Demo wegen Tod nach Zahn-OP
Schülerin (18) starb vor einem Jahr. Nach Entfernen der Weisheitszähne gab es Komplikationen. Familie fordert Aufklärung.
Wuppertal. „Was wollt ihr?“, „Gerechtigkeit!“ „Für wen?“ „Für Adjani!“ Mit lautem Sprechgesang zog am Freitag Vormittag eine Gruppe von knapp 30 Menschen durch die Wuppertaler Innenstadt. Es waren Familienangehörige und Freunde der Schülerin Adjani Yoka, die am 29. Juli 2015 starb. Mit der Demonstration wollen sie ihrer Forderung nach Aufklärung Nachdruck verleihen.
Das Mädchen hatte sich im Juni 2015 ambulant drei Weisheitszähne ziehen lassen. Als die Schmerzen nicht aufhörten, meldete sich die Familie im Uniklinikum Düsseldorf. Dort hieß es, sie müsse sich von ihrem Zahnarzt Medikamente geben lassen. Bei ihm erhielt sie Infusionen, doch die Beschwerden wurden schlimmer, Anfang Juli brach Adjani zusammen. Die Eltern brachten sie in ein Wuppertaler Krankenhaus, von dort wurde sie sofort ins Düsseldorfer Uniklinikum gefahren. Dort starb sie drei Wochen später.
„Es war ein ganz normaler Eingriff“, sagt Adjanis Bruder Ceciguy Yoka (21). „Da denkt man an nichts Schlimmes.“ Der Vater Guy Yoka kann nicht glauben, dass alles richtig gelaufen ist: „Das war ein Arzt mit Erfahrung!“ Er will nicht mehr sagen — „ich habe noch viele Emotionen.“ Der Bruder erzählt vom Jahr nach dem Tod der Schwester: „Nach außen ist alles normal.“ Doch innerlich trauerten sie: „Einer fehlt.“ Die Familie stammt aus dem Kongo, lebt seit 14 Jahren in Wuppertal. Adjani war das jüngste von fünf Kindern.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt, hat im Januar einen Gutachter beauftragt. „Er hat angekündigt, dass er mindestens ein halbes Jahr braucht“, sagt Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Kiskel. „Wir sind noch im normalen Zeitfenster.“ Der Gutachter prüft, ob der Zahnarzt oder das Düsseldorfer Uniklinikum Fehler machten, ob Adjanis Erkrankung mit Diabetes genug berücksichtigt wurde. Kiskel erwartet das Ergebnis in den nächsten zwei Monaten. Dann werde entschieden, ob sie Anklage erheben.
Den Angehörigen kommt das lang vor. „Bis heute wartet die Familie auf das Ergebnis“, sagt Jimmy Kenga von der Wuppertaler Initiative Afrika 2000, Organisator der Demonstration. Die kleine Gruppe mit einigen Kindern startet am Hofkamp. Adjanis Eltern tragen T-Shirts mit Adjanis Bild. Freunde laufen mit: „Wir sind quasi zusammen aufgewachsen“, sagt Merveditte Mvunuku (21). Sie sei dabei, damit Adjani nicht vergessen werde. Und sie wolle den Eltern beistehen. Unterstützung für die Familie ist auch das Motiv von Maria Hernandez (20). Sie ist mit Adjanis Bruder befreundet.
Ceciguy Yoka, Bruder
Auf dem Hof der Wuppertaler Staatsanwaltschaft in der Hofaue ruft die Gruppe wieder laut nach „Gerechtigkeit!“ Jimmy Kenga hält eine kleine Ansprache, erinnert daran, dass Adjani „ein fröhliches Kind“ war, „das immer ein Lächeln parat hatte“. Er ruft: „Wir fordern die Behörden auf, das Verfahren zum Abschluss zu bringen!“, sagt auch: „Wir haben Vertrauen in die Justiz.“ Einige sind enttäuscht, dass hinter den Fenstern keine Reaktion wahrzunehmen ist.
Die Gruppe läuft über die B7 zum Brausenwerth. Vor einem Geschäftshaus rufen sie erneut nach Gerechtigkeit, Jimmy Kenga erinnert noch einmal an Adjanis Tod. Dann stellen die Demonstranten Bilder der Schülerin in den Eingangsbereich des Hauses. Adjanis Vater verteilt Blumen, die sie einzeln zu den Bildern legen.
Zuletzt zieht die Gruppe bis an den Rand der Fußgängerzone in der Hofaue, wo ihre Rufe besonders viel Aufmerksamkeit bekommen. Neugierig lesen Passen die hochgehaltenen Schilder. „Gerechtigkeit für wen?“, fragt ein junger Mann, nickt, als er versteht.