Fokus liegt auf Nachhaltigkeit Das wird aus der Villa Luhns in Wuppertal
Wuppertal · Ab April sollen die Mieter einziehen können – Ehepaar investiert rund drei Millionen Euro in die Sanierung.
. Emsiges Treiben herrscht in der ehemaligen Villa Luhns an der Schwarzbach in Oberbarmen. Handwerker gehen ein und aus, vermessen hier etwas, bauen dort etwas ein. Sabine Tunnat-Seidel und ihr Mann Ralf Seidel befinden sich mit dem Bau der acht Wohnungen in der ehemaligen Seifenfabrik im Endspurt. Im April sollen hier die ersten Mieter einziehen.
„Die Außenhülle ist so gut wie fertig. Sie ist gedämmt, das Dach ist gedeckt und die Photovoltaik-Anlage angebracht“, berichtet Architektin Susann Köhler. Die „schöne, alte Gründerzeitfassade“ wurde von innen gedämmt, damit ihr Aussehen erhalten bleibt. Innen nehmen die acht Wohnungen immer mehr Formen an; die Badezimmer sind schon fertig. Erhalten bleibt hier das alte Treppenhaus. „Es ist eines der wenigen Dinge, die alt sind und die man noch sieht“, sagt Köhler. Sobald die Arbeiten fertig sind, wird die Treppe wieder in Ochsenblutrot gestrichen.
Ursprünglich angedacht war die Fertigstellung des Gebäudes für Ende 2023. Doch es gab Verzögerungen beim Einbau des Aufzugs – der für inklusives Wohnen, also Wohnen für Menschen mit und ohne Behinderung – notwendig ist. „Wir mussten die Wände des Aufzugschachts leider doch abreißen. Das ließ sich leider nicht vermeiden“, erklärt Ralf Seidel. Weil es draußen momentan so kalt ist, ließ der Schacht sich bislang nicht verkleiden.
Die Wohnungen zwischen 45 und 150 Quadratmetern jeweils mit Balkon, Terrasse oder Dachterrasse sind größtenteils bereits vermietet. „Wir haben eine richtig nette Mieterschaft“, sagt Sabine Tunnat-Seidel. Jede Wohnung verfügt über einen Hauswirtschaftsraum beziehungsweise eine Abstellkammer. „Der Keller hat die Tendenz, feucht zu sein“, erklärt Sabine Tunnat-Seidel. Auch hat jede Wohnung eine Fußbodenheizung, die durch eine Wärmepumpe betrieben wird. „Wir haben im Hof vier Erdwärmebohrungen in 150 Metern Tiefe gemacht. Von da aus wird die Wärme ins Haus geführt und durch die Wärmepumpe im Haus verteilt“, erklärt Susann Köhler.
Die Wärmepumpe wird durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach betrieben. Aber auch die Mieter erhalten ihren Strom durch die Anlage. „Wir hoffen, dass die Bewohner irgendwann auch mit E-Autos unterwegs sind und den Strom für ihre Autos nutzen können“, ergänzt Ralf Seidel. Neben E-Ladeanschlüssen für die Mieter soll es auch einen öffentlichen Anschluss geben. Im Hof werde der Asphalt noch wegkommen, die angrenzende Lagerhalle abgerissen. „Hier soll ein Naturgarten entstehen“, sagt Sabine Tunnat-Seidel. Mit den Mietern habe es schon einen gemeinsamen Workshop gegeben, um herauszufinden, was sie wollen. „Die Nutzer haben sich einen Teich gewünscht, einen kleinen Hügel, eine Höhle zum Verstecken und eine Schaukel“, berichtet Susann Köhler. Der Antrag für den Naturgarten liege derzeit beim Bauamt.
Die Wohnungen sind barrierefrei oder aber rollstuhlgerecht gebaut – im zweiten Fall mit extrabreiten Fluren und Türen, viel Bewegungsspielraum im Badezimmer und niedrig angebrachten Fenstergriffen, damit auch Rollstuhlfahrer sie bequem öffnen können. Wenn sie denn wollen.
Denn das Gebäude verfügt ebenfalls über eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die Stoßlüften unnötig macht, erklärt Seidel. Investiert hat das Ehepaar auch in besonderen Schallschutz. „Von der Schwarzbach hört man hier fast nichts. Das ist wirklich faszinierend“, sagt Ralf Seidel. Rund drei Millionen Euro kostet das Bauprojekt, ursprünglich geplant waren 2,7 Millionen Euro. Ein großer Teil werde von der Wohnungsbauförderung getragen. Zwei der Wohnungen sind frei finanziert, die übrigen sind Sozialwohnungen oder gehen an Mieter mit einem Wohnungsberechtigungsschein.
Vielfalt der Mieter ist
ein Anliegen des Ehepaars
Dem Ehepaar ist es ein Anliegen, die Vielfalt der Menschen unter einem Dach zu vereinen. Da ist die Ein-Personen-Wohnung, die Wohnung für eine ganze Wohngemeinschaft, aber auch Alleinerziehende mit Kind und Familien werden einziehen. Gerade das inklusive Wohnen ist für Sabine Tunnat-Seidel ein Herzensanliegen. „Ich komme aus dem sozialen Bereich und habe viel mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Ich habe gesehen, wie schwierig es für sie ist, bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum zu finden“, berichtet sie.
Die Mieten, so Ralf Seidel, liegen bei den frei finanzierten Wohnungen bei neun Euro pro Quadratmeter. „Wir haben uns sehr genau am Mietspiegel orientiert.“ Sein Augenmerk lag besonders auf dem Aspekt Nachhaltigkeit – Wärmepumpe, Photovoltaikanlage. „Ich wollte so wenig abreißen wie möglich und den Bestand nutzen“, sagt er. Den Wunsch in die Tat umzusetzen, sei jedoch eine Herausforderung gewesen. „Es war gar nicht so einfach, die Handwerker davon zu überzeugen.“
Ihn überrascht es, wie hoch noch immer der Widerstand gegen moderne Energiespar- oder Heizmethoden ist. „Es ist erschreckend, wie groß die Vorbehalte sind.“ Viele Installateure würden noch immer auf Gas setzen. „Da wundert es mich nicht, dass die Menschen Vorbehalte haben. Wenn selbst die Experten am Gas festhalten.“