„Das Museum muss in Erinnerung bleiben“
Am Sonntag öffnete das Historische Zentrum ein letztes Mal vor dem Umbau. Als Anlaufstelle für Engels-Fans dient jetzt ein Pavillon.
Die Museumsbesucher lassen sich zwar nicht aus dem Museum locken, aber Politiker und Historiker stehen gespannt vor der geschlossenen Tür des neuen Engels-Pavillons. Mit großer Geste übergibt Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums, den mit einem gewebten Bändchen geschmückten Schlüssel an Oberbürgermeister Andreas Mucke. „Das Gebäudemanagement spuckt in die Hände, um das Historische Zentrum und das Engels-Haus rechtzeitig zum Engels-Jubiläum fertig zu bekommen“, verspricht Mucke und muss dabei gegen den Lärm der vorbeifahrenden Autos anschreien.
Außerdem erzählt Mucke, dass er auf der Suche nach Räumen ist, um die Exponate des Historischen Zentrums auch während der zweieinhalbjährigen Schließungszeit zu zeigen. Mit den Sparkassen sei er im Gespräch, für einen größeren Raum hofft er auf Geld aus Berlin. „Wir müssen Engels popularisieren, ihn tiefer in der Bevölkerung verankern“, betont er. Und das Museum müsse in Erinnerung bleiben — trotz der Umbaumaßnahmen.
Im neuen roten Pavillon riecht es noch nach Farbe. Im Empfangsraum finden die Gäste Flyer zu diversen geschichtlichen Veranstaltungen. Die Decke zieren verschiedene Engels-Zitate zu ganz unterschiedlichen Themen, etwa: „Der Kommunismus ist keine Doktrin, sondern eine Bewegung.“ „Auf der bisher leeren Wand werden wir in Zukunft den Baufortschritt dokumentieren“, erklärt Kulturdezernent Matthias Nocke.
Dann folgt der eigentliche Engels-Raum. Links werden die wichtigsten Schriften von Friedrich Engels aufgezählt und in Vitrinen Original-Blätter davon präsentiert. Eng beschrieben sind die Seiten in ordentlicher Schrift. Daneben liegen „Das Kapital“ von Marx und „Umwälzung der Wissenschaft“ von Engels. An der nächsten Wand erinnert eine Zeittafel mit vielen Bildern an die wichtigsten Stationen aus dem Leben des Sozialrevolutionärs. Gestaltet wurden die ansprechenden Dokumentationen von der Kommunikationsagentur Illigen Wolf Partner. Die rechte Wand ist mit Ansichten aus dem Engels-Haus geschmückt. Auf einem Bildschirm können die Besucher — wenn sie denn im Halbdunkel die Fernbedienung finden — drei Filme über Engels und die Frühindustrialisierung wahlweise auf Deutsch, Englisch oder Chinesisch anschauen. Eine kleine Engels-Statue und eine Art Leichentuch ergänzen das Ensemble.
Der Zutritt zum Pavillon ist kostenfrei. Hier treffen sich zukünftig die Teilnehmer von Führungen und Bustouren. Auch der Ankerpunkt Industriekultur befindet sich hier mit seinen Informationen zu den Industriekulturrouten.
Im Historischen Zentrum nutzen währenddessen Besucher jeden Alters die Chance, noch ein letztes Mal und dazu kostenlos die Exponate zu besichtigen. Mitarbeiter in historischen Kostümen führen die Webstühle vor und erzählen Details zu Ausstellungsstücken. Dazwischen präsentieren sich Vereine und Institutionen. Das Bandwebermuseum Küllenhahn etwa zieht mit historischen Werbebildern für Spitzen-Unterwäsche die Blicke auf sich. „Wir wollten etwas aussuchen, was es hier noch nicht gibt“, erklärt Irmlind Pesch.
Margit Gohr und Regina Liedel zeigten, wie mühsam das Klöppeln von Spitze per Hand ist. „Wir können ganz unterschiedliche Dinge klöppeln, etwa Schals, Deckchen, Fensterbilder oder Umrandungen“, erklären sie. Der Förderverein des Museums wirbt mit Litzen und Bändern für eine Mitgliedschaft und das Netzwerk Industriekultur informiert über seine Ziele. Wie immer jedoch steht die größte Traube Menschen vor den Webstühlen, die mit ihrer ratternden Arbeit Kinder und Erwachsene faszinieren.