Bundestagskandidaten liefern sich fairen Schlagabtausch im Opernhaus
WZ-Redaktion und WZ-Leser fühlten den Kandidaten auf den Zahn.
Wuppertal. Sonntagabend 18 Uhr: Exakt eine Woche vor den ersten Prognosen zur Bundestagswahl 2013 präsentierte die Westdeutsche Zeitung am Sonntagabend im Wuppertaler Opernhaus eine mit fast ebenso großer Spannung erwartete „Elefantenrunde“: Erstmals trafen auf einer Bühne die Wuppertaler Bundestagskandidaten von SPD, CDU, Linke, Grüne, FDP und Piraten für den Wahlkreis 102 aufeinander.
WZ-Lokalchef Robert Maus moderierte die spannende und trotz der unterschiedlichen Standpunkte sehr sachlich geführte Podiumsdiskussion, in der sich Manfred Zöllmer (SPD), Peter Hintze (CDU), Bernhard Sander (Linke), Hermann Ott (Grüne), Manfred Todtenhausen (FDP) und Franz-Josef Büning (Piraten) auch den kritischen Fragen aus dem Kreis der rund 250 Besucher stellten.
Was kann der Bund für Wuppertal tun? Wie wollen sich die Kandidaten angesichts der immensen Verschuldung Wuppertals für die Stadt einsetzen? Diese zentralen Fragen zogen sich wie ein roter Faden durch den kurzweiligen Abend, in dem sich keiner der gut vorbereiteten Kandidaten eine Blöße gab. Nach einem langen Wahlkampf ist manches Statement verinnerlicht und die Parteilinie fest im Hinterkopf. Dass Wuppertal dringend Hilfe vom Bund benötigt, darin waren sich aber zumindest alle Kandidaten einig.
Manfred Zöllmer möchte den Wahlkreis 102 gegen Peter Hintze verteidigen. Entsprechend deutlich grenzte er sich in diesem Punkt ab und konterte sofort, als Hintze auf die Zuwendungen des Bundes für Wuppertal in Höhe von 25 Millionen Euro pro Jahr für die Grundsicherung im Alter hinwies. Zöllmer entgegnete, dass die von der SPD geführten Landesregierungen diese Entlastung der kommunalen Haushalte erst durchgesetzt hätten. „Wuppertal ist im Gegenteil von der Bundesregierung belastet worden“, lautete Zöllmers Vorwurf an Schwarz-Gelb.
Peter Hintze und Manfred Todtenhausen ernteten dagegen immer wieder Beifall, wenn sie auf „Erfolgsrezepte“ der Regierung in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise verwiesen.
Den Argumenten der „Weiter-so-Koalition“ stellten Manfred Zöllmer, Hermann Ott, Bernhard Sander und auch Franz-Josef Büning Gegenmodelle vor, die vor allem auf höheren Steuereinnahmen beruhen. Vorschläge, die wiederum Gegenargumente herausforderten. Ähnlich verlief die Diskussion zu Themen wie den hohen Strompreisen, der Zukunft privater Krankenversicherungen und der Kinderbetreuung. Einen Punktsieger gab es nicht.
Die WZ-Leser im Plenum interessierten sich vor allem für die konkreten Belange und Probleme Wuppertals wie die Schließung des Schauspielhauses und die Aufgabe des Fuhlrott-Museums, die Förderung der Kultur, den Zustand der Bahnhöfe sowie die prekäre Situation vieler Familien. Hier mussten die Politiker in den meisten Fällen darauf verweisen, dass sie sich zwar persönlich für Wuppertal stark machen wollen, aber die Bundespolitik für viele Städte gemacht werden müsse. Auch in dieser Fragerunde werden die sechs Kandidaten zwar die Erwartungen ihrer jeweiligen Befürworter erfüllt haben. Doch dass sich Zuhörer im Opernhaus haben umstimmen lassen, dürfte am Ende des Abends die Ausnahme gewesen sein.