Wuppertaler Kultur Städtische Bühnen in Geldnot - Im Sommer droht die Insolvenz

Dem städtischen Betrieb fehlen 750.000 Euro. Mitte des Jahres ist das Eigenkapital der Wuppertaler Bühnen aufgezehrt.

Opernhaus (o.l.), Theater am Engelsgarten (u.l.) und Historische Stadthalle sind die Spielstätten der drei Sparten der Wuppertaler Bühnen: Oper, Schauspiel und Sinfonieorchester.

Foto: Andreas Fischer

Den Wuppertaler Bühnen droht die Insolvenz. Bis Sommer dieses Jahres fehlen dem städtischen Betrieb nach Informationen der Westdeutschen Zeitung 750 000 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass das Eigenkapital im Laufe des Jahres aufgezehrt sein wird. Die Bühnen brauchen frisches Geld, sonst könnten die Lichter ausgehen.

„Wir suchen nach Lösungen“, sagt Rolf Köster. Er ist amtierender CDU-Vorsitzender, Stadtrat und Mitglied des Aufsichtsrates der Wuppertaler Bühnen. „Dass die Finanzierungslücke aufgefallen ist, ist das Verdienst des Geschäftsführers Daniel Siekhaus“, fügt Köster hinzu. Warum das Geld fehlt und warum das vorher niemand bemerkt hat, ist dagegen noch nicht ganz klar. „Da haben die Kontrollen nicht funktioniert“, stellt Köster fest.

Unerwartete Lücke: Wo sind die 500 000 Euro geblieben?

Das ist auch insofern bemerkenswert, als die Planungen von eigens dafür beauftragten Wirtschaftsprüfern kontrolliert werden. Die hatten den Plänen grünes Licht gegeben, die von einer Unterdeckung in Höhe von 250 000 Euro ausgingen. Warum es nun 750 000 Euro sind, ist Gegenstand der aktuellen Untersuchung.

Was die Stadt bereits weiß, wird Kämmerer Johannes Slawig (CDU) dem Finanzausschuss am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung mitteilen. Gegenüber der WZ schweigt er sich aus. „Wir sind dabei, Lösungen zu finden“, sagt er nur, und: „Wir können nichts machen, was den Haushaltsplan beeinflusst, der gerade bei der Bezirksregierung zur Genehmigung vorliegt.“ Es sei aber das erklärte Ziel aller Beteiligten, die Bühnen zu erhalten.

Das wird angesichts der Finanzierungslücke in Zukunft allerdings nicht einfacher. Die Kosten steigen stetig. Mit jedem Tarifabschluss muss die Stadt tiefer in die Tasche greifen, um Schauspiel, Sinfonieorchester und Oper weiter betreiben zu können. Umso erschreckender ist der nun festgestellte und nicht erwartete zusätzliche Finanzierungsbedarf.

Mehr Angebot, mehr Zuschauer, mehr Umsatz

Für Rolf Köster ist die gesamte Entwicklung noch ein böhmisches Dorf. „Die Sparten bieten mehr an, die Zuschauerzahlen steigen, die Umsätze auch, und dann das.“ Den Intendanten Berthold Schneider (Oper) und Thomas Braus (Schauspiel) sowie der Generalmusikdirektorin Julia Jones attestiert der Bühnenaufsichtsrat korrekte Arbeit. „Sie haben ihre Budgets trotz der vielen neuen und zusätzlichen Angebote eingehalten.“

Umso erstaunlicher ist, dass der gesamte Wirtschaftsplan nicht mehr stimmt, wenn die Teilbudgets addiert werden. Mit diesem Phänomen hat sich der Aufsichtsrat der Bühnen bereits in zwei Sondersitzungen beschäftigt. Anfang März soll auch mit Hilfe eines weiteren Wirtschaftsprüfers Klarheit darüber herrschen, was da nicht funktioniert hat. Aufklärung verspricht sich der Aufsichtsrat auch vom ehemaligen Geschäftsführer der Bühnen, der vor gut einem Jahr in den Ruhestand getreten ist. „Sicher ist aber schon, dass da niemand in irgendeine Kasse gegriffen hat. Das will ich deutlich sagen“, erklärt Köster.

Kann die Stadt den Wirtschaftsprüfer belangen?

Demnach handelt es sich vielmehr um einen Planungsfehler, der die Bühnen nun in ihrem Fortbestand gefährdet, wenn nicht irgendwoher neues Kapital kommt. Im Rathaus macht der Vorwurf die Runde, es handele sich um „ein Versagen des internen Planungssystems“.

Köster will nach eigenem Bekunden dazu notfalls auch das Land anrufen, das sich heute bereits an der Finanzierung des Tanztheaters Pina Bausch beteiligt und seine Zuschüsse für das geplante internationale Tanzzentrum an der Kluse noch erhöhen will. Und noch eine Geldquelle ist für Köster denkbar. „Wir prüfen, ob wir den Wirtschaftsprüfer in Regress nehmen können, der die falsche Planung testiert hat.“