Kultur Wuppertaler Künstlerinnen schicken die Augen auf Rätseltour

Wuppertal · Ausstellung „raumlage“ von Sylvie Hauptvogel und Cordula Sauer.

Sylvie Hauptvogel hat sich in der Coronazeit intensiv mit Collagen und Gedichten beschäftigt.

Foto: Roland Keusch

Kennen Sie noch das „Magische Auge“? Die Buchreihe mit den computergenerierten Stereogrammen war der Hit in den 90ern. Das Auge hatte richtig was zu tun. Man war völlig aus dem Häuschen, wenn man das „Magic-Eye-Rätsel“ gelöst hatte und ein Objekt plötzlich vor einem im Raum zu schweben schien. Ein bisschen mit dieser Illusion spielt auch die neue Ausstellung „raumlage“ in der „Ins Blaue Art Gallery“ in Remscheid. Hier stellen die Wuppertaler Künstlerinnen Sylvie Hauptvogel und Cordula Sauer ab Sonntag aus. Im Haus Siemensstraße 21 veranstalten sie eine kleine Rätseltour: für die Augen, Ohren und fürs Herz.

Denn die Werke der beiden Frauen spielen mit den Sinnen. Cordula Sauer zeigt „Gedanken in Räumen“, wie sie es selbst beschreibt. Inspiriert wurde sie von Möbelhaus-Prospekten, Puppenstuben und eigenen Erinnerungen. „Möbel sind für mich Räume im Raum“, erklärt die Wuppertalerin, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat und Meisterschülerin von Alfonso Hüppi war. Entstanden sind Bildräume, die in die Welt des Menschlichen mit all ihren Abgründen, beklemmenden Ungewissheiten, Nähe und Distanz, Gewalt und Zärtlichkeit eintauchen lassen.

Ein Sofa, mit dem zwei Figuren verschmelzen. Wo beginnen sie und wo hören sie auf? Berührend ist auch die Im-Bett-Szene: Nur die Fleecedecke kann die beiden noch retten. Die Technik, Öl auf Pappe und Papier statt auf Leinwand, untermalt das: Der Werkstoff wird Teil der Stofflichkeit in dem kleinen Raum an der Wand, eine Fleecedecke wird Haut. „Das Verschwinden spielt bei meinen Werken immer eine Rolle“, erklärt Sauer. Testen Sie es selbst: Was sehen Sie? Und wenn ja – wie viele? Und welche Gefühle springen Ihnen aus dem Bilderrahmen entgegen, was denken Sie dabei?

Für Cordula Sauer sind Möbel ein Räume im Raum. Sie lässt sie mit Figuren verschmelzen.

Foto: Roland Keusch

Die Rätseltour geht in den anderen Räumen weiter. Hier spielt Sylvie Hauptvogel mit den Sinnen der Gäste. Collagen wie „Nicht in Sicht“, „Am langen Strumpf“ oder „Auf Füßen tragen“ machen Spaß. Denn vor jedem Bild kann man sich lange aufhalten – und entdeckt immer wieder etwas Neues. Tipp: Nehmen Sie eine Freundin mit und überlegen Sie bei jeder Collage, was Sie sehen. Oder worum es geht. Oder welchen Titel Sie vielleicht geben würden.

Sylvie Hauptvogel, die für den Förderpreis „CityARTists NRW“ nominiert wurde, hat während der Coronazeit zahlreiche Collagen erschaffen, fein säuberlich aus Zeitungen ausgeschnitten, geschickt kombiniert oder Dinge bewusst weggelassen. So entstehen plötzlich ganz neue Zusammenhänge. „Der Prozess kann manchmal Wochen dauern“, sagt sie. „Und eigentlich kapiere ich erst hinterher, was ich da gemacht habe.“

„Putztag an Bord“ ist so ein Beispiel. Es hat was von den Bremer Stadtmusikanten: Ein Hund steht auf einem Tanker, auf dem thront wiederum ein Windbeutel, dessen Füllung keine fluffige Creme, sondern Zewa ist, gesteuert vom blauen Handschuh mit Putztuch. Irre. Und witzig. Es geht um Tiere, um Fußball, aber auch um Einsamkeit.

Selbst geschriebene Gedichte
und eine Lesung

Witzig sind auch die acht kleinen Filme, die die Collagen ergänzen. „Hervorschauendes Reh“, „Putztag an Bord“ oder „mit roten Wasserpflanzen“, in denen Windbeutel geschrubbt und sie selbst im Badeanzug durchs Bild taucht, untermalt von selbst aufgenommenen Sounds. Zu sehen im Fernseher zwischen den Etagen. In einem weiteren Raum hat die Wuppertaler Künstlerin ihre selbst geschriebenen Gedichte an die Wand gepinnt – am 5. Mai wird sie diese auch lesen.

»Ausstellung: „raumlage“ ist vom 21. April (Vernissage um 14 Uhr) bis 5. Mai in der „Ins Blaue Art Gallery“, Siemensstraße 21, Remscheid-Honsberg zu sehen: sonntags, 14 bis 17 Uhr, und nach telefonischer Vereinbarung unter 0151-26886535.