Nachhaltigkeit Stadion am Wuppertaler Zoo produziert immer noch keinen Strom

Wuppertal · Seit Juni ist der aus Solarmodulen zusammengesetzte Schriftzug auf dem Dach – die Inbetriebnahme gestaltet sich schwierig.

Der Werbeeffekt des Schriftzugs ist gut. Zur EM gingen die Bilder davon um die Fußballwelt.

Foto: Ja/Fischer, Andreas

Pünktlich zur Fußball-Euromeisterschaft prangte ab Anfang Juni der Schriftzug Wuppertal – zusammengesetzt aus 702 Solarmodulen – auf dem Dach des Stadions am Zoo. „Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“ haben sich Wuppertaler Stadtwerke und Gebäudemanagement bei ihrem Auftaktprojekt zur Ausstattung möglichst vieler städtischer Dächer mit Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie auf die Fahnen geschrieben. Teil eins, der Werbeeffekt, wurde schnell umgesetzt, denn Luftbilder aus Wuppertal gingen um die Fußball-Welt, zumindest so weit wie es die Berichterstattung über das Stadion als Trainingsort der slowenischen Nationalmannschaft anging. Und der Nutzen? Strom ist bisher noch nicht vom Dach geflossen, wie die WZ jetzt auf Nachfrage bei WSW und Gebäudemanagement erfuhr. „Gerne würden wir noch in diesem Jahr den ersten Strom ernten und hoffen, dass es im Herbst so weit ist, doch eine genauere Prognose ist derzeit seriös nicht möglich“, sagt Andy Völschow, Leiter Kunden, und Quartierslösungen bei den WSW.

Mit der schnellen Installation der Solarpaneele auf dem Dach sei nur der einfachere Teil der Arbeit erledigt gewesen. Der Anschluss ans Netz gestaltet sich deutlich langwieriger, zumal man die Arbeiten während des EM-Basecamps der slowenischen Nationalmannschaft hatte einstellen müssen. Die Arbeiten geschehen jetzt im Gebäude, sind also weitgehend unsichtbar, aber umfangreich. Vor allem gilt es Kabel zu ziehen vom Wechselrichter, der in der Mitte der Tribüne angebracht ist, bis zum Trafo des Stadions, der am vorderen Marathontor untergebracht ist. Für den optimalen Weg müssen – immer in Absprache mit dem GMW und dem Denkmalamt auch Durchbrüche im Gebäude vorgenommen werden. Erschwerend komme hinzu, dass die elektrische Anlage im Stadion nicht mehr die jüngste sei und auch die verhandene Notstromanlage berücksichtig werden müsse. Da seien viele Berechnungen anzustellen.

Dass nicht das komplette Dach mit Solarpaneelen belegt wurde, hänge übrigens nicht nur mit dessen begrenzter Tragfähigkeit und dem Werbeeffekt durch den Wuppertal-Schriftzug zusammen, sondern auch damit, dass der vorhandene Trafo eine höhere Einspeiseleistung als die berechneten rund 300 000 Kilowattstunden der Anlage nicht zulassen würde.

Den Trafo auszutauschen, der trotz seines Alters noch einwandfrei sei, wäre andererseits nicht wirtschaftlich gewesen, erklärt Christoph Winter, Energiemanager beim GMW. „Natürlich müssen wir auch darauf achten, ansonsten würde sich der Strom für uns ja verteuern“, so Winter. Das Kooperationsmodell mit den WSW basiert darauf, dass das GMW Gebäudedächer zur Verfügung stellt, die WSW die Anlagen bauen und den dort erzeugten Strom dann vergünstigt ans GMW liefern. Der aus dem Stadion soll nicht nur dort, sondern auch im Zoo Anwendung finden.

Über eine Liste mit weiteren möglichen Standorten laufen Gespräche zwischen WSW und GMW, ohne dass es schon ein konkretes Ergebnis gibt. Geprüft werde gerade, so Winter, ob dafür beispielsweise das Dach der Bundesbahndirektion infrage komme, das sich das GMW im Zuge der Miete von Gebäudeinhaber Clees gesichert habe. Bei andern städtischen Dächern sei zu berücksichtigen, ob man nicht vielleicht Landeszuschüsse beim Bau erhalten könne, wie das zuletzt bei Anlagen auf mehreren Schulen (unter anderem der Gesamtschule Langerfeld, Schulzentrum Süd oder Bundesallee) der Fall gewesen sei. Das mache es für das GMW und damit die Stadt dann noch günstiger als das Kooperationsprojekt mit den Stadtwerken.

Nichtsdestotrotz gilt das Stadion weiter als Leuchtturmprojekt und GMW und WSW arbeiten darauf hin, die Anlage so schnell wie möglich in Betrieb nehmen zu können. „So traurig wir sind, dass wir den Sommer, in dem es den größten Ertrag gibt, nicht mehr mitnehmen konnten, umso mehr freuen wir uns auf die nächsten 30 Jahre“, schließt Andy Völschow im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Anlage. Die soll sich für beide Partner in diesem Zeitraum gelohnt haben. Auch abgesehen vom Werbeeffekt, den es wieder beim U20-Länderspiel Deutschland gegen Ghana geben wird, das am 14. Oktober im Stadion am Zoo ausgetragen wird.