Bauen Clees-Bau an der Gerichtsinsel steht kurz vor dem Baustart

Wuppertal · Der Fund eines Bodendenkmals hatte für Verzögerungen gesorgt – Politiker haben gemischte Meinungen.

Noch liegt die Fläche an der Gerichtsinsel brach. Die Baugenehmigung liegt vor – bald also soll gebaut werden.

Foto: Andreas Fischer

Der geplante Clees-Bau am Landgericht steht kurz vor dem Baustart. Die Baugenehmigung sei Ende Februar eingegangen, teilt Alexander Clees, Geschäftsführer der Clees-Unternehmensgruppe auf WZ-Anfrage mit. „Nachdem bei der Sondierung des Bodens ein Bodendenkmal entdeckt wurde – der Fußboden einer ehemaligen Fabrik aus dem 19. Jahrhundert –, hat die erforderliche Prüfung einige Zeit in Anspruch genommen, was zu Verzögerungen geführt hat. Nun jedoch stehen wir bereit, die Bauarbeiten zu beginnen. Diese werden im Rahmen der Erdarbeiten von Archäologen begleitet“, erklärt er.

Die Planung des neuen Gebäudes sei so angepasst worden, dass das Bodendenkmal ausgespart wird und weiterhin im Boden, also unter der Erde, verbleibt. „Es wird erhalten und geschützt und ist seitens der Behörde dokumentiert. So bleibt es der Nachwelt erhalten.“ Die Erdarbeiten werden in den nächsten Wochen starten.

Welche Fabrik dort im 19. Jahrhundert gestanden hat, lässt sich nicht herausfinden. Bauamtsleiter Jochen Braun erklärt, dass Denkmäler „am liebsten im Boden bleiben sollen. Dort sind sie gut geschützt und bleiben der Nachwelt erhalten.“ Der Fund verbleibt dann im Boden, wird mit Vlies abgedeckt und mit Erde überschüttet. Ob ein Bodendenkmal erhalten bleiben kann, sei aber immer eine Abwägungssache. Beispielsweise dann, wenn an der Stelle Stelen für die Statik stehen müssten. „Wir müssen die Bedeutung des Fundes und die wirtschaftlichen Interessen des Investors abwägen“, erklärt Braun das Prozedere.

Er blickt für ein Beispiel zu den archäologischen Ausgrabungen in Elberfeld. „Dort gab es keine Stelle, an der die Bodendenkmalpflege widersprochen hätte, Teile der Burg abzutragen. Die Fernwärmeversorgung ist ein ganzes hohes Gut“, sagt er.

Das neue Gebäude soll auf sechs Etagen moderne und funktionale Büroflächen bieten, die ein zeitgemäßes Arbeiten in erstklassiger Lage ermöglichen, teilt Alexander Clees mit. Bereits jetzt seien zwei Drittel der Flächen von insgesamt 11 400 Quadratmetern vermietet oder reserviert, „während wir für das restliche Drittel aktuell Vermietungsgespräche führen“, so Clees. Die Fertigstellung des Projekts ist für das zweite Halbjahr 2025 geplant.

Unter anderem will die AOK in das neue Gebäude einziehen. Bislang ist sie an der Bundesallee 265 zu finden. Bereits im März 2022 habe die AOK den Mietvertrag für die Friedrich-Engels-Allee abgeschlossen, teilt Regionaldirektorin Christiane Otto mit. „Wir hoffen, dass wir nun bald gemeinsam mit dem Eigentümer unsere Planungen umsetzen und unsere Kunden am neuen Standort begrüßen können.“

Der Bau wird ziemlich genau auf der Grenze zwischen Barmen und Elberfeld stehen. „Ich warte schon seit Langem darauf, dass uns die Pläne vorgestellt werden“, sagt Elberfelder Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD). „Die Stelle ist stadtbildprägend.“ Das Umfeld mit seinen historischen Gerichtsgebäuden – allen voran das Landgericht – seien sensibel. „Wenn es bereits eine Baugenehmigung gibt, haben wir keine Einflussmöglichkeiten mehr auf die Pläne. An einem solch sensiblen Punkt ist das ärgerlich.“ Welche Fabrik dort einmal gestanden haben könnte, weiß auch Kring nicht. „Aber das ist spannend. Dort wird sicherlich so einiges im Umfeld des Gerichts gewesen sein.“

Nutzung des
Gebäudes ist bekannt

Etwas positiver blickt Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) auf das Projekt. „Das wird ein modernes Gebäude. Das tut dem Stadtbild an der Stelle gut“, sagt er. Der Neubau passe genau in das Konzept des Projekts InnenBandStadt. „Das ist ein wunderbares Startprojekt, vor allem, weil die Nutzung des Gebäudes bekannt ist.“ Viele Wuppertaler seien bei der AOK versichert. „Zentraler geht es für die AOK gar nicht“, so Lücke.

Er hofft, dass die Gegend durch das neue Gebäude attraktiver werde. Vielleicht so attraktiv, dass die Idee einer Bergischen Veranstaltungshalle wieder aufgegriffen wird. „Der BHC wünscht sich eine taugliche Heimspielstätte. Clees hat einmal die Flächen südlich der Bahnlinie rund um den Wicküler-Park ins Spiel gebracht“, sagt Lücke. Eine solche Mehrzweckhalle für Handballspiele und Konzerte hätte dort eine optimale Lage. „Da könnte Stadtentwicklung massiv ausgelebt werden.“

Für den Neubau hatte die Stadt Grundstücke an der Gerichtsinsel verkauft, ein Grundstück besaß Clees bereits. Der Verkauf wurde im nichtöffentlichen Teil von Finanzausschuss und Rat behandelt. In der Elberfelder Bezirksvertretung stieß das Vorhaben damals auf Kritik – vor allem der Name des Investors. Bei allen entscheidenden Dingen falle dieser Name, sagte damals Henrik Dahlmann von den Freien Wählern: „Wir sind nicht ‚Clees-City, sondern immer noch Wuppertal.“ Clees-Eigentum sind unter anderem die ehemalige Bundesbahndirektion am Döppersberg, das ehemalige Postgebäude am Kleeblatt und das Einkaufszentrum Wicküler-City, direkt gegenüber des geplanten Bürogebäudes.