Kommentar Der Charakter einer Viertels
Wuppertal · Für einige Abhängige ist die Therapie mit Diamorphin die letzte Möglichkeit, die Abwärtsspirale aus Suchtdruck, illegaler Beschaffung und Gesundheitsschäden durch gestreckte Drogen zu durchbrechen. Daher ist es gut, dass es in Wuppertal ein solches Angebot gibt.
Nicht gut ist das ungesteuerte Zusammentreffen von Menschen, die bisher nichts mit Drogen zu tun hatten, mit den Patienten der Praxis, die sich nicht an übliche Gepflogenheiten halten. Anwohner fühlen sich zu Recht belästigt, wenn einige Patienten die Grünanlage als Toilette benutzen, wenn dort Drogen verkauft und konsumiert werden.
Auch Abhängige haben ein Recht, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten, und wir alle müssen aushalten, dass wir kranken Menschen begegnen. Aber wenn Eltern einen Spielplatz meiden, wenn sich Erwachsene auf der Straße unwohl fühlen, dann hat sich der Charakter eines Viertels stark verändert.
Das Mindeste sind Maßnahmen wie Aufklärung auf beiden Seiten, Veränderungen wie das Entfernen „verführerischer“ Gebüsche, häufige Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt sowie zusätzliche Angebote für die Praxisbesucher in der Praxis. Eventuell muss auch die Zahl der Patienten beschränkt – oder ein anderer Standort gesucht werden. Damit beides möglich ist: Hilfe für Abhängige und dass sich Anwohner wohl fühlen.