Serie Der Balkon kann auch ein kleiner Garten werden

Wuppertal · Das Draußen-Zimmer ist im Wandel: Immer mehr Menschen nutzen es für Obst und Gemüse.

Christoph Kaul vom Gartencenter Amoflor zeigt blühende Ware.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Von Anke Strotmann

Eine Wohnung mit Balkon hat nicht erst während der Corona-Pandemie eine besondere Qualität bekommen. Schon immer waren Objekte mit einem Zimmer unter freiem Himmel gefragt. In oberen Etagen eines Mehrfamilienhauses einfach raus an die frische Luft zu können, ist praktisch und erhöht die Lebensqualität. Hier kann man im Kleinen verwirklichen, wenn man keinen Garten mit Terrasse hat.

Die Gestaltung ist vielfältig. Klassisch mit Blumen geschmückt, mit Klickfliesen oder Kunstrasen ausgelegt oder mit einem Sichtschutz aus buntem Stoff, Bambus oder Rindenholz versehen: Es gibt viele Möglichkeiten, sein Reich zu gestalten. „Der Balkon wurde schon immer als weiteres Zimmer genutzt, aber während der Pandemie ist die Gestaltung noch üppiger geworden“, sagt Christoph Kaul, Betriebsleiter des Gartencenters Amoflor. Normalerweise gebe es im Sommer eine Flaute, weil die Menschen in den Urlaub fahren. „Mittlerweile werden Kästen nachgepflanzt, wenn etwas verblüht ist.“

Kaul macht mehrere Trends aus, Balkone zu gestalten. Als klassischen Balkon bezeichnet er die Bepflanzung mit Geranien, Fuchsien und Petunien. „Diese Pflanzen sind gezüchtet und für Bienen gänzlich uninteressant“, sagt er. Seit einiger Zeit beobachtet er einen Wandel zum insektenfreundlichen Balkon. Dafür eignen sich Stauden und krautige mehrjährige Pflanzen wie die Winterheide, der Sonnenhut oder die Herbstzeitlose. „Die Pflanzen müssen nicht jedes Jahr ausgetauscht werden.“ Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie nur einige Wochen im Jahr blühen. Er rät deshalb dazu, Gehölze und Stauden mit Geranien zu kombinieren. Ergänzt werden kann der insektenfreundliche Balkon mit einem Insektenhotel, das windgeschützt an der Hauswand aufgehängt wird.

Auf dem Naschbalkon findet man Obst und Gemüse. „In Blumenkästen kann man Erdbeeren, Salat und Kräuter anbauen“, sagt Kaul. Töpfe eigneten sich für Johannisbeeren oder Züchtungen von kleinwüchsigen Birnen-, Apfel-, oder Pfirsichbäumen. „Der Stamm wird dicker, aber die Pflanze wird nicht höher“, sagt der Gartenbauingenieur über die etwa einen Meter hohen Bäumchen. „Das Wichtigste an der Sache ist nicht die Ernte, sondern das eigene Gärtnern, der Erfolg und das Wissen, woher das Obst kommt“, sagt Kaul. In der Pandemie seien „unglaublich viele Nutzpflanzen“ gekauft worden.

Kaul empfiehlt Klassiker wie Tomaten für den Balkon. Sie stehen einzeln in ausreichend großen Töpfen und bieten den größten Nutzen. „Mit vier Tomatenpflanzen kommt man den Sommer aus“, sagt er. Auch Zucchinis sind pflegeleicht. Eine Pflanze bringt 20 bis 30 Früchte, zuvor kann man sich an den großen gelben Blüten erfreuen, auf denen sich gerne Hummeln niederlassen. Weinpflanzen mit roten oder weißen Trauben ranken dekorativ an der Wand.

Kräuter ergänzen
einen guten Balkon

Auch Kräuter dürfen nach Ansicht von Kaul nicht auf dem Balkon fehlen. „Am besten, man pflanzt die Kräuter, die man selbst in der Küche verwendet“, sagt Kaul, der die Erfahrung gemacht hat, dass immer mehr Kunden Kräuter haben wollen. Besonders gefragt seien Petersilie, Basilikum, Rosmarin und Minze, aus der man einen frischen Tee zubereiten kann. Die Pflanzen können in Kästen oder kleinen Töpfen gepflanzt werden.

Wer viele auf dem Balkon unterbringen möchte, kann auf eine Pflanztreppe zurückgreifen. „Praktisch sind Kästen, die Wasser speichern“, sagt Kaul. Dann sei man nicht auf Nachbarn angewiesen, die die Blumen gießen, wenn man nicht da ist. Der Profi rät, Balkonpflanzen wöchentlich zu düngen, da mit jedem Gießen Nährstoffe ausgeschwemmt werden.

Rosenkugeln und Windräder in verschiedenen Farben bringen Farbe auf den Balkon, Laternen und Lampions verbreiten abends eine gemütliche Stimmung. Wenn dann noch das Wetter mitspielt, kann der Urlaub auf Balkonien beginnen.