85. Geburtstag Der „Deutsche James Bond“ aus Wuppertal ist weiter auf Mission
Wuppertal · Der Wuppertaler Schauspieler Claus Wilcke wurde jetzt 85 Jahre alt – lässt sicher aber auf der Theaterbühne davon nicht ausbremsen.
„Deutscher James Bond“ wurde seine wohl berühmteste Figur manchmal genannt: Die Titelfigur der TV-Serie „Percy Stuart“ war ein schneidiger Abenteurer, ihr Darsteller hatte in den Jahren 1969 bis 1972 eine große Fangemeinde. Nicht jeder wird wissen, dass Claus Wilcke im „Kammerspielchen“ am Elberfelder Karlsplatz bis heute auf der Bühne steht. Am Montag ist er 85 Jahre alt geworden.
Geboren wurde Wilcke am 12. August 1939 in Bremen, wo er auch sein erstes Bühnenengagement erhielt. Über die Jahre spielte er an Staats- und städtischen Bühnen etwa in Oldenburg und Lübeck, zudem an der bis heute namhaften „Komödie“ in Frankfurt oder auch den bedeutenden Münchner Kammerspielen.
Zu seiner Arbeit fürs Fernsehen zählten über die Jahre auch Rollen in Krimiserien wie „Der Alte“ oder „Ein Fall für zwei“. Mindestens so bemerkenswert aber sind Spuren, die sein Schaffen auch akustisch hinterlassen hat. Mehr noch als bei Hörspielen wie „Sherlock Holmes“ oder auch der Kinderserie „Hui Buh“ mag das für eine ganze Reihe höchst prominenter Synchronrollen gelten: So gab Wilcke schon Elvis Presley wie auch Warren Beatty in deutschen Filmversionen seine Stimme. Und wer Omar Sharif im Klassiker „Lawrence von Arabien“ auf Deutsch im Ohr hat: Auch das ist Claus Wilcke.
Auch solche ziemlich maskulinen „Pendants“ auf internationaler Bühne zeigen unzweideutig: Wilcke steht nicht zuletzt für markante Männlichkeit. Und auf seine Weise strahlt er das beim Spielen bis heute aus. Vielleicht darf man auch mutmaßen, dass sein bewegtes Privatleben sich auch damit erklärt. Vor seiner heutigen Ehe mit Gattin Daniela war Wilcke vier weitere Male verheiratet - und bei einigen gab es durchaus Anlass zu Interesse bei der Boulevardpresse.
„Ich stehe bis zum letzten
Atemzug auf der Bühne“
Zur Aktualität nun gehört, dass Wilcke auch mit Mitte achtzig dem Theater treu bleibt: „Ich stehe bis zum letzten Atemzug auf der Bühne“, sagte er einmal einer Zeitung. Gleichfalls dazu zählt eine Ehrung aus jüngerer Zeit: 2022 erst erhielt er eine Auszeichnung als bester Schauspieler des Jahres der Stadt Essen.
Dass nicht nur Figuren wie „Percy“ viele Fans hatten, sondern auch Wilcke selbst stets für kernige Ausstrahlung stand: Das kann sich bis heute ohne Weiteres ausmalen, wer den Schauspieler auf der Bühne erlebt. Der inzwischen weißhaarige Mime spielt regelmäßig in Ernst Quambuschs „Kammerspielchen“, das im pittoresken Solingen-Gräfrath sein, vielleicht darf man sagen: Stammhaus hat. Das Umfeld des aktuellen Wuppertaler Ablegers am Karlsplatz ist zwar um einiges weniger schmuck - doch man darf sicher sein: Auch an dieser Adresse, voriges Jahr nach dem Auszug von Kristof Stößel übernommen, entfaltet sich Wilckes Präsenz.
In jüngster Zeit spielte Wilcke dort etwa in „Die Terrasse“ von Klaus Wirbitzky, einem Werk über Altern und Liebe. Er gab einen im Seniorenheim lebenden Psychiater, der mit einem Mitbewohner um eine junge Pflegerin konkurriert. Das Stück ist dabei kein billiger Klamauk und verläuft tragikomisch. Rund ein Jahr zuvor gab es eine gute Gelegenheit, von Wilckes andauerndem Witz und Charme einen Eindruck zu gewinnen: In „Weiße Turnschuhe“ von René Heinersdorff verkörperte er einen gerissenen Alten, der sich als dementer Pflegefall ausgibt. Ein Patriarch und gestandener Playboy, der schlitzohrig mit allen spielt.
Gespielt wurde dieses Stück indes an einer anderen Adresse: In Wuppertal residierte das „Kammerspielchen“ damals in der Rödiger Straße in Barmen - kaum ein Jahr, der Ort blieb Intermezzo. Im Erdgeschoss eines Wohnhauses zwar nicht ohne Atmosphäre, soll ein Parkplatzstreit dort für den Auszug gesorgt haben. Wodurch sich Quambusch, seinerseits unermüdlicher Film- und Theatermann, freilich nicht ausbremsen ließ. Und an den diversen Adressen bleibt Wilcke bis heute eine verlässliche Konstante.
Seinen 85. Geburtstag hat der Schauspieler laut Quambusch übrigens nicht groß gefeiert. Bei der besonderen Zahl mag das zwar überraschen - doch die Begründung spricht andererseits Bände über die Routine bei diesem alten Bühnenfuchs: Wenig Zeit - es liefen ja Proben.