Bürgerverein Uellendahl braucht neue Führung
Der Vorsitzende klagt über zu wenig Unterstützung und will abtreten — findet aber bislang keinen Nachfolger.
Uellendahl. Am kommenden Mittwoch trifft sich der Bürgerverein Uellendahl zur Jahreshauptversammlung. Turnusmäßig steht an diesem Abend die Neuwahl des Vorsitzenden an — und eigentlich möchte Karl-Eberhard Wilhelm, seit 2000 im Amt, dann abtreten. Eigentlich. Denn passiert nicht bis Mittwoch noch ein kleines Wunder, muss Wilhelm zwangsweise weitermachen: Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht.
Karl-Eberhard Wilhelm, Noch-Vorsitzender des Bürgervereins
Den Entschluss aufzuhören habe er schon länger gefasst, sagt Wilhelm. Unter anderem stecken gesundheitliche Gründe dahinter. Die, da macht der 68-Jährige keinen Hehl draus, aber auch mit der umfangreichen Vorstandsarbeit zusammenhängen. „Es war immer ein Druck da“, sagt er, „weil Wolfgang Nicke, der zweite Vorsitzende, und ich praktisch alles allein organisieren mussten.“ Ob es um Veranstaltungen ging, die Vereinszeitschrift, Ausstellungen oder Projekte im Stadtteil: „Entweder habe ich das gemacht, oder Wolfgang Nicke oder wir beide zusammen.“ Lobende Ausnahme sei der Einsatz für den Mirker Hain gewesen, sagt Wilhelm. Für den Erhalt der historischen Parkanlage hatte sich der Vorsitzende vehement eingesetzt. Mittlerweile hat Vereinsmitglied Manfred Blum mit der „Parkhilfe“ das Zepter übernommen. Leider die Ausnahme, sagt Wilhelm.
Dass Vorstände über fehlende Unterstützung klagen, ist bei vielen Vereinen ein Problem (die WZ berichtete). Der Bürgerverein sei keine Ausnahme, weiß Wilhelm. Trotzdem ärgere er sich über die Situation. Denn sein Posten ist nicht der einzige, der neu besetzt werden muss. Seine Frau, Brigitte Craus-Wilhelm, Schatzmeisterin des Vereins, wird am Mittwoch nicht mehr zur Wahl antreten. In zwei Jahren werde dann der Rest des noch vierköpfigen Hauptvorstands folgen: der zweite Vorsitzende und Geschäftsführer Wolfgang Nicke und Schriftführer Helmut Beeker. Interessenten für die Nachfolge? Fehlanzeige.
Dass die Zahl der Vorstandsvertreter im Laufe der Zeit auf vier gesunken ist, sei symptomatisch. „Dabei haben wir in den vergangenen Jahren deutlich Mitglieder gewonnen“, sagt Wilhelm. 70 waren es mal, jetzt sind es 120. Doch Vorstandsarbeit könne und wolle niemand leisten, sagt Wilhelm. Dabei biete er ja an, einen möglichen Nachfolger oder eine Nachfolgerin einzuarbeiten, auch noch bis zur nächsten Wahl. Im Stich lassen wolle er den Verein nach so vielen Jahren auf keinen Fall.
Das bestätigt Wolfgang Nicke. „Wir sind ja nicht aus der Welt oder treten aus dem Verein aus.“ Er würde zum Beispiel noch das im Verein ins Leben gerufene Geschichtsprojekt weiter betreuen, und Wilhelm plant weiter die Sanierung des Belevedere-Turms an der Kohlstraße. Nicke räumt ein, dass der Vorsitzende und er „ein bisschen Druck aufbauen wollen“, damit sich vielleicht doch noch jemand findet, der die Aufgaben im Bürgerverein übernehme. Einzelkämpfer zu sein, strenge auf Dauer an. Darunter habe mitunter die Beziehung zwischen Wilhelm und ihm gelitten. „Wir sind auch sehr unterschiedliche Charaktere“, sagen beide schmunzelnd.
Nach fast 20 Jahren „tut ein bisschen frische Luft dem Vorstand sicher auch ganz gut“, ist Wilhelm überzeugt. Sollte sich am Mittwoch kein Interessent finden, würde er weitermachen, „dann aber auf Sparflamme.“ Mehr gehe nicht, sagt der 68-Jährige, mit Blick auf seine Gesundheit.