„Die Hessen haben Wort gehalten“

Der Rentner Wolfgang Wilbert hat nach einem langen Rechtsstreit zum Jahreswechsel wieder ein festes Dach über dem Kopf.

„Die Hessen haben Wort gehalten“
Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Das Jahr 2016 hat für den Rentner Wolfgang Wilbert doch noch ein versöhnliches Ende genommen. Zweieinhalb Jahre musste er um den Erhalt seines Fachwerkhauses am Vorderdohr und um seine Gesundheit fürchten. Doch dann beendete das Land Hessen den Rechtsstreit mit dem Cronenberger und gab die Beseitigung einer Ruine auf einem Nachbargrundstück und die Reparatur der Wilbertschen Hauswand in Auftrag.

„Jetzt sind die Hauswand und der Giebel endlich wieder dicht. Das macht sich im Raumklima bemerkbar. Zuvor war hier alles feucht und klamm, und es roch muffig. Zweimal bin ich in den vergangenen Jahren an die Ostsee gefahren, weil ich den Husten nicht mehr losgeworden bin. Ich dachte, ich ersticke. Zum Glück hat das Land Hessen Wort gehalten und die Sache noch in diesem Jahr in Ordnung gebracht“, sagt Wolfgang Wilbert und man merkt ihm an, dass ihm eine Last von den Schultern gefallen ist.

Ende Mai 2014 war seine Welt aus den Fugen geraten. Alles begann damit, dass Wilbert die Stadt wegen des maroden Nachbarhauses um Hilfe bat. Die Stadt beauftragte das Technische Hilfswerk, das Gebäude zu sichern. Die THW-Helfer rissen den Giebel ein und ließen einen Schutthaufen zurück. Wie sich später herausstellen sollte, war im Keller nicht einmal der Strom abgeklemmt worden. In den kommenden Monaten fühlte sich niemand mehr für den Müllhaufen verantwortlich, der an Wolfgang Wilberts Haus grenzte. Und für die Schäden am gemeinsamen Giebel beider Häuser wollte auch niemand aufkommen.

Zwei kalte Winter verbrachte Wolfgang Wilbert. Das Haus Vorderdohr 44 war längst zu einem Fall für die Anwälte geworden. Elmar Weber von den Wupperadvokaten riet Wolfgang Wilbert schließlich dazu, gegen das Land Hessen zu klagen. Dem Land Hessen war die Schrottimmobilie als Erbe zugefallen, da der frühere Wuppertaler Besitzer nach Hessen gezogen und dort gestorben war. Seine Nachkommen hatten das Erbe wohlweislich ausgeschlagen.

Der Fall landete vor dem Landgericht Wuppertal, doch auch nach einem Urteil im Sinne Wilberts weigerte sich das Land Hessen, den Schrotthaufen abzutragen und die Wilbertsche Hauswand zu reparieren. Da die Versuche der Hessen scheiterten, die Ruine samt Grundstück für einen Euro zu versteigern, erklärten sie zusätzlich der Stadt Wuppertal und dem THW den Streit.

Es drohte eine Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf, bis die Hessen im Oktober einen Rückzieher machten. Den Ausschlag gab wohl der Bericht eines Sachverständigen, der die Trümmer vor Wilberts Haustür in Augenschein genommen hatte.

Auf eine satte, mittlere fünfstellige Summe schätzt Wolfgang Wilbert die insgesamt durch den Streitfall entstandenen Anwaltskosten. Wilbert selbst ist über eine Rechtsschutzversicherung abgesichert, sonst hätte er sich den Klageweg nicht leisten können. Dieser Weg schien ihm aber die einzige Wahl, da er die rund 20 000 Euro, die für die Entsorgung der Trümmer kalkuliert werden mussten, nicht aus eigener Tasche hätte bezahlen können. „Zum Glück habe ich mich an die Westdeutsche Zeitung gewandt, die das alles bekannt gemacht hat“, so Wilbert. Zuletzt beschäftigten sich sogar hessische Tageszeitungen mit dem skurrilen Fall aus Wuppertal, der den Mitarbeitern des Hessischen Immobilienmanagements offensichtlich zu peinlich wurde.

„Acht Container mit jeweils zehn Kubikmeter Schutt haben die Arbeiter dann weggebracht und einige Tage im Matsch geschuftet. Das war eine Knochenarbeit, die wir Nachbarn alleine niemals geschafft hätten“, sagt Wolfgang Wilbert. Unter den eingestürzten Holzbalken habe sich das gesamte Mobiliar, der Staubsauger und ein Rollstuhl befunden. Zum Glück sei vor dem Abriss wenigstens das Wasser abgedreht worden.

Die Sanierung der Hauswand hat mit der Diefenthal GmbH ein Cronenberger Dachdecker übernommen. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass er den Auftrag bekommt. Denn als mir vor dem ersten Winter niemand anders geholfen hat, ist der Dachdeckermeister gekommen und hat mir meine Hauswand provisorisch abgedichtet“, so Wilbert.