Wuppertal Campus-Talk: Anne Will überzeugt als Gast
Die Moderatorin wirkte beim Campus-Talk an der Uni offen und publikumsnah.
Wuppertal. „Germanistik in Wuppertal“ antwortete Anne Will prompt auf die Frage, was und wo sie heute studieren würde. Spielend gelang es der bekannten Fernsehmoderatorin bei ihrem Auftritt im Hörsaal 32, die Sympathien der Studenten auf ihre Seite zu ziehen. „Sie hat es sehr schnell geschafft, das Eis zu brechen und Vertrauen aufzubauen. Ich hatte das Gefühl, dass sie zu jedem Blickkontakt gesucht hat“, sagte Janina Zugass. Sie gehörte zu denjenigen, die noch einen Platz auf den Rängen gefunden hat. Viele andere mussten draußen bleiben und sich mit der Übertragung in Hörsaal 30 begnügen.
Anders als im Fernsehen gab sich Anne Will beim Campus-Talk an der Uni gewitzt und publikumsnah. Im Plauderton sprach sie über ihre Sendung und ihr eigenes Studium. „Als uns damals unser Germanistikprofessor in Cordhose anstelle einer Begrüßung fragte, was wir alle hier wollten, hat er das Fach für mich schlagartig unsympathisch gemacht.“ Anne Will berichtete von ihrem spontanen Umstieg auf Anglistik und empfahl auch ihren Zuhörern, den einen oder anderen Umweg im Leben einzuschlagen. „Wenn jemand das gut begründen kann, macht es eine Biografie reicher.“
Allen Geisteswissenschaftlern mit dem Ziel „etwas mit Medien zu machen“, riet sie, so früh wie möglich Praxiserfahrungen zu sammeln. „Mir hat damals ein Journalist gesagt, ich solle ein Studium beginnen, das mir Freude macht und dann so früh wie möglich anfangen zu schreiben. Nur so könne ich herausfinden, ob das wirklich mein Beruf sei.“
Das kam bei ihren Zuhörern an. „Ihr Rat, während des Studiums auch einen Job zu machen, um herauszufinden, was einem gefällt, hat mich bestätigt. Das sehe ich genauso“, betonte Laura Helbig. „Den Tipp, möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln, nehme ich für mich mit. Das kommt in meinem Lehramtsstudium manchmal etwas zu kurz,“, sagte Tobias Korte. „Für mich war wichtig, dass ich mich zu Beginn meines Studiums noch nicht festlegen muss, wo ich am Ende einer erfolgreichen Karriere stehen möchte. Dafür ist sie das beste Beispiel“, ergänzte Gregor Oertgen. Den Menschen Anne Will kennen zu lernen, habe ihn gereizt. „Sie wirkte sehr direkt und offen. Sie hätte auch eine von uns sein können.“
Zunächst lernten die Studenten allerdings die politische, die professionelle Anne Will kennen. Sie sprach über ihre Fassungslosigkeit nach der Wahl von Donald Trump und begründete die Einladung der vollverschleierten Nora Illi. „Wir wollten das ganze Spektrum zeigen und wenn nur eine Familie anschließend besser weiß, wie sie mit ihrem Kind umgeht, das sich ganz offensichtlich verändert, dann hat die Sendung sich gelohnt.“
Sie selbst habe natürlich immer eine Haltung zu Themen und Gästen, es gehöre jedoch zur Kunst der Moderation, das nicht durchscheinen zu lassen. „Nur wenn jemand sich rassistisch oder homophob äußert, muss ich dazwischen gehen.“
Julia Schnäbelin hat sie überzeugt. „Wie sie sich ihre Meinung bildet, hat mich interessiert. Da ich selbst politisch engagiert bin, wollte ich sie mal direkt erleben, denn im Fernsehen wirkt sie sehr distanziert. Aus der Nähe war sie sehr sympathisch.“