Pandemie Corona hat seinen Schrecken verloren, verstärkte Hygiene bleibt aber bestehen
Wuppertal · Durchschnittlich 78 Fälle pro Monat in Wuppertal – die Zahlen sind auf niedrigem Niveau konstant, Betriebe setzen aber auf Sicherheit.
Die Präsenz von Corona-Erkrankungen ist in Wuppertal deutlich zurückgegangen, der einst bedrohliche Charakter weicht der Routine. Hygienemaßnahmen und bestimmte Regelungen wurden jedoch in vielen Branchen beibehalten. Das ist die Bilanz einer Umfrage der WZ in öffentlichen wie privaten Einrichtungen.
Auch wenn bei den Neuinfektionen binnen sieben Tagen in NRW ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist, wie Statistiken des Robert-Koch-Instituts darlegen, ist die aktuelle Situation in Wuppertal beruhigend. Die Corona-Fälle, die dem Gesundheitsamt gemeldet werden, „sind monatlich im Durchschnitt 78, die Zahlen sind derzeit relativ konstant“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Das entspricht bei rund 365 000 Einwohnern (Stand: März 2024) einer Quote von 0,02 Prozent. Ärzte beobachten keine schweren Krankheitsverläufe, vollständig geimpft sind in NRW nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 79,5 Prozent aller Einwohner.
Desinfektionsspender und Trennscheiben sind weiter üblich
„Da im Moment keine Pandemie mehr ist, gibt es auch keine Nachverfolgung mehr“, betont Schmidt-Keßler. Dass in einzelnen Einrichtungen noch Schilder auf den Corona-Abstand hinweisen und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt werden, sei kein Anlass für Beanstandungen. „Auch im Rathaus gibt es noch Relikte wie Desinfektionsmittel oder Trennscheiben im Publikumsbereich.“ Diese habe man beibehalten, denn „es gibt außer Corona ja auch andere leicht übertragbare Krankheiten wie Erkältung oder Grippe“.
Nach einer fast drei Jahre währenden Pandemie hat sich auch die Historische Stadthalle an die Folgen angepasst: „Obwohl die Pandemie schon einige Zeit vorüber ist, haben wir auch immer noch Desinfektionsspender in den sanitären Anlagen sowie in unserem Foyer“, äußert Geschäftsführerin Silke Asbeck. Der Verbrauch zeige zwar, „dass die Spender kaum noch nachgefragt werden“. Allerdings habe die Stadthalle die intensiveren Reinigungsintervalle bei Großveranstaltungen beibehalten, betont sie. „Das Thema Hygiene wurde bei uns im Haus durch die Pandemie nachhaltig beeinflusst.“
Auch das Tic-Theater in Cronenberg hat seine Spielstätten während des Lockdowns angepasst, um den Hygienestandards langfristig begegnen zu können. So seien im Theater und im Theatercafé an der Borner Straße „umfangreiche bauliche Änderungen“ vorgenommen worden, um auch das Luftvolumen zu vergrößern, teilt Theaterleiter Stefan Hüfner mit. Dadurch konnte die Effizienz der Lüftungsmöglichkeiten gesteigert werden. Ebenfalls sei die Klimaanlage im Atelier Unterkirchen ertüchtigt worden, „sie leistet nun auch gefilterten Luftaustausch“. Zudem stünden die während der Corona-Pandemie angeschafften Desinfektionsspender „weiterhin in den von uns betreuten Toiletten zur Verfügung“.
Einrichtungen wie die Bergische Universität gehen durch die Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung noch einen Schritt weiter. So gebe es für die Beschäftigten im Rahmen einer Dienstvereinbarung weiterhin eine Homeoffice-Regelung, sagt Sprecherin Katja Bischof. „Einige Termine finden in Form von Zoom-Meetings statt“, dazu würden auch Sprechstunden der Dozenten gehören. Zudem werde in den Einrichtungen des Hochschulsozialwerks wie der Mensa und der Cafeteria nur noch mit Karte bezahlt.
Die Gastronomie in Wuppertal hatte besonders unter den Folgen der Pandemie zu leiden, da sie eine Zeit lang kaum Gäste begrüßen durfte oder ganz schließen musste. „Einige Maßnahmen haben Corona überlebt“, sagt Achim Brand, Vorsitzender des Dehoga Wuppertal und Inhaber des Café du Congo. „Desinfektionsspender und Flächendesinfektion haben an vielen Stellen eine neue Selbstverständlichkeit.“ Abstände hingegen könnten sich die meisten Betriebe nicht leisten. „Jeder Platz zählt.“ Leider seien auch die wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin enorm, hebt Achim Brand hervor: „Die Gästefrequenz ist bei Weitem noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau.“ Dies stehe allerdings auch mit den gestiegenen Kosten und damit den erhöhten Preisen in Verbindung. „Hier ist Zurückhaltung, aber auch verändertes Ausgehverhalten spürbar.“
Wer öffentliche Verkehrsmittel wie die Schwebebahn oder Busse nutzt, nimmt Abstände und Schutzmasken kaum noch wahr, nachdem der rechtliche Rahmen für Schutzmaßnahmen im April 2023 ausgelaufen ist. So gebe es seitens der Stadtwerke derzeit „keine besonderen Hygienemaßnahmen“, informiert WSW-Sprecher Rainer Friedrich. „Wir beobachten das Infektionsgeschehen und können aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit verschärfte Maßnahmen schnell umsetzen.“