Wirtschaft Blühwiesen statt Betonwüsten auf den Firmengeländen

Wuppertal · Unternehmen im Bergischen wollen sich verstärkt beim Klimaschutz einbringen.

Gepa-Geschäftsführer Peter Schaumberger (Mitte) beim säen mit den Teilnehmern des Workshops. Viele Firmen wollen sich mehr für die Natur engagieren.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Nur beim Start gab‘s etwas Show. Nicht zuletzt für die Kamera wurde langwierig geharkt und ausgesät. Doch das Interesse auf dem Gepa-Gelände schien echt: Beherzt packten Mitarbeiter von Firmen und anderen Stellen beim Workshop an, der sie ökologisch fit machen sollte. Das Motto: „Business for Biodiversity“. Mehr Natur für Firmengelände. Darum geht es.

Grünanlagen sinnvoll bepflanzen statt nur nach oberflächlicher Schönheit: Dieses Ziel findet seit einer Weile verstärkten Zuspruch. Das Wohlergehen vor allem der Bienen ist in den Blick geraten, und darüber auch das größere Thema: Biodiversität, also der Aspekt der Vielfalt, die für ein funktionierendes Ökosystem unerlässlich ist. Dass es allzu lange nur um den vordergründigen Nutzen für Menschen ging, spielte da freilich weiter hinein: Speziell die Honigbienen wurden zu Lieblingen, dabei sind Wildbienen fürs Ökosystem viel wichtiger.

Ein guter Ansatz also, aber viel blieb noch zu lernen. Und zum Lernen war nicht zuletzt der Kurs da, für den ein Dutzend neugieriger Naturfreunde zum Gepa-Weg gefunden hatte. Die Außenanlagen von Industrie- und Gewerbestandorten sind meist pflegeleicht und funktionsgerecht. Die Flächen sind großenteils versiegelt, daneben gibt es Rasenflächen und am Eingang manchmal eine dekorative Bepflanzung.

Genau hier soll angesetzt werden für eine größere Vielfalt und ansprechendere Grünflächen auf dem Gelände von Unternehmen.

Kursleiter Martin Courth ist Landwirt und außerdem Saatgutzüchter. Das Teilnehmerfeld heute war dreigeteilt, so Karin Ricono. Sie ist Verantwortliche des städtischen Ressorts Umweltschutz, dem die Gepa ihr Gelände für den Workshop stellte - nicht zuletzt um selbst zu lernen. Etwa ein Drittel machten Mitarbeiter von Firmen aus, ein weiteres von Vereinen wie dem Wupperverband und eines von der Stadt selbst. „Allzu oft geht es heute nur ums Pflegeleichte“, erklärt die Diplombiologin die problematische Lage, der ihr Fachbereich auch heute abhelfen will. „Ziel soll sein, dass Grünflächen insektenfreundlich umgenutzt werden.“

Saatgut fällt nicht
den Vögeln zum Opfer

Das Aussäen zu Beginn mochte auch Schauqualitäten haben, doch verfolgte es durchaus einen Zweck: Maisschrot wurde dabei ausgestreut, der den Boden fürs später zu verteilende Saatgut präparieren sollte. Schrot ist freilich beliebtes Mahl für Wildschweine, und so waren denn auch vier- und zweibeinige „Feinde“ des sorgsamen Säens ein Thema. Courth versicherte aber, dass sie den Vögeln nicht zum Opfer fallen werden. Und etwaigen Schweinen genügt es wohl oft, sich am Schrot gütlich zu tun statt an Saaten.

Theoretische Lektionen auch rund um sinnvolle Sorten waren dem Säen draußen vorausgegangen. Eine vorbereitete Rasenfläche war nun hier mit der Harke zu bearbeiten. Gepa-Chef Peter Schaumburger ging mit gutem Beispiel voran, aber auch die Gruppe der Teilnehmer zeigte durchaus Einsatz.

Beim Säen dann wurde es etwas zögerlich: Als Leiter Courth nach Freiwilligen fragte, gingen erst nach einer Weile die Hände zweier Teilnehmerinnen hoch, zaghaft folgten dann zwei Männer. Vielleicht hatte Courths Ansage doch Früchte getragen: „Wer jetzt nicht gesät hat, muss walzen - ist klar.“

Mit beim Workshop waren auch zwei Mitarbeiter von Bayer. Der Konzern unterhält in Aprath ein Forschungszentrum, auf dessen Areal schon einiges gedeiht. „Nach einer Begutachtung wurde uns gesagt, dass bei uns bereits sinnvolle Kräuter wachsen“, sagt die eine der zwei, die ihre Namen beide nicht nennen wollen. „Was wir heute als Anregung mitnehmen, ist ein veränderter Mahdzyklus.“ Der Rhythmus also, in dem künftig bei Bayer gemäht wird.

Auch ein Mitarbeiter des Wuppertaler Zoos war unter den Teilnehmern. Auf dem weiten Gelände des sogar im Namen „Grünen“ Zoos werden auch Dächer bereits zum Bepflanzen genutzt. Generell zeigte man sich im Kurs wissbegierig: „Worauf muss ich achten?“, fragte etwa ein Mann schon beim Harken nach, und Kursleiter Courth gab beruhigend zurück: „Es muss nur einigermaßen fein sein.“

Etwas blumig ließe sich abschließend wohl sagen: Wie die Saatkörner sich bei geschicktem Werfen günstig im Boden verteilen, sollte auch die Aktion am Ende Früchte tragen - und das Bewusstsein für Biodiversität fördern. Karin Ricono nennt es sachlich „Multiplikatorenschulung“. Das Umweltbewusstsein der Teilnehmer hat sich in jedem Fall erhöht. Jetzt gilt es, dies in die Firmen zu tragen.