Abstimmung bis 26. Mai Seilbahn zur Uni und zum Schulzentrum: Ja oder Nein?

Wuppertal · Verkehrsexperte Joachim Fiedler nennt Gründe, die gegen den Bau einer Seilbahn sprechen.

Symbolbild

Foto: Fischer, A.

In Deutschland sollen Fahrverbote möglichst vermieden werden. Stattdessen plädiert die Politik für eine gesteigerte Bus- und Bahnbenutzung. Parteiübergreifend wird deshalb immer wieder eine „Verbesserung des ÖPNV“ verlangt. Aber wie steht es damit in Wuppertal? In der Westdeutschen Zeitung war zu lesen, dass sich die WSW entgegen früherer Beteuerungen gezwungen sähen, das ÖPNV-Angebot um etwa 1,5 Millionen Euro zurückzufahren. Im Einzelnen sind zu beklagen:

Foto: Fiedler

1. Ausdünnung aller Buslinien der Südhöhen vom 20- auf 30-Minuten-Takt, an Sonn-/Feiertagen sogar von 30 auf 60-Minuten (minus 50 Prozent).

2. Wegfall der Schnellbusverbindungen CE64 und CE65 gerade auf dem schnellen Abschnitt Hahnerberg bis Hauptbahnhof.

3. Längere Fahrzeiten der 625 und 615, weil sie auch tagsüber über das Schulzentrum Süd bzw. die 615 über Mastweg geführt werden, denn die 635 wird auf dem Abschnitt Mastweg bis Hahnerberg eingestellt.

4. Wegfall der Linie 645. Für die sehr gut frequentierte Haltestelle an den Hochhäusern „Im Johannistal“ reduzieren sich dadurch die Fahrmöglichkeiten von bisher sechs auf zwei Fahrten pro Stunde.

In dieser Richtung würden über dem Lavaterweg die Gondeln schweben. Die Anwohner lehnen unter anderem deshalb das Seilbahn-Projekt ab und werben für ein seilbahnfreies Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

5. Es bleibt zu befürchten, dass die WSW schon in Kürze alle Linien auf 30- und 60-Minutentakt ausdünnen werden, auch dort, wo sich die Bewohner weit weg für das Seilbahnprojekt ausgesprochen hatten.

Damit entspricht das Bussystem nicht mehr den Anforderungen einer Großstadt, was durchaus als imageschädigend für Wuppertal interpretiert werden muss.

Spätestens jetzt ist der Verkehrswert der Seilbahn zu hinterfragen, und zwar bezogen auf den WAR-Zustand der ÖPNV-Bedienung vor dem Umbau des Döppersberg. Die Hauptzielpunkte der Bewohner von den Südhöhen sind Schwebebahn, City und Hauptbahnhof. Bis auf letzteren lassen sich die Ziele per Seilbahn erst nach nennenswerten Fußwegen, also nicht direkt und keineswegs bequem erreichen.

Witterungsbedingt
könnten Busse nötig werden

Das Universitätsgelände kann die Seilbahn mit ihrer einzigen Station nur unzulänglich erschließen, weil die Zwischenstation dezentral am nördlichen Rand des Gesamtareals nahe der Mensa liegt, das heißt ein Großteil der stark frequentierten Uni-Einrichtungen im Süden sind nur nach weiten Fußmärschen, noch dazu größtenteils über Treppen, zu erreichen.

Sollte in den kommenden Jahren die Zahl der Studierenden weiter anwachsen und neue Gebäude erforderlich sein, so können diese nur im Süden gebaut werden, fern der Zwischenstation!

Ein noch nie genannter Nutzungsverzicht wird verschwiegen: Das persönliche Sicherheitsempfinden! Wer möchte schon allein unterwegs in eine leere Kabine einsteigen, wenn in letzter Sekunde eine zweifelhafte Gestalt zuspringen kann und man sich während der Fahrt bedroht fühlt?

Und dann sind da noch die Auswirkungen von witterungsbedingten Betriebsunterbrechungen einschließlich der dann notwendigen Ersatzbedienungen mit Bussen: Über das WIE und zu welchem Preis wird bislang gar nicht gesprochen.

Fazit: Zum ÖPNV-Gesamtsystem vermag die Seilbahn deshalb keinen ernst zu nehmenden Beitrag leisten. Ihre Folgeauswirkungen sind dagegen schwerwiegend.