„Bündnis gegen Armut“ fordert breitere Informationen
Die fünf Arbeitsgruppen haben mangelnde Kenntnisse zu Hilfsangeboten bei bedürftigen Menschen als Problem ausgemacht. Der Zugang könnte etwa über Ärzte erleichtert werden.
„Armut grenzt aus“, „Armut stigmatisiert“, „Armut macht krank“: Das sind nur drei von vielen Erkenntnissen dessen, was geschieht, wenn Menschen an der Grenze des Existenzminimums leben. Der Armut in ihrer vielfältigen Form will das von Oberbürgermeister Andreas Mucke und Sozialdezernent Stefan Kühn (beide SPD) initiierte „Bündnis gegen Armut“ entgegenwirken. Am Mittwochabend stellten die fünf Arbeitsgruppen ihre ersten Ergebnisse in der gut gefüllten Aula der St. Laurentius-Schule vor.
Da war zu hören, dass viele der von Armut Betroffenen nicht ausreichend über die Hilfsmöglichkeiten informiert sind. „Aber es ist wichtig, dass die Menschen dort landen, wo ihnen geholfen werden kann“, erklärte Stefan Kühn.
Lutz Middelberg vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und Andreas Kletzander vom Jobcenter hatten sich mit dem Thema „Armut und Arbeit mit und ohne Beschäftigung“ auseinandergesetzt und erklärten, dass es in Wuppertal rund 14 000 Menschen gibt, die seit mehr als vier Jahren arbeitslos sind. Sie glauben, dass ein Appell an die Arbeitgeber erforderlich ist, damit sie die Betroffenen einstellen. „Wir benötigen Coaches, die die Unternehmer beraten“, so Lutz Middeldorf. Kletzander wiederum verwies darauf, dass den Arbeitslosen viele Möglichkeiten gar nicht bekannt sind. Und so wurde angeregt, Informationen zu Beratung und Co. etwa in Arztpraxen auszulegen oder bei der Mahlzeitausgabe der Tafel.
Der „Kinder- und Jugendarmut“ hatten sich Bärbel Hoffmann (Diakonie) und Reinhard Hembuch (Jugendamt) in ihrem Arbeitskreis gewidmet. Angebote wie Hausaufgabenbetreuung und Leseförderung wurden hervorgehoben. „Kinder und Jugendliche müssen Gemeinschaft erleben“, so die Referenten. Eine Zuhörerin kritisierte, dass die Tatsache, dass manche Kinder einen Euro für ihre Schulmahlzeiten dazu zahlen müssten und andere ihr Essen gratis bekämen, schon ausgrenze. Sie plädierte für gratis Schulessen und regte an, die Schülerausweise so zu gestalten, dass die Bedürftigkeit für Außenstehende nicht zu erkennen sei.
„Armut bei Migration und Flucht“ war ein Problem, das von Hana El Qasem (Stadt Wuppertal) und Lennart Krause vorgetragen wurde. Fehlender Informationsfluss wurde auch in diesem Themenfeld ausfindig gemacht. „Aber Integration ist kein Sprint“, stellte Krause fest.
„Armut im Alter“ hatten sich Marianne Krautmacher vom Sozialamt und Thomas Isenberg vom Bergischen Betreuungsverein zur Herzensangelegenheit gemacht. Der Vereinsamung müsse in den Quartieren entgegen gewirkt werden. Die Menschen bräuchten Ratschläge, wie sie die ihnen zustehenden Leistungen in Anspruch nehmen könnten. Ärzte könnten dabei eine wichtige Mittlerrolle einnehmen.
Ähnliches gilt auch für „Armut in besonderen Lebenslagen“, bei der auch Ehrenamtler „erste Hilfe“ leisten könnten. Einige war man sich aber auch, dass wichtige Signale von der Politik kommen müssten, wie die Belebung und Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus, damit bezahlbarer Wohnraum geschaffen würde. Auf die Forderung, Bedürftigen kostenfreien öffentlichen Personennahverkehr zu ermöglichen, erwiderte Stefan Kühn: „Die Regelsätze für die Menschen müssten so gestaltet werden, dass der ÖPNV ebenso wie die Grundbedürfnisse für jeden bezahlbar sind.“
Die Anregungen aus den Arbeitsgruppen sollen jetzt in die Tat umgesetzt werden. Mucke kündigte dazu weitere Gespräche und Konferenzen an.