Wuppertal 30 Jahre gezeichnete Literatur an der Luisenstraße
Andreas Detering liebt, liest und verkauft Comics. Sein Geschäft „Kult“ wird dieses Jahr 30 Jahre alt.
Bei Andreas Detering geht’s formlos zu. Der 52 Jahre alte Ladenbesitzer stellt sich sofort als Andreas vor, ein „Sie“ hat hier keine Chance. „Im Normalfall duze ich die Leute in Grund und Boden“, sagt er. Sein Comicladen ist eine Bastion der Subkultur - „von der Haltung her.“ In Sachen Comics stimmt das natürlich nicht. Die sind ein großer Markt, vielfach Mainstream. Aber für sich und seinen Laden möchte Andreas Detering das noch reklamieren.
In Comic-Kreisen
sagt man „Du“
Detering kommt aus dieser Subkultur. Er war DJ, Zivi in der Börse, hing in den Kneipen rum, arbeitete neben dem Studium im Kult, unter Comicfans. In seinen Kreisen duzt man sich.
Der Mann mit schwarzer Weste und weißen Haaren sitzt hinter seinem Tresen vor dem aufgeklappten Notebook und zieht gelegentlich an der E-Zigarette. Vor ihm liegen Comics, Fantasy und Sci-Fi-Romane am Tresen. Hinter ihm stehen DVDs und Action-Figuren. Wenn man an ihm vorbei blickt, durch den langgezogenen Laden, erstreckt sich eine Parallelwelt, kunstvoll gezeichnet, liebevoll koloriert und dann zwischen Buchdeckel gebunden.
Dreieinhalb Sparten bestimmen das Comic-Sortiment: die amerikanischen Super- und Antihelden, die Geschichten aus der franko-belgischen Comictradition und die japanischen Mangas. Hinzu kommen die Grafic Novels. Comics für Menschen, die bei dem Wort Comics eher die Nase rümpfen – Detering sagt, das sei so etwas wie das Arthouse-Label für Filme.
Er selbst hat ein Faible für „die amerikanische Schiene“, sagt er. Aber auch die reiferen Sachen. Besonders möge er gerade „Black Hammer“, einen 184 Seiten „Liebesbrief an alte Superhelden mit Grafic-Novel-Anspruch“, sagt Detering.
Comics sind nicht gleich Comics, das zeigt der Blick durch die Regale in dem Laden an der Luisenstraße. Und die meisten Comics sind eher nichts für Kinder. Gleichwohl ist die frühe Bildung oder Gewöhnung in dem Bereich auch wichtig, um später noch in die bunten Geschichten eintauchen zu können. „Um überhaupt etwas damit anfangen zu können, hilft es, früh Comics gelesen zu haben.“ Sonst falle es schwer, der Kombination aus Bild und Schrift folgen, die Dynamik im eigentlich statischen Bild verfolgen zu können. Die zeitlichen Abläufe in einem einzigen Bild nachzuvollziehen.
Zahlreiche Blockbuster
basieren auf Comics
Comics und ihre Helden sind prägend für andere Bereiche der Unterhaltungsindustrie – es gibt zahlreiche Superhelden-Filme und unzählige Serien, die auf Comics basieren. Klar, das helfe für die Akzeptanz der einstigen Nerd-Kultur. „Aber ich glaube, ,Big Bang Theorie’ hat mehr dafür getan, dass sich Comic-Leser nicht mehr schämen als ,The Walking Dead’, sagt er mit Bezug auf eine Comedy-Serie, die sich mit Comic lesenden Physikern befasst.
Detering hat aber auch die Theorie, dass die filmische Umsetzung in ihren vielen Formen nicht gut ist für die Comic-Industrie. Jeder habe eben nur eine bestimmte Menge an Zeit für seine Helden.Wenn die für Filme genutzt wird, hat man weniger Zeit zum Lesen. Aber das sei nur eine Theorie.
Zwar seien die Zeiten schon besser gewesen für den Comicladen, aber Detering sieht es schon als gegeben, dass der Laden sich hält. Nur über die Nachfolge macht er sich langsam Gedanken. Detering selbst hat den Laden vor 14 Jahren übernommen. Vorher hat er als Aushilfe gearbeitet, zwei Jahre als Geschäftsführer.
Jedenfalls die Kunden kommen. Die sind häufig Sammler und verpassen kein Heft ihrer Lieblingsserien. Und Comics wecken die Sammelleidenschaft. Wie viele Detering selbst zu Hause hat, kann er nicht sagen. Aber jedenfalls in seinem Laden hat er ein ganzes Universum an fremden Welten. Eines, das ständig wächst.