Wuppertal Das Rathaus geht am Stock
Krank, überlastet und überaltert: Die Wuppertaler müssen sich in den kommenden Jahren auf noch weniger Service einstellen.
Wuppertal. Die Wuppertaler Stadtverwaltung hat große und wachsende Personalprobleme. Derzeit 70 freie Stellen können nicht besetzt werden, der aktuelle Krankenstand ist mit über zehn Prozent so bedenklich wie der hohe Altersschnitt von 48 Jahren. Hinzu kommt der mit Sparzwängen begründete fortlaufende Personalabbau. Das bekommen die Wuppertaler durch eingeschränkten Service immer deutlicher zu spüren, so zum Beispiel vor den großen Ferien im Einwohnermeldeamt. Die Online-Anmeldung — die über Monate gut funktionierte — ist seit Wochen total überlastet.
„Unsere Handlungsmöglichkeiten sind aufgrund der finanziellen Situation der Stadt begrenzt“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig in seiner Funktion als Personalchef. Man könnte es auch so ausdrücken: Die Stadt steckt in einem Teufelskreis, denn viele Faktoren deuten darauf hin, dass sich die Probleme zuspitzen. Bei der Suche nach jungen, qualifizierten Mitarbeitern steht die Verwaltung in Konkurrenz zur freien Wirtschaft. Bei einer seit Jahren stabilen Konjunktur haben die Unternehmen oft mehr zu bieten als krisenfeste Arbeitsplätze.
Es sei generell sehr schwer, neue Mitarbeiter zu finden, sagt Jochen Siegfried, Leiter des Bürgeramtes, über die Situation im Einwohnermeldeamt. Acht neue Stellen werden zunächst verwaltungsintern ausgeschrieben. Ziel ist es, das bestehende Personal am Steinweg zu entlasten und den Service vor allem bei Melde- und Passangelegenheiten zu verbessern.
Abzuwarten bleibt, ob sich genügend Bewerber finden, denn gerade in den Ämtern mit Publikumsverkehr sind die Belastung und der Krankenstand hoch. Darauf hat die Stadt reagiert und im vergangenen Jahr ein Gesundheitsmanagement aufgebaut. „Dafür werden wir pro Jahr 100 000 Euro ausgeben.“ Slawig kündigt eine bessere Ausstattung der Arbeitsplätze an. „Bisher haben wir aufgrund der Sparzwänge versucht, die Fluktuation zu beschleunigen, jetzt sind wir bemüht, Mitarbeiter zu halten“, sagt der Stadtdirektor.
Für Fluktuation dürfte ohnehin der demografische Wandel sorgen. Die Verwaltung ist überaltert. Bis 2021 werden 40 Prozent der Mitarbeiter aus dem Personalbestand des Jahres 2012 die Verwaltung verlassen haben oder in Ruhestand gegangen sein. „Bei den Führungskräften sind es 60 Prozent, daher kann man von guten Aufstiegschancen sprechen“, so der Stadtdirektor.
Was der Stadt zusätzlich zu schaffen macht, ist die Konkurrenz anderer Städte. „Wir bilden qualifizierte junge Leute aus, von denen es aber einige nach ihrer Ausbildung zum Beispiel nach Düsseldorf zieht, wo ebenfalls kräftig um Nachwuchskräfte geworben wird“, nennt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Kessler einen weiteren Grund für den zu hohen Altersschnitt. Außerdem bekomme Wuppertal jetzt zu spüren, dass die Stadt über Jahre unter der Finanzaufsicht der Bezirksregierung gestanden habe und nicht ausbilden durfte. Ohne einen genehmigten Haushalt durften Beförderungen nicht ausgesprochen werden und es musste auf Neubesetzungen verzichtet werden. Diese Einschnitte sind noch spürbar.
Vor gut einem Jahr hat die Verwaltung die Geschäftsbereiche des Haupt- und Personalamtes zusammengelegt. Seitdem kämpft die Leiterin, Almuth Salentijn, gegen die Überalterung und den wachsenden Krankenstand in den Amtsstuben. Die Förderung von Frauen und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zwei wichtige Ansatzpunkte im Personalmanagement.