Bunter, lauter — und langsamer: Narren ziehen Richtung Barmen
Mehr Musik, weniger Tempo, neue Richtung: Beim Rosensonntagszug ist dieses Jahr vieles anders.
Wuppertal. Schuld ist eine Dauerbaustelle: Wenn am Sonntag, 10. Februar, wieder Wuppertals Karnevalisten im Rosensonntagszug über die Talachse flanieren, müssen sich die erwarteten gut 80.000 Besucher auf eine fundamentale Änderung einstellen. Erstmals seit Jahren startet der Zug in Elberfeld — und dort, wo das jecke Treiben sonst losging, an der Ecke Berliner Straße/Brändströmstraße, löst sich der närrische Lindwurm diesmal auf. Das liegt an der gesperrten Brücke Brändströmstraße: Weil da immer noch gebaut wird, können sich die Karnevalisten nicht wie gewohnt auf der anderen Wupperseite auf der Widukindstraße aufstellen. Also vollzogen die Zug-Organisatoren um Ralf Bosadjieff die jecke Kehrtwende — und machten die Ecke Hofkamp/Morianstraße zum Startpunkt.
Dort werden sich laut Bosadjieff mehr als 500 Wuppertaler Karnevalisten am Sonntag um Schlag 14 Uhr in Marsch setzen. Wobei sich Kamelle-Sammler erst ab dem Kreisel Neuenteich postieren sollten — denn erst dort beginnen die Narren, ihr gesammeltes Wurfmaterial unter das Zuschauer-Volk zu bringen. Dieses darf sich beim diesjährigen Zug — er hat das Motto: „Komm mit, mach mit, lach mit!“ — noch auf weitere Neuigkeiten einstellen. Denn Bosadjieff hat zusätzlich zu den Wagen und Fußtruppen aus dem Tal noch etwa 200 Musiker in fünf Zügen für den Rosensonntagszug engagiert. „Es wird also ein bunterer und lauterer Zug als sonst“, freut sich der Organisator über die Gäste, die unter anderem aus Warstein und Düsseldorf kommen, und für ordentlich Stimmung an der Zugstrecke sorgen sollen.
Ein großes Geheimnis machen die Karnevalisten dagegen daraus, wie ihre elf Festwagen in diesem Jahr aussehen werden. Bosadjieff: „Das erfahre ich ja selbst erst am Samstag, wenn ich zur Wagen-Abnahme zu den Gesellschaften gehe.“ Bei diesem Termin geht es übrigens nicht um die Gestaltung der Wagen, sondern um die Sicherheit: Sind die Wagen technisch in Ordnung? Liegen die nötigen Tüv-Gutachten vor? Gerade solche Aspekte sind Bosadjieff und seinem 16-köpfigen Team besonders wichtig. Damit sich beim Zug unterwegs auch alles in geordneten Bahnen bewegt, sind zudem 44 Verkehrskadetten beim Spektakel auf der Talachse im Einsatz.
Diese können sich — wie auch alle anderen Zug-Teilnehmer — am Sonntag übrigens auf ein etwas gemütlicheres Tempo einstellen als in den Vorjahren. „Letztes Jahr hatten mir einige Teilnehmer ja vorgeworfen, ich hätte den Zug in einen ICE verwandelt“, sagt Bosadjieff lachend. „Dabei sind wir nur das Tempo der Polizeiwagen an der Spitze des Zuges mitgefahren.“
In diesem Jahr habe man sich aber mit den Ordnungshütern auf ein Tempo von maximal sechs Stundenkilometern geeinigt — damit das jecke Vergnügen gerade für die Teilnehmer zu Fuß nicht in Leistungssport ausartet.