von zehn Menschen, bei 50 Stundenkilometern überleben acht von zehn“, erläutert Polizei-Sprecher Alexander Kresta. Rein statistisch entscheiden also fünfzehn Stundenkilometer über Leben und Tod von sechs Menschen.

Für NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) ist der Marathon eine erfolgreiche Aktion, denn die Unfallzahlen sinken. Zwar sind die Wuppertaler Kollegen sich einig, dass das nicht nur am Blitz-Marathon liegt, doch zumindest 24 Stunden lang bleibt es auf den Straßen ruhig. „Selbst wenn nur heute weniger Menschen sterben, hat die Aktion schon was gebracht“, findet Herrmann.

An der Fuhlrottstraße baut Birker nach einer Stunde das Messgerät ab. Zu schnell gefahren ist niemand, im Gegenteil: Die meisten Autos kriechen angesichts des Polizeiwagens die Straße entlang. Der Schnellste an diesem Morgen ist ein Radfahrer — der freut sich über seine erlaubten 45 Stundenkilometer.