Bücher reparieren mit viel Geduld

Stefanie Bachmann ist Buchbinderin im Von der Heydt-Museum. Ihr Beruf hat Tradition und viele Arbeitsgänge.

Foto: Stefan Fries

Nein, geduldig sei sie nun wirklich nicht, lächelt Stefanie Bachmann. Berichtet gleichzeitig von unzähligen Buchseiten, die sie mit dem Pinsel sorgfältig ausfegt, von Millimeterarbeit und unendlich vielen Arbeitsgängen, die ein Buch durchläuft, bis sie es wieder aus der Hand legt. Die 50-Jährige ist Buchbinderin im Von der Heydt-Museum. Ihr Reich ist eine aufgeräumte Werkstatt im ersten Stock des Gebäudes am Turmhof mit digital gelenkten und analog funktionierenden Maschinen, mit altvertrauten Materialien und behandlungsbedürftigen Büchern.

Stefanie Bachmann ist ein Kind des Ruhrpotts, wurde in Duisburg geboren und wuchs in Bochum auf. Nach einem einjährigen Schulpraktikum wollte sie Industriedesignerin werden. Der Leidenschaft für Maschinen wegen. Landete nach dem Abitur aber über viele Gespräche und Informationen, die ihr Interesse am Schreinern und Restaurieren weckten, bei einer Ausbildung zur Buchbinderin. „Das machte Spaß“, erinnert sie sich, zumal sie nicht nur das Buchhandwerk, sondern auch das Rahmen lernte. Der Traumjob (inklusive Maschinen) war gefunden: „Mir wurde klar, dass ich weder Restaurator noch Industriedesigner werden wollte.“

Und so kam die schlanke Frau mit dem Kurzhaarschnitt nicht des Studiums wegen, sondern auf eine Stellenanzeige nach Wuppertal. Ist seit 1992 die andere Hälfte des zweiköpfigen musealen Buchbinderinnenteams des Von der Heydt-Museums.

Ihre Arbeit umfasst zwei Bereiche: die Betreuung der Museumsbibliothek mit ihren allein 15 000 Bildbänden und die Arbeit für Ausstellungen, die unter Museumschef Finckh deutlich zugelegt hat, der Zahl der Schauen und deren Präsentation wegen. „Früher habe ich 20 Bücher in der Woche bearbeitet, heute sind es 50 im Jahr.“ Stattdessen kümmert sich Bachmann um die großen Schriften zu den ausgestellten Werken und den einzelnen Ausstellungsräumen. Um Bücher kümmert sie sich natürlich auch — bindet die Zeitschriften eines Jahres zu ansehnlichen Konvoluten, repariert eingerissene Werke, bindet Kopien von wertvollen Aufsätzen, die nicht ausgeliehen werden.

Das Buchbinderhandwerk hat Tradition und Weisheiten, von der Spucke, die klebt, bis zu den praktischerweise langen, stabilen Fingernägeln. Ansonsten ist die Welt analog — bis auf das digital bedruckte Papier, das schlecht klebt, oder die riesige Schneidemaschine, die mit digitaler Software arbeitet. „Bis aus losen Seiten Bücher werden, können sie locker 50 Arbeitsgänge durchlaufen“, erklärt Bachmann und ergänzt, dass sie sich auf 32 beschränke.

Wenn Stefanie Wachmann ein Buch neu binden muss, zerlegt sie es zunächst vollständig. Die Decke (der Einband) wird entfernt, der Buchblock zerlegt, gereinigt, beschnitten, neu gebunden (meist Klebebindung), abgepresst, gerundet, beschnitten und dann zum Trocknen zwischen Brettern in eine Presse gesetzt. Danach fertigt sie die neue Decke. Sie ist in der Regel dreiteilig und wird mit Bibliotheksgewebe bezogen. Ist die Decke trocken, kann die Buchbinderin die Buchstaben in der mit Goldfolie ausgestatteten Prägnantmaschine prägen. Danach verbindet sie Decke und Buchblock miteinander. Das Buch wird nochmals in die Presse gesetzt, muss mehrere Stunden trocknen, ist danach fertig.

Wenn Stefanie Bachmann das Buch aus der Presse „befreit“, ist das auch nach 26 Berufsjahren „ein besonderer Moment“ für sie, die dann gerne noch mal mit dem Falzbein durch die Falz streicht. Klar, dass sie Bücher liebt und ihr das Lesen mehr Spaß macht, wenn sich „ein Buch gut anfasst und gut gemacht ist“. Weshalb sie auch eine große Sammlung an Kinderliteratur ihr Eigen nennt.