Wuppertaler Kultur Casting im Tic: „Wir bilden die Welt ab“

20 Bewerber haben sich am Wochenende vorgestellt.

Ralf Budde schaut sich die Bewerber – hier Sarah Artley – an.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Für Wolfgang Reuter hat sich die Fahrt nach Wuppertal gelohnt. Er hat beim Casting im Theater in Cronenberg, kurz Tic, überzeugen können. Mit seinem Mephisto-Monolog aus „Faust“, einem Gesangsstück aus dem Musical „Linie 1“ und seiner „Moritat von Mackie Messer“ („Dreigroschenoper“) hat der aus Mettmann stammende 46-Jährige die beiden Geschäftsführer Ralf Budde und Stefan Hüfner überzeugt. Reuter hat es als einer von etwa vier Hobbyschauspielern geschafft, sich beim Casting an der Borner Straße durchzusetzen.

Reuter wird nun aller Voraussicht nach bald auf einer der vier Bühnen des Tic zu sehen sein. Von Vorteil ist für ihn, dass der gelernte Diplom-Ingenieur schon schauspielerische Erfahrungen unter anderem im Theater Minestrone aus Wülfrath sowie beim „Tatort-Dinner“ aus Bochum gesammelt hat. Dabei ist er von seinem Bewerbungsauftritt im Cronenberger Tic gar nicht mal komplett überzeugt: „Besser sein kann man immer!“

Reuter ist mit seinen 46 Jahren einer der älteren Teilnehmer des Castings, das das Tic traditionell im Februar durchführt. In diesem Jahr kommen etwa 20 Bühnenfans, um für die Aufnahme ins Ensemble vorzusprechen – dabei sind es in der Regel vor allem junge Frauen, die sich bewerben. „Das Casting ist völlig offen“, sagt Geschäftsführer Budde, der am Sonntag die Vorsprechenden vor allem auf ihr schauspielerisches Talent überprüft. Co-Geschäftsführer Hüfner testet die Bewerber dagegen auf ihre musikalischen Fähigkeiten. Schließlich werden nicht nur Schauspieler für Theaterstücke, sondern auch Musicals gesucht.

80 Akteure, rund
350 Vorstellungen im Jahr

Zur jüngeren Fraktion unter den Bewerbern gehört Sarah Artley. Die 20-Jährige ist aus Köln angereist und bietet bei ihrem Vorspiel unter anderem einen Ausschnitt aus „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ von Christine Brückner. Wobei sie in ihrem Vortrag in die Rolle der RAF-Protagonistin Gudrun Ensslin schlüpft. Sie habe diesen Part gewählt, weil ihr der „Rebellionsgeist“ gefalle, außerdem möge sie es, „extreme Gefühle“ auf der Bühne auszuleben, betont Artley, die ansonsten eher ruhig wirkt.

Das Tic hatte sie im Vorfeld schon für zwei Musicalaufführungen besucht, erzählt sie. Sie möchte durch ein Engagement in dem Theater weitere Erfahrungen sammeln, bewirbt sich Artley doch an Musicalschulen um ein Studium. Dass das Tic eher klein ist, findet sie nicht schlimm: „Eine kleine Bühne kommt mir entgegen!“

Ein Laientheater mit hochwertigen Aufführungen im professionellen Rahmen – das könne das Tic den jungen und älteren Freizeitschauspielern bieten, sagt Budde. Zugleich habe man einen hohen Bedarf an Schauspielern, finden sich im Programm des Tic doch etwa 350 Vorstellungen pro Jahr. Derzeit hat das Ensemble etwa 80 Akteure. Man sei immer auf der Suche nach Leuten, die Spaß haben und das Talent mitbringen, auf der Bühne aufzutreten, betont Budde. Dazu brauche man „alle möglichen Menschen“. Schließlich sei das Motto des Tic: „Wir bilden die Welt ab!“