In Wuppertal Corona stellt Schulleiter am ersten Schultag vor hohe Planungshürden
Wuppertal · Rund 3200 Erstklässler werden in dieser Woche eingeschult. Trotz Corona soll dieser Tag ein ganz besonderer werden.
Der erste Schultag ist ein wichtiger Tag im Leben eines Kindes. Oft begleiten Großeltern, Tanten und Paten ihr I-Dötzchen zur Schule. Doch in diesem Jahr ist alles anders. In den meisten Grundschulen ist die Zahl der Gäste beschränkt. „Pro Kind dürfen nur zwei Erwachsene mitkommen“, erzählt etwa Susanne Brinkhoff, Leiterin der Grundschule Alarichstraße. Sie hat sich mit den Rektorinnen der umgebenden Grundschulen abgesprochen, damit einheitliche Regeln gelten.
So begrüßt sie auf dem Schulhof auch nur jeweils eine neue erste Klasse, die nächste kommt dann zeitlich gestaffelt. Grundsätzlich müssen alle Besucher bei Betreten des Schulgeländes – auch draußen – eine Maske tragen. Alle Namen werden in Listen notiert. Der große ökumenische Gottesdienst in der Kirche fällt dieses Jahr für die Grundschule Alarichstraße aus, ebenso die Aufführungen anderer Klassen. Stattdessen gestaltet der Diakon der Kirchengemeinde eine kleine Andacht auf dem Schulhof. Das sonst übliche Elterncafé, bei dem die Eltern der Zweitklässler die neuen Eltern mit selbst gebackenem Kuchen und frischem Kaffee begrüßen, darf angesichts der Infektionsgefahr ebenfalls nicht stattfinden. Die Eltern können also nur eine Runde spazieren gehen oder sich mit Abstand mit anderen Eltern unterhalten, bis ihr Nachwuchs zurückkommt.
Für die Kinder ist dieser erste Schultag besonders aufregend: Dieses Jahr durften sie nicht wie ihre Vorgänger schon vor den Sommerferien einmal in der Schule schnuppern und alles kennenlernen. Selbst der Elternabend für die neuen Eltern musste ausfallen und durch Briefe ersetzt werden. Nach der Einschulungsfeier dürfen Eltern das gesamte Schulgelände nur noch auf Aufforderung – etwa für Gespräche mit den Lehrern – betreten. Zum Abholen der Kinder müssen sie an der Straße warten.
Logistisch bedeuten sowohl die Einschulungsfeier als auch das Schulleben überhaupt eine große Herausforderung für die Rektorin. Jeder Jahrgang fängt zu anderen Uhrzeiten an und hat dementsprechend andere Pausenzeiten. „Richtig schwierig wird es dann mit Englisch, Sport und Religion“, seufzt Susanne Brinkhoff. Denn diese Fächer können meist nicht von der Klassenlehrerin unterrichtet werden. Wenn jede Klasse andere Unterrichtszeiten hat, können die Lehrerinnen nicht mehr einfach hin- und herwechseln.
Maskenpflicht sorgt
zum Teil für Verwirrung
Auch Richard Voß, Leiter der Gemeinschaftsgrundschule am Nützenberg, hält dieses Jahr drei Einschulungsfeiern hintereinander ab. Bei ihm sorgen die Patenklassen der Schulneulinge für einen kleinen musikalischen Beitrag – mit Abstand natürlich. Schwierig findet der Gewerkschafter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dass für seine Grundschulkinder auf dem Schulhof nun eine Maskenpflicht herrscht, im Offenen Ganztag auf dem gleichen Schulhof jedoch nicht. „Das sind Widersprüche, die man nicht verstehen kann.“ Gleichzeitig findet er, dass die Kinder das Einhalten der Vorgaben vor den Ferien gut hinbekommen haben; einen Regelbetrieb mit normalem Lernpensum hält der Lehrer trotzdem für unrealistisch: Alleine das häufige Händewaschen koste enorm viel Zeit. „Und der Lehrkräftemangel hat sich verschärft“, warnt Richard Voß. Gleichzeitig hätten einige Kinder in der Zeit des Fernunterrichts nur wenig Inhalte mitbekommen. „Bis zu den Herbstferien werden wir beschäftigt sein, das nachzuholen“, vermutet Richard Voß. Da die Lernstandsunterschiede innerhalb einer Klasse sich eher verschärft haben, fehlen sowohl die Lehrer als auch Sozialpädagogen und Förderkräfte.
Bei der Grundschule Marienstraße auf dem Ölberg müssen die Eltern während der ersten Schulstunde ihrer i-Dötzchen auf jeden Fall das Schulgelände verlassen. Denn dann müssen die anderen Schüler dort ihre Pause verbringen. Das betrifft auch die Eltern von Enno (5), der an diesem Donnerstag seinen ersten Schultag dort erleben wird. „Da unsere Toiletten auf dem Schulhof sind, geht das nicht anders“, erklärt Schulleiterin Andrea Oppermann. Sie verzichtet auf einen gestaffelten Schulbeginn – „das würde hier sowieso nicht funktionieren“ – und erwartet ihre Kinder lieber morgens am Schultor und sorgt dafür, dass sie sich auf dem Weg ins Klassenzimmer nicht zu nahe kommen. Doch bei allen Veränderungen nimmt sich Andrea Oppermann wie auch viele Kolleginnen und Kollegen vor: „Wir werden trotzdem eine schöne Einschulung gestalten!“ Darauf freut sich auch Enno.