Gesellschaft und Soziales Das neue Wuppertaler Projekt „Redefluss“ will Kulturen verbinden und wird zunächst für ein Jahr gefördert

Oberbarmen · „Geschichten zu erzählen schafft Begegnung“

Im Café der Färberei kamen zwölf Teilnehmer zusammen, um sich in entspannter Runde auszutauschen.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Es ist entspannt im lichtdurchfluteten Café der Färberei. Blaubeer-Käsekuchen steht auf der Karte, es gibt Kaffee und Tee. Seit März kommen hier am Peter-Hansen-Platz jeden ersten Montag im Monat Teilnehmer des Projektes „Redefluss“ zusammen.

Initiiert von Luise Miß und Georgia Manfredi vom Verein Refugio, geht es jedoch nicht ums Klönen oder Töttern, wie man im Bergischen gerne sagt, sondern stets um ein konkretes Thema. Das Projekt ist als Ort der Begegnung für Senioren gedacht, um verschiedene Kulturen kennenzulernen und gegenseitige Toleranz und Verständnis zu fördern, heißt es auf dem dazugehörigen Flyer. „Geschichten erzählen schafft Begegnung und bildet Vertrauen.“ Das Projekt wird vom Städtebau-Förderprogramm „Sozialer Zusammenhang – Oberbarmen/Wichlinghausen ein Jahr lang mit 4100 Euro unterstützt.

Zum Auftakt befassten sich die bislang zwölf Teilnehmer an drei zusammengerückten Holztischen mit der Frage, wie das Leben im Jahr 2034 aussehen könnte. Im Apriltreff am vergangenen Montag ging es um ein milderes, aber nicht minder abwechslungsreiches Motiv: den Frühling und seine Rituale. So erzählte Maria – hier duzen sich alle – über Osterbräuche in Russland und Ingrid über einen Wandertag in Venlo, bei dem sie 20 Kilometer absolvierte. „Das ist kein Auftrag“, winkte die rüstige Seniorin selbstbewusst ab, „in vier bis fünf Stunden bist du durch, ohne ständig auf die Uhr zu schauen. Man behält den Blick für die Umwelt.“ Auch der berühmte Keukenhof im westlichen Teil der Niederlande, dessen Park von März bis Mai mit sieben Millionen Frühlingsblumen aufwartet, kam zur Sprache.

Gemeinsame Ausflüge
sind ebenfalls angedacht

Doch geführte Wanderungen in der Gruppe wie beim Sauerländischen Gebirgsverein seien zumindest bei jüngeren Menschen nicht mehr erstrebenswert. „Die Vereine haben Schwierigkeiten, überhaupt Leute zu bekommen“, so Ingrid. „Wir haben das mal in Ronsdorf angeboten, als Etappenwanderung. Alle fünf Kilometer war irgendwo ein Stand aufgebaut, an dem es Verpflegung gab, das DRK war dabei, wenn jemand Probleme hatte – und am Ende haben wir an der Erich-Fried-Gesamtschule die Rückkehr gefeiert.“

Und so ging das Gespräch seinen Gang. Hatte Luise Miß in der ersten Hälfte noch die Runde moderiert, jeden Gast einbezogen, kamen die Teilnehmer alsbald „von Hölzchen auf Stöcksken“, ohne ganz vom Thema abzuschweifen. Matthias lud zum Frühjahrsempfang in den Botanischen Garten ein, der am 28. April stattfindet und einen Blumen- und Gartenmarkt präsentiert. „Und Würstchen grillen wir auch“, betonte er.

Gudrun konnte sich vorstellen, vorbeizuschauen, auch wenn sie einen Naturgarten hat: „Den lasse ich einfach wachsen, ab und zu schneide ich etwas weg“. Giersch, Brennnessel und Löwenzahn gedeihen dort. Matthias habe ganz viel Bärlauch im Garten, „da kommen schon Reisebusse, um sich den abzuholen“, scherzte er.

Gemeinsame Ausflüge sind ebenfalls schon angedacht – wobei es nicht nur in der Ferne schön sei, sondern auch in Wuppertal selbst, betonte Luise. „Naja, die Poststraße in Elberfeld kann man vergessen“, warf Ingrid ein, aber dafür ist man hier in zehn Minuten im Grünen.“ Georgia Manfredi schlug vor, „mal zusammen eine Stadtführung zu machen“. Auch ein Besuch des Schwebodroms, des Von-der-Heydt-Museums und des Skulpturenparks Waldfrieden seien Optionen, wobei die Barrierefreiheit gewährleistet sein müsse – und das sei beim Skulpturenpark, der auf den Wuppertaler Höhenzügen liege und starke Steigungen besitze, etwas schwierig.

„Es soll eine Miteinander-Runde sein“, bekräftigte Luise den Ansatz. des Projektes. Ihr sei es wichtig, „für Oberbarmen etwas anzustoßen – für Menschen, die nicht mehr berufstätig sind, sich aber austauschen und Teil einer Gemeinschaft sein wollen“. Grundlage seien positive Themen in Verbindung mit Kultur und Literatur, die einen Ansatzpunkt bilden. „Ich bin immer neugierig“, sagt daher Payam Tayaran, der sich auch für den gemeinnützigen Verein „Aufbruch am Arrenberg“ engagiert.