Das Traditions-Eck in der Varresbeck
Café Morgenroth steht schon länger leer. Es wird ein Nachfolger gesucht.
Varresbeck. Ein Gebäude mit traditionsreicher Geschichte ziert das Grundstück an der Varresbecker Straße 63: Rund 60 Jahre lang gab es für viele Wuppertaler schmackhafte Spezialitäten und die Möglichkeit für nette Zusammenkünfte im Café Morgenroth. Seit der Schließung des Bistros vor knapp zwei Jahren ist es ruhig geworden um den Anlaufpunkt im Elberfelder Westen. Welche Geschichten lassen sich über die Vergangenheit des Hauses erzählen und was sieht die Zukunft noch dafür vor?
Im Gegensatz zu vielen anderen Immobilien, in deren Erdgeschoss ein Lokal Platz findet, war das Café von Anfang an in den Bau des Objektes eingeplant — inklusive Steinholzboden, ganz im Stil der fünfziger Jahre. „Er wurde kurzerhand durchgetanzt — deshalb gibt es hier seitdem Teppich“, weiß Michael Morgenroth. Er ist der Sohn des bekannten Konditormeisters Klaus Morgenroth, der das Café zuletzt leitete. Bei dessen Tod vor einigen Monaten erbte sein Nachwuchs das Gebäude.
1952 hatte seine Großmutter Grete das Restaurant gegründet. „Mein Opa hat sie damals gefragt, ob sie lieber einen Pelzmantel oder ein Café wolle“, sagt Michael Morgenroth lachend. Nachdem die Entscheidung fiel, gab es im Bistro zunächst eine außergewöhnliche Speisekarte und viele durchtanzte Nächte. In der Nachkriegszeit feierten die Menschen dort ihre Freiheit: „Das Café war zu der Zeit ein gesellschaftlicher Ankerpunkt.“ Feste wie Nikolaus oder Karneval wurden besonders gewürdigt — nicht selten zogen sich die Öffnungszeiten an diesen Tagen bis spät in die Nacht. Selbst Händler aus den Niederlanden kamen nach getaner Arbeit auf einen Kaffee vorbei.
Bei der Übernahme durch Klaus Morgenroth änderte sich das Konzept — statt Musik bis Mitternacht gab es nun süße Sünden des stadtbekannten Konditormeisters. Nachdem sich die Konditorei bei den Bürgern fest etabliert hatte, beschloss Klaus Morgenroth das vorzeitige Ende des Familienbetriebs. Seitdem steht das Lokal leer. „Kurz vorher hat es Verhandlungen mit einer Cafébesitzerin gegeben“, sagte Michael Morgenroth. Ein Ergebnis gab es dabei nicht — deshalb sucht er immer noch einen Nachfolger. Er hat bereits einige Ideen: „Ich könnte mir vorstellen, dass man das Café zu zweit betreibt — mit einem modernisierten Konzept, das die fünfziger Jahre weiter aufrecht erhält.“
Auch Bernd Udo Hindrichs vom Bürgerverein Sonnborn-Zoo-Varresbeck ist der beliebte Anlaufpunkt noch bekannt. Laut ihm ist das Lokal „nach wie vor in bester traditioneller Verfassung erhalten“. Außerdem sei es „wünschenswert und eine Attraktion, wenn das gute alte Café Morgenroth endlich einen Nachfolger fände“.