Rückblick und Ausblick Der Wuppertaler Chor der Konzertgesellschaft über seine Vorhaben

Wuppertal · Zum Jubiläum ein Werk, das jeder Chor liebt.

Chorleiter Georg Leisse, Vorsitzender Wolfgang Seidel und Pressesprecher Bill Kings (v.r.) vertreten den Chor der Konzertgesellschaft.

Foto: Matthi Rosenkranz

Der absolute Höhepunkt sei es gewesen, das Konzert im März. Verdis Requiem hatten sie in der Historischen Stadthalle aufgeführt, erstmals wieder seit 2011. Ein großes Werk, das der Chor der Konzertgesellschaft in Kooperation mit dem Instrumentalverein gemeinschaftlich erarbeitet hatte. Was dem Höhepunkt der Spielzeit 2023/24 zugleich das Attribut „Mut machend“ verleiht, sagen Chorleiter Georg Leisse und Chorvorsitzender Wolfgang Seidel. Die Zusammenarbeit der beiden Laienklangkörper sei ein intensiver Prozess gewesen, der bei allen den Wunsch nach Wiederholung weckte und sich auch wirtschaftlich lohnte. Nicht unwesentlich für einen Chor, der lernt, weitgehend frei seine Konzerte zu disponieren – finanzielle und organisatorische Risiken eingeschlossen.

Zum Rückblick gehört auch das „Requiem aeternam“ von Théodore Gouvy, ein einstündiges Oratorium, das beim ersten Chorkonzert des Sinfonieorchesters erstaufgeführt wurde. Im November 2023 war das, und noch heute sind Leisse und Seidel voll des Lobes für den Gewandhauschor-Dirigenten Gregor Meyer. Die Saison ist zwar zu Ende, das Jahr aber nicht. Heißt: 2024 gibt es einen weiteren Termin für den Chor. Am ersten Weihnachtsfeiertag widmet er sich im zweiten Chorkonzert der Spielzeit 2024/25 „L’enfance du Christ“ von Berlioz, ein Werk mit Aussage, so Leisse, denn es geht um die Flucht nach Ägypten: „Das passt zur heutigen Problematik und liegt mir mehr als dieses Weihnachtsgekuschel.“ Zum interessanten Thema gesellt sich die künstlerische Herausforderung, weil der zwar mengenmäßig überschaubare Einsatz „delikat und am Schluss A cappella ist“. Gesungen wird, um der Verständlichkeit willen, auf Deutsch. Die Sänger freuen sich auf das sehr schöne Stück und den Dirigenten Johannes Witt. Das dritte Chorkonzert steht dann im Mai mit Schumanns Messe C-Moll und Mozarts Krönungsmesse an. Das Konzert wird 14 Tage später in Coesfeld wiederholt.

Am ersten Weihnachtsfeiertag „L’enfance du Christ“ von Berlioz

2025 ist ein besonderes Jahr – für die Historische Stadthalle und den Chor. Seine Vorgänger, Elberfelder Gesangverein und Barmer Singverein, waren an der Errichtung 1900 beteiligt, weil sie an einem repräsentativen Konzertsaal interessiert waren. Beide Chöre wirkten am dreitägigen „1. Bergischen Musikfest“ mit, das zur Eröffnung des Gebäudes auf dem Johannisberg im Juli 1900 veranstaltet wurde. Daran will der Chor nun am 14. September erinnern, indem er die Carmina Burana aufführt. Er organisiert das Konzert, Leisse dirigiert ihn und das Sinfonieorchester. Womit die Veranstaltung nicht nur Herzensangelegenheit, sondern auch organisatorische Großaufgabe und Begegnung mit einem tollen Stück ist, „das jeder Chor liebt“. Zwar ist der Chor gut aufgestellt, Unterstützung durch interessierte Mitsängerinnen und -sänger sind dennoch willkommen. Bis zu 120 Menschen könne der Chor umfassen, schätzt Leisse, mehr nicht. Schließlich muss der Bühnenplatz mit einem großen Orchester geteilt werden, das zwei Klaviere und viel Schlagwerk braucht. Bei einem ersten Probentreffen will der Chorleiter checken, wie viele Kenntnisse von der letzten Aufführung in 2013 noch da sind, dann sich um das Konzert im Mai kümmern. Im Rahmen einer Begleitausstellung soll außerdem die Chorgeschichte aufgerollt werden. „Das wird unser Highlight im nächsten Jahr.“ Weitere Verpflichtungen durch das Sinfonieorchester folgen.

Die konkrete Planung erfolgt vor grundsätzlichem Hintergrund. Früher war das Veranstaltungsjahr weitgehend durch die Chorkonzerte mit dem Sinfonieorchester bestimmt. In den letzten Jahren veränderte sich das, zuletzt wurden auch Konzerte mit beiden Wuppertaler „Großchören“, Chor der Konzertgesellschaft und Konzertchor, zusammen angesetzt. Was bedeutete, erklärt Seidel, dass der Aufwand für zwei Konzerte nur einem Konzert zugutekam. „Wir würden lieber bei drei Chorkonzerten pro Saison mal zwei für den einen und eins für den anderen und umgekehrt auftreten“, sagt Seidel, der entsprechend verfahren will. Außerdem schuf die reduzierte Beanspruchung durch das Sinfonieorchester Freiraum für selbst geplante Konzerte, die terminiert, finanziert und organisiert werden wollen. Und für Kooperationen. „Mehr Aufwand, mehr Risiko und ein Umdenken.“ Das habe sich aber mittlerweile eingespielt, so Seidel: „Wir wollen so weitermachen.“

Im Blick hat Seidel des weiteren Lücken im Konzertkalender der Stadt, die das Sinfonieorchester lässt und die gefüllt werden sollen. Etwa der unter Generalmusikdirektor Patrick Hahn frei gewordene Karfreitagstermin. In der Saison 2022/23 bot der Chor ein Konzert in der Immanuelskirche an, dieses Jahr sang der Konzertchor die Johannes-Passion in der Stadthalle. Schließlich will sich der Vorsitzende um populäre Chorwerke kümmern, die in den letzten zehn Jahren nicht aufgeführt wurden. Verdis Requiem gehört dazu und die Carmina Burana oder der Messias (2014/15). Die ersten Lücken sind geschlossen.