Bürgerservice Ratsbeschluss für Bürgerzentrum am Döppersberg zeichnet sich ab
Wuppertal · Politik signalisiert Zustimmung zum Umzug von Dienststellen in die Bahndirektion.
1,9 Millionen Euro zahlt die Stadt jährlich für die Anmietung von Immobilien an private Besitzer. Mit der geplanten Konzentration von Dienststellen in der Bahndirektion am Döppersberg könnten die Mietkosten, die von der Stadt pro Jahr aufzubringen sind, um rund eine Million Euro steigen. Nachdem der Stadtentwicklungsausschuss den Vorschlägen der Verwaltung mit großer Mehrheit zugestimmt hat, zeichnet sich ab, dass der Stadtrat in seiner Sitzung am 17. Februar den Grundsatzbeschluss fassen wird.
Bis zum Durchführungsbeschluss, den die Verwaltung zum Ende des Jahres plant, müssen aber noch etliche Details geklärt werden. 10 000 bis 12 000 Quadratmeter will die Stadt in der Bahndirektion anmieten, davon sollen 4000 Quadratmeter vom Jobcenter genutzt werden. Die Verhandlungen mit der Clees-Gruppe als Besitzer sind noch nicht abgeschlossen.
Um die Dimensionen des Vorhabens zu verdeutlichen, hilft folgender Vergleich: Das Elberfelder Rathaus (Verwaltungshaus) steht mit einer Nutzfläche von 4900 Quadratmetern in den Büchern. Die Bahndirektion wäre nach dem Barmer Rathaus (Altbau: 8000 Quadratmeter/Neubau: 9400 Quadratmeter) als Bürgerzentrum der zweitgrößte Verwaltungsstandort.
Der Ist-Zustand: Die städtischen Dienststellen sind auf 36 Standorte verteilt. 21 sind Gebäude im städtischen Besitz mit einer Fläche von insgesamt 46 000 Quadratmetern, die vom Gebäudemanagement der Stadt (GMW) verwaltet werden. Dafür zahlt die Stadt 4,8 Millionen Euro Miete an das GMW. 15 Gebäude (13 000 Quadratmeter) mietet die Stadt bisher von privaten Eigentümern an. 4100 Quadratmeter entfallen dabei auf das Haus der Integration an der Bundesallee, wobei es sich um eine weitere Clees-Immobilie handelt.
Einwohnermeldeamt ist ebenfalls Kandidat für einen Umzug
Das Ziel: Die Konzentration des Bürgerservices in einer modernen Bürowelt am Döppersberg mit besseren Bedingungen für Bürger und Mitarbeiter der Verwaltung. Mit 1500 Kundenbesuchen täglich rechnet Stadtdirektor Johannes Slawig in der Bahndirektion, wobei das Straßenverkehrsamt die meisten Besucher auf sich ziehen würde. Die FDP-Ratsfraktion hat einen Prüfantrag gestellt, der die Frage beinhaltet, ob auch das Einwohnermeldeamt zum Döppersberg umziehen sollte. „Das muss man durchaus prüfen“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig.
Strikte Ablehnung klingt anders, denn mit dem Einwohnermeldeamt und Straßenverkehrsamt an einem Standort wäre das Bürgerzentrum der Stadt Wuppertal komplett. Ursprünglich hatte die Stadt geplant, den Heubruchflügel des Barmer Rathauses abzureißen und dort ein Bürgerzentrum zu bauen. Im November stimmte der Rat gegen entsprechende Pläne, weil das Bauvorhaben nach ersten Schätzungen des GMW 15 bis 20 Millionen Euro gekostet hätte. Mieten statt Bauen heißt jetzt die Alternative. Bei einer geschätzten Quadratmetermiete von zwölf Euro am Döppersberg und einer genutzten Fläche von 6000 bis 8000 Quadratmetern würde der Anteil der Stadt an den Mietkosten pro Jahr zwischen 1,0 bis 1,2 Millionen Euro liegen.
Um diese Miete finanzieren zu können, will sich die Stadt von eigenen Immobilien trennen. Ein Beispiel ist das Verwaltungsgebäude Alexanderstraße in guter Lage am Islandufer, für das es bereits Interessenten geben soll, unter anderem die Clees-Gruppe. „Einem Verkauf steht grundsätzlich nichts entgegen, in dieser Lage kann ich mir eine andere Nutzung als durch das Schulamt gut vorstellen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Schmidt.
Synergieeffekte am Döppersberg erhofft sich auch das Jobcenter Wuppertal, das Geschäftsstellen an der Neumarktstraße und Hoeftstraße schließen will, um Büroräume in der Bahndirektion zu beziehen. Die Nähe zu Dienststellen des Bezirkssozialdienstes ermögliche kurze Wege für die Kunden, sagt Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters.
Wie ein moderner Bürgerservice in der umgebauten Bundesbahndirektion aussehen könnte, darüber haben sich Stadtdirektor Johannes Slawig und Thomas Lenz offensichtlich bereits ausgetauscht. Ihnen schwebt ein System mit Front- und Back-Office vor, also eine Trennung der Bereiche mit Kundenkontakt und reiner Verwaltungsarbeit. „Wir wollen mit Flächen sparsam umgehen“, sagt Johannes Slawig. Im Zeitalter der Digitalisierung sollen lange Büroflure der Vergangenheit angehören. Außerdem besteht der Wunsch nach einem großen Publikumsbereich im Erdgeschoss mit offener Architektur und einem Bistro oder Café für die Besucher.